Startseite » Technik » Logistik »

Trend zum rauchfreien Stapeln

Materialfluss & Logistik
Trend zum rauchfreien Stapeln

Elektrostapler liegen im Trend. Vor allem in Europa werden die Stromer immer häufiger nachgefragt. Dabei spielen neben dem steigenden Dieselpreis höhere Anforderungen an die Lagerhaltung eine Rolle.

Michael Sudahl, Der Medienberater

Dieselgeruch und Rußfahnen hat es in der 10 000-m²-Lagerhalle der Erdt-Gruppe in Viernheim nie gegeben. Stattdessen hat der Kommissionierungs-Spezialist 15 E-Flurförderfahrzeuge im Einsatz. Alle Schmalgangstapler und die sogenannten Ameisen sind Batteriebetrieben. Den Grund für die rauchfrei Zone erklärt Logistikleiter Alexander Heiß: „Wir lagern und verpacken hier Blutdruckzucker-Messgeräte.“ Deshalb sind alle Fahrzeuge und Maschinen reine Stromer. Abgase und steril verpackte Medizingeräte vertragen sich einfach nicht. Erdt ist zudem nach der strengen Medizinproduktenorm 13485 zertifiziert. Sie gibt die Reinhalteregeln für Lagerräume vor. Und Diesel geht da gar nicht.
Obwohl Erdt hochsensible Güter lagert, und daher strengen Normen unterliegt, ist das hessische Familienunternehmen kein Einzelfall. Der Wandel hin zur E-Mobilität ist in der Industrie von Portugal bis Polen in vollem Gang. Seit 2009 werden in Europa mehr Elektro-Stapler verkauft, als Modelle mit Verbrennungsmotor, wie Marktstatistiker von World Industrial Trucks Statistics (WITS) belegen. Hersteller wie Still sehen einen Grund für die sinkende Nachfrage nach Staplern mit Verbrennungsmotor im steigenden Dieselpreis. Dieser hat sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt. „Des Weiteren sind V-Stapler in der Anschaffung tendenziell zwar zunächst etwas günstiger als E-Stapler inklusive Batterie“, verdeutlicht Jürgen Wrusch von Still, Hamburg. Langfristig überzeugten E-Stapler jedoch durch deutlich geringere Energie- und Servicekosten. Einen Filter-, Öl- oder Zündkerzen-Wechsel gibt es beim E-Fahrzeug einfach nicht.
Knackpunkt ist vielmehr die Batterie. Besser gesagt deren Laufzeit. Neu angeschafft, sind die flinken Flurjäger scheinbar endlos im Einsatz. „Das Aufladen ist oft erst nach mehreren Tagen notwendig“, sagt Heiß. Doch je länger die Schwerlast-Flitzer genutzt werden, desto schneller geht die Batterie in die Knie. Logistiker berichten von Akkus, die bereits nach dreijährigem Einsatz ausgetauscht werden müssen.
Eine Alternative sind mit Brennstoffzellen betriebene Stapler. Einen der ersten von Hersteller Linde testet Seifert Logistics. Angetrieben wird mit Wasserstoff, als Emission bleibt schlichter Wasserdampf. In Kirchheim/Nabern wird die neue Technologie unter die Lupe genommen. Oktay Bozkurt, Seifert-Standortleiter, testet den 3,5-Tonner, Baureihe E35FC-01. Auch haben weitere Seifert-Kunden, etwa aus der Papierindustrie, nach dem High-Tech-Gefährt gefragt. „Die Brennstoffzelle ist als Antriebstechnik serienreif aber in der Praxis noch ein Exot“, verdeutlicht Marcus Rosenthal von Linde-Vertriebspartner Schöler. Der Leiter der Vertriebseinheit Ulm-Stuttgart weiß, dass vielen Logistikern noch die Infrastruktur zum Betanken der Brennstoffzelle fehlt. Auch sind Fahrzeug und Kraftstoff noch teuer. Im Moment kostet ein solches Vehikel drei Mal so viel wie ein Elektro-Gabelstapler. Noch ist nicht ganz klar, ob sich die Investition für Seifert lohnt. Zwar entfallen lange Ladezeiten und umständliche Batteriewechsel, wie sie bei E-Fahrzeugen vorkommen. Aber weil die Brennstoff-Modelle noch selten sind, wartet man lange auf Ersatzteile.
Eine Herausforderung war es für den Logistikdienstleister aus Ulm außerdem, den richtigen Gabelstapler zu bekommen. Denn nur wenige Hersteller haben die Brennstoffzelle derzeit im Angebot. Außerdem schien der Stellplatz im Außenbereich nicht ideal. Denn Brennstoffzellen können bei Minusgraden im Winter Schaden nehmen.
Auch für Erdt-Mann Heiß stellt sich die Frage nach einer mit Brennstoffzellen-Technik betriebenen Alternative nicht. Im Moment seien E-Modelle die am weitesten ausgereiften. Was sicher an der Batterietechnologie liegt. Bei Linde sind die Neufahrzeuge mit einer 24 Volt Batterie alle mit der modernen Lithium-Ionen-Technologie ausgestattet. Das ist die, die wir aus Smartphones kennen. •
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de