Früher mussten sich die Mitarbeiter von Soennecken am Standort Overath bei jeder Kommissionierung eine Koordinate merken, die ihnen der Computer über Kopfhörer sagte. Heute führt sie ein Licht automatisch zum richtigen Fach.
Im Jahr verschickt die Soennecken eG etwa 1,3 Mio. Pakete an Mitglieder und Kunden. Mit rund 500 angeschlossenen Fachhandelshäusern ist die Genossenschaft im deutschsprachigen Raum führend bei der Vermarktung von Produkten rund ums Büro inklusive Finanzierung und Logistik. Gemäß dem Ziel der sogenannten Tagfertigkeit verlassen alle Waren das Logistikzentrum noch am Tag der Bestellung. Mindestens 97 % davon erreichen am Folgetag den Empfänger. Die Grundlage für dieses Geschäftsmodell ist eine schnelle und fehlerfreie Kommissionierung. Um den Mitarbeitern an den Kommissionierbahnhöfen ihre Arbeit zu erleichtern und die Effizienz zu steigern, hat Soennecken in eine neue Pick-by-Light-Lösung investiert. Realisiert wurde das Retrofit in Zusammenarbeit mit dem langjährigen Projektpartner und Generalunternehmer Unitechnik. Soennecken konnte durch die Umrüstung die Pickleistung um 10 % steigern bei einer gleichbleibend minimalen Fehlerquote von 0,07 %.
Im Distributionszentrum lagern 15 000 Artikel auf einer Fläche von 21 000 m². Fast 5 Mio. Auftragspositionen picken die Mitarbeiter pro Jahr. Verschickt werden die Büromaterialien an Händler und gewerbliche Endkunden. Damit diese beim Auspacken keine böse Überraschung erleben, erfolgt vor jedem Versand eine Reihe von Maßnahmen zur Fehlervermeidung. So wird beim Packen eines Auftragskartons jeder Artikel bei jedem Pickvorgang gewogen. Stimmt das Gewicht mit dem Sollgewicht aus den Stammdaten überein, kann der Prozess weitergehen. Außerdem werden alle Pakete vor dem Versand fotografiert, um etwa im Fall einer Reklamation schnell reagieren zu können. Die Grundlage für eine minimale Fehlerquote beim Versand ist allerdings die reibungslose Kommissionierung, die jetzt durch eine neue Pick-by-Light-Lösung unterstützt wird.
„Niemand legt sich heute noch große Vorräte an Büromaterial an“, weiß Klaus Schneider, Leiter Unternehmensweites Prozessmanagement bei Soennecken. „Unsere Kunden bestellen bedarfsorientiert und erwarten die Lieferung innerhalb eines Tages.“ Außerdem muss auf mögliche Änderungen in der Auftragsstruktur schnell reagiert werden können. Diese Anforderungen lassen sich mit einer manuellen Kommissionierung am besten erfüllen. Für die Mitarbeiter bedeutet das ein hohes Arbeitspensum mit hoher Konzentration. „Um einen Ausgleich zu schaffen, investieren wir in optimale Arbeitsbedingungen“, so Dirk Leischner, technischer Leiter bei Soennecken. „Die eingesetzte Technik soll unsere Mitarbeiter unterstützen und die Arbeit erleichtern.“
Seit der Inbetriebnahme der Logistikanlage setzte Soennecken in der Kommissionierung auf Pick-by-Voice. Der Vorteil dabei war, dass der Mitarbeiter beide Hände frei hatte und sich ganz auf die Kommissionierung und die vorsichtige Behandlung der Ware konzentrieren konnte. Im Frühjahr 2015 machte sich die Geschäftsführung auf die Suche nach einer alternativen Technik, die bei besseren Arbeitsbedingungen eine vergleichbare Effizienz und Qualität ermöglicht. Nach einer unternehmensinternen Analyse hat man sich schließlich für Pick-by-Light entschieden. Bei der Planung und Umsetzung setzte man auf den langjährigen Projektpartner Unitechnik. Der Generalunternehmer verantwortete 2009 bereits die Installation der Anlage in Overath und setzte in den Folgejahren viele Optimierungsprojekte um.
