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Umrüsten im laufenden Betrieb

Retrofitexperte Telogs hält weltweite Ersatzteilversorgung in Schwung
Umrüsten im laufenden Betrieb

Modernisierung | Der Automobilzulieferer Continental Trading hat sein automatisches Kleinteilelager und die vorgelagerte Fördertechnik mit Hilfe des Retrofitexperten Telogs auf Vordermann gebracht.

Wer ein Auto fährt, der bezieht hin und wieder auch Ersatzteile in einer Werkstatt. Dabei stehen die Chancen gut, dass die Komponenten aus dem Global Logistics Center der Continental Trading GmbH im hessischen Babenhausen stammen. Denn Continental ist nicht nur ein Hersteller von Autoreifen, sondern gilt auch als einer der weltweit größten Automobilzulieferer. In Babenhausen werden täglich zehntausende Teile aus dem Sortiment an Kunden in der ganzen Welt verschickt. Das Spektrum umfasst mechanische und elektronische Ersatzteile, aber auch komplette Geräte wie Tachometer, Fahrtschreiber oder Reifendruck-Kontrollsysteme.

Da kein Autofahrer länger als nötig auf sein Fahrzeug verzichten möchte, sind schnelle und zuverlässige Lieferungen gefragt. Um dieser Anforderung gerecht zu werden ist der Standort mit einer automatischen Logistikanlage ausgestattet. Diese besteht aus einem Hochregallager und einem automatischen Kleinteilelager (AKL) mit drei Gassen, das von drei Regalbediengeräten versorgt wird. Diesem Komplex vorgelagert sind eine Behälterfördertechnik und ein Kommissionier-Bereich. Das AKL und die Fördertechnik wurden seither mit einem Materialflussrechner gesteuert. Die Inbetriebnahme erfolgte bereits 1997.
Um einen störungsfreien Betrieb und die Verfügbarkeit entscheidender Ersatzteile langfristig zu sichern, musste die Anlage auf den neuesten Stand gebracht werden. Mit dieser Aufgabe betraute Continental die Telogs GmbH, einen erfahrenen Instandhaltungs- und Retrofitexperten aus Wettenberg im Landkreis Gießen. Zentrale Anforderungen waren die Aktualisierung der SPS und die Modernisierung der Bustechnik im AKL. Außerdem forderte der Automobilzulieferer eine Visualisierungsmöglichkeit der Vorgänge im Lager, um so die Bedienung der Anlage zu vereinfachen. „Auf Basis einer Analyse von Telogs konnten wir uns auf eine passende Neukonzeption verständigen“, erzählt Bernd Landgraf, Manager Global Logistics Center bei Continental. Mit diesem Plan ließen sich sogar noch zusätzliche Optimierungen in Angriff nehmen. So sollten die Profis aus Wettenberg das Sicherheitskonzept und die Energieeffizienz der Anlage verbessern und diese an den bestehenden Lagerverwaltungsrechner anbinden.
Grundlage des Modernisierungskonzepts war ein gemeinsamer Workshop der beiden Partner. Neben der bereits bestehenden Aufgabenstellung kristallisierte sich dabei eine weitere Anforderung an den Retrofitexperten heraus: Alle Arbeiten mussten im laufenden Betrieb abgewickelt werden. Die Spezialisten von Telogs konnten folglich nur von Freitagabend bis Montagmorgen umrüsten und austauschen. Am Montag um 6 Uhr war Schluss, da musste die Anlage wieder voll einsatzfähig sein. Möglich war das nur mit einem engmaschigen Einsatzplan. Dieser sah den sukzessiven Austausch der Steuerungen der drei AKL-Geräte vor. Das bedeutete, dass noch nicht umgerüstete Regalbediengeräte zusammen mit bereits modernisierten Modellen betrieben werden mussten. Diese Herausforderung meisterten die Spezialisten ohne Probleme.
Die Steuerungs- und Antriebstechnik der Regalbediengeräte brachten die Planer außerdem auf den neuesten Stand der Sicherheitstechnik. Sie installierