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Mannlose Schnitte just in time

Auslagerung: Endress+Hauser delegiert Sägezuschnitte an externen Dienstleister
Mannlose Schnitte just in time

Um Platz für die mechanische Fertigung zu gewinnen, lagerte Endress+Hauser sein komplettes Rohmateriallager und die Artikelvorfertigung aus. Das Material erhält der Messtechnik-Spezialist jetzt just in time als konfektionierte Sägezuschnitten.

Durch das Outsourcing fährt Endress+Hauser seine Kapitalbindungs- und Prozesskosten deutlich zurück. Zudem profitiert der Messtechnik-Spezialist durch die elektronische Datenübermittlung von einem standardisierten, automatischen Informationsfluss.

„Unsere Kernkompetenz ist die Fertigung von Füllstand-, Druck- und Tankstandmesstechnik und nicht die Rohmaterialbewirtschaftung“, begründet Guido Laimbacher die Entscheidung, die Rohmaterialbevorratung und den Sägezuschnitt auszulagern. „Um effizient zu arbeiten, ordnen wir die verschiedenen Wertschöpfungsstufen entlang unserer Supply Chain konsequent den jeweiligen Spezialisten zu“, so der Bereichsleiter Logistik und Einkauf bei der Endress+Hauser GmbH & Co. KG. Dringend benötigter Raum für den Ausbau der mechanischen Fertigung am Standort Maulburg war letztlich ausschlaggebend, das Just-in-time-Projekt zeitnah umzusetzen.
Das Anforderungsprofil an den neuen Dienstleister Günther + Schramm aus Oberkochen war vergleichsweise umfangreich: Der Anbieter sollte jede der insgesamt 5000 unterschiedlichen Artikelpositionen bevorraten beziehungsweise sägen – inklusive einiger zum Teil sehr langsam drehender Spezialitäten. Eine weitere Voraussetzung war, die kurzfristige und termingenaue Lieferung von jährlich rund 180000 Sägezuschnitten. Der neue Lieferant sollte zudem das Fehlerrisiko, das bei Endress+Hauser durch die manuelle Zuordnung von Werkstoffzeugnissen zu den Stabprodukten entstanden war, auf praktisch Null reduzieren. „Außerdem forderten wir einen automatisierten, beleglosen Datentransfers per EDI, um unseren Verwaltungsaufwand auf ein Minimum zu reduzieren“, ergänzt Logistikchef Laimbacher.
Im Jahr liefert Günther + Schramm über 750 t Stabstahl in die mechanische Fertigung von Endress+Hauser. „Da eine Prognose für die Bestellungen nur bedingt möglich ist, garantieren wir unseren Kunden eine hohe Verfügbarkeit und Fertigungsflexibilität über einen Produktionspuffer“, erläutert Georg Reisinger, Leiter der Mannheimer Günther + Schramm-Niederlassung. „Dies gilt vor allem für die vielen Spezialstähle, die unmöglich kurzfristig zu beschaffen sind.“
Grundvoraussetzung für den Erfolg des Just-in-time-Projekts sind die vollautomatischen Lager- und Sägeprozesse bei Günther + Schramm. Das Lagersystem des Metallhändlers bestückt zwei direkt angeschlossene Sägemaschinen mit Material. Die Maschinen realisieren anschließend komplett mannlos die Hochpräzisionsschnitte. Alle Sägeabschnitte unterliegen der allgemeinen Sägetoleranz. Dies entspricht bei einem Sägeabschnitt von beispielsweise 20 mm einer maximalen Längenabweichung von 0,2 mm und einer maximalen Winkelabweichung von 0,1 mm.
Zwischen Bestellung und Anlieferung liegen höchstens vier Tage. „Das Zeitfenster ist knapp bemessen wenn man bedenkt, dass wir pro Werktag im Schnitt 650 Zuschnitte fertigen“, erläutert Niederlassungsleiter Reisinger die besondere Herausforderung des Projekts. „Wegen der 5000 unterschiedlichen Positionen ist eine detailierte Prognose nicht möglich und deswegen scheidet auch eine Vorproduktion der Artikel aus.“ Expressaufträge bearbeitet Günther + Schramm sogar innerhalb von 24 h. Diese kommen aufgrund der neuen, standardisierten Prozesse allerdings nur in seltenen Ausnahmefällen zustande.
Nach den mannlosen Schnitten werden die Sägezuschnitte entgratet, gebürstet, vermessen und nach strengen Qualitätssicherungskriterien geprüft. Rund zwei Drittel aller Fix- und Handelslängen, die Günther + Schramm an den Messtechnik-Spezialisten liefert, versieht der Metall-Servicepartner zusätzlich mit einer Nadelbeschriftungsmaschine mit einer vom Kunden vergebenen Identnummer. „Durch die Vergabe einer eigenen Nummer für Sägeabschnitte und Stangenware gewährleisten wir später die eindeutige Zuordnung und Rückverfolgbarkeit jedes Messgeräts“, erläutert Logistikleiter Laimbacher. „Wir lassen die Nummern bereits bei Günther + Schramm einpflegen und mit der Chargennummer, den Rohstoffzeugnissen sowie der Lieferschein- und Rechnungsnummer verknüpfen.“ Anschließend werden die Informationen in eine Verwaltungsdatenbank übertragen. Dies ermöglicht einen automatisierten Informationsfluss ohne Medienbrüche und zugleich eine verminderte Fehlerquote. Fertigungsaufträge, Auftragsbestätigungen, Lieferscheine und Rechnungen werden ebenfalls per EDI-Verbindung beleglos ausgetauscht. Auch die Werkstoffzeugnisse für die gelieferten Artikel erhält Endress+Hauser auf elektronischem Weg.
„Günther + Schramm erfüllt unsere Anforderungen“, bewertet Guido Laimbacher die Projektzusammenarbeit. Endress+Hauser hat durch die Fremdvergabe von Materialbeschaffung, Lagerung und Zuschnitt eine Reihe von Vorteilen. Die Auslagerung der Materialbevorratung und Vorfertigung bringt dem Messtechnik-Spezialisten rund 220 m² zusätzliche freie Fläche für die Produktion. Zudem konnte Endress+Hauser den Personalbedarf in den Bereichen Materialhandling und Vorfertigung von 3 auf 0,5 Mitarbeiter reduzieren. Die ehemaligen Lagermitarbeiter sind jetzt in der mechanischen Fertigung beschäftigt.
Alle Bestell-, Bestätigungs- und Rechnungsvorgänge sind in einem automatisierten Informationsfluss zusammengefasst, den Endress+Hauser als Referenzprozess für weitere Lieferanten verwenden wird. Und schließlich werden die Risiken wie Materialverschnitt und Ausschussproduktion sowie zukünftig notwendige Ersatzinvestitionen vom Dienstleister getragen.
Susanne Wagner Fachjournalistin in Montabaur
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