Die Containerschifffahrt boomt und damit steigen auch die Anforderungen an die Reedereien: Die gesamte Lieferkette soll transparent und stets nachvollziehbar sein, um Diebstahl, Manipulation oder gar dem Verschwinden ganzer Container vorzubeugen. Doch ohne moderne IT-Systeme und technologische Innovationen ist eine solch lückenlose Überwachung heute nicht mehr möglich.
Containerschiffe sind die Lastenträger der Weltmeere und transportieren riesige Mengen an Stahlboxen von Kontinent zu Kontinent. Doch auf den oftmals wochenlangen Reisen über die Ozeane kann viel passieren: Leergeräumte Container oder manipulierte Waren sind keine Seltenheit. Um dem vorzubeugen, testet Siemens IT Solutions and Services zusammen mit Nokia Siemens Networks (NSN) und einem internationalen Konsortium – bestehend aus Transportunternehmen für Seefrachten, Reedereien, Technologielieferanten und Sicherheitsorganisationen – ein satellitengestütztes Überwachungssystem. Ziel ist es, die Container auch auf offener See zu verfolgen und ihren Zustand in Echtzeit zu überprüfen. So soll gewährleistet werden, dass die Waren vollständig und pünktlich am Bestimmungsort ankommen.
Eine Kombination aus unterschiedlichen Kommunikations-Technologien ermöglicht das lückenlose Überwachen der Ladung auch dort, wo herkömmliche terrestrische Netze versagen. Sie besteht aus drei Teilen: einer GSM (Global System for Mobile Communication)-/GPRS (General Packet Radio Service)-Basisstation mit der Siemens-Lösung Mogis (Mobile GSM Infrastructure over Satellite), einem GSM-Server auf dem Schiff sowie einem RFID-Chip, der im Inneren des Containers installiert ist. NSN stellt dabei die Standard-GSM-Infrastruktur bereit. Siemens liefert die Spezial-Software zum Anpassen der GSM-Kommunikation an die Satellitenverbindung, während der Technologie-Partner Triagnosys die Software zum Ansteuern des Satellitensystems erstellt hat. Was die Hardware betrifft, sind an Bord ein schiffstauglicher Industrie-PC sowie ein Satellitenmodem notwendig.
In regelmäßigen Abständen meldet der RFID-Chip per Funk den aktuellen Zustand des Containers an eine an Bord befindliche GSM-Box. Aufgrund einprogrammierter Werte schlägt der Transponder bei Veränderungen sofort per SMS-Nachricht Alarm und gibt dabei die Angaben für eine metergenaue Ortung sowie die sichere Identifikation des einzelnen Containers durch. Wird eine Stahlbox beispielsweise unbefugt geöffnet, sendet der Chip sofort ein Signal. Die GSM-Box leitet die Daten parallel und zeitnah sowohl an ein Kontrollsystem an Bord als auch an einen Satelliten. Dieser übermittelt die Auskünfte zum Kontrollsystem an Land. Der Kapitän kann somit stets aktuelle Informationen über die Güter abrufen, Reederei und Frachteigentümer jederzeit und eindeutig Position und Zustand der Container bestimmen. Dadurch ist es den Verantwortlichen beispielsweise bei Ausfall eines Kühlcontainers möglich, unverzüglich logistisch zu handeln. Dieses schnelle Reagieren und das Übertragen der exakten Daten sind möglich, da sich die Lösung mit Hilfe von Satellitentechnologie von jedem Punkt der Erde aus mit einem Funknetz auf dem Festland verbinden kann. Auch erhöhte Gas- oder Temperaturwerte, Feuchtigkeit oder verdächtige Vibrationen meldet die neue Technologie rasch dem Kontrollsystem. Rechtzeitig entdeckt, kann so unerfreulichen Überraschungen im Zielhafen vorgebeugt werden.
Eine weitere Motivation für den Einsatz des neuen Kommunikations-Systems ist die Zollabfertigung. Insbesondere die US-Behörden verlangen immer umfassendere Nachweise über die angelieferten Waren und Güter. Kann eine lückenlose Überprüfung der Fracht mit der neuen IT-Infrastruktur nachgewiesen werden, ist eine schnellere und bevorzugte Abfertigung am Hafen die logische Konsequenz. Kosten- und Zeiteinsparungen sind die Folge.
Darüber hinaus spricht für Systeme wie Mogis und RFID, dass der Warenaus- und -eingang sowie Lagerung und Transport der Waren und Güter lückenlos von der Verladung im Ausgangshafen bis zum Abnehmer überwacht und dokumentiert werden können. Da sich im Rahmen der Globalisierung auch in der See- und Schifffahrt die Expansionsbestrebungen der Unternehmen und der Kostendruck verschärfen, liefert die Technologie einen weiteren Mehrwert: Durch die elektronische Übertragung der Daten und den Wegfall menschlicher Interaktion beschleunigen sich nun alle Prozesse – ein Wettbewerbsvorteil im globalen Handel.
Neben dem erfolgreichen Einsatz von Mogis zum Überwachen von Schiffen auf hoher See setzen Experten die Technologie auch für die Kommunikation in Flugzeugen, Zügen oder abgelegenen Gegenden ein. Dies kommt zum einen den Anforderungen von Geschäftsreisenden entgegen, die insbesondere im Flugzeug telefonieren möchten. Zum anderen aber auch den Herausforderungen bei Katastropheneinsätzen in bisher unerschlossenen Gebieten, wo eine funktionierende Mobilfunkverbindung Leben retten kann. Aus diesem Grund wird in Zukunft mit einem verstärkten Einsatz der Technologie in verschiedensten Bereichen zu rechnen sein.
Renate Singer Fachjournalistin, München
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