Die Anforderungen an Unitechnik waren klar definiert. So musste die Umrüstung im laufenden Betrieb erfolgen und Stillstände waren unbedingt zu vermeiden. Zudem sollte der Material- und Kostenaufwand so gering wie möglich sein. Unitechnik erarbeitete ein Konzept, das diese Punkte berücksichtigt. Die gewählte Lösung kommt mit einer vergleichsweise geringen Zahl neuer Bildschirme und Pick-by-Light-Interfaces aus. Die Grundidee dabei ist die Einteilung der Kommissioniergassen in Längs- und Hochachsen. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Pick-by-Light-Systemen, bei denen an jedem Fach eine eigene Anzeige angebracht ist, befinden sich die Pick-by-Light-Interfaces bei Soennecken nur entlang der Längsachse. Deswegen hat jedes Interface zwei Anzeigen. Die erste zeigt an, aus welcher Ebene gepickt werden soll, die zweite informiert über die zu entnehmende Menge.
Dank dieses Systems kommt Soennecken mit rund 2800 Pick-by-Light-Anzeigen aus. „Hätten wir nicht mit den Achsen gearbeitet, wären insgesamt etwa 13 000 Anzeigen fällig gewesen“, erklärt Andreas Klee, Vertrieb Logistiksysteme bei Unitechnik. „Das hätte die Lösung unwirtschaftlich gemacht.“ Eine weitere Besonderheit ist der Bereich der Langsamdreher, wo in einem Fachbodenlager Kleinstartikel mit einem geringen Durchsatz bevorratet sind. Weil hier nur selten Zugriffe stattfinden, gibt es lediglich einen Bildschirm am Eingang der Gasse, an dem der Mitarbeiter die Pickposition und die Menge der zu entnehmenden Artikel ablesen kann.
Parallel zu den Arbeiten an der Hardware richtete Unitechnik im eingesetzten Lagerverwaltungssystem UniWare eine neue Kommunikationsschnittstelle zur Ansteuerung des Pick-by-Light-Systems ein. Das Ziel dabei war, die neuen Kommissionierdialoge so einfach wie möglich zu gestalten. Optische Signale am Arbeitsplatz und an den Pick-by-Light-Schienen weisen den Weg zum richtigen Fach. Den Dialog startet der Mitarbeiter über einen PC an seinem Kommissionierplatz. Ein Pfeil auf dem Display weist in Richtung des Lagerplatzes der zu pickenden Ware. Über ein Lichtsignal an der Pick-by-Light-Schiene gelangt der Mitarbeiter zum richtigen Fach und liest an der Anzeige die Ebene und die Zahl der zu pickenden Artikel ab. Anschließend geht er mit der Ware zurück und startet den nächsten Dialog. Von seinem Arbeitsplatz aus bedient jeder Mitarbeiter eine 15 m lange Zone, in der rund 600 Artikel lagern. Insgesamt umfasst der Pickbereich bei Soennecken sechs Gassen mit jeweils sieben Kommissionierbahnhöfen.
Die gesamte Umrüstung auf Pick-by-Light erfolgte in acht Wochen im laufenden Betrieb. Pro Woche stellte Unitechnik eine Gasse auf das neue System um. Um die Mitarbeiter so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, wurden größere Eingriffe außerhalb der Arbeitszeiten vorgenommen. Hierzu gehörte zum Beispiel das Verlegen der rund 2600 m Kabel. „Die größte Herausforderung war allerdings, eine Gasse nach Abschalten des Pick-by-Voice-Betriebs sofort mit Pick-by-Light weiterlaufen zu lassen“, betont Andreas Klee. Während der Umstellung waren in unterschiedlichen Gassen zeitweise beide Systeme parallel in Betrieb. Bei der Einarbeitung der Mitarbeiter kam das sogenannte Train-the-Trainer-Prinzip zum Einsatz: Unitechnik schulte zunächst den Lagerleiter, seinen Assistenten und einige Key-User im Umgang mit der neuen Lösung. Diese gaben dann ihr Wissen im laufenden Betrieb an die Kollegen weiter.
Dank der einfachen Bedienung des neuen Systems verlief der Wechsel auf Pick-by-Light ohne Probleme. Die positiven Effekte waren sofort messbar. Im Vergleich zu früher ist die Pickleistung um rund 10 % gestiegen. An einem normalen Tag kommissionieren die Mitarbeiter heute im Schnitt 20 000 Auftragspositionen. Ein Grund für den höheren Durchsatz ist die intuitive Funktionsweise des Pick-by-Light-Systems, denn jetzt führt das Licht den Mitarbeiter automatisch zum richtigen Fach. Früher musste er sich eine Koordinate merken, die er über Pick-by-Voice erhielt. Vergaß er diese auf dem Weg, musste er die Ansage erneut ablaufen lassen. (ub)
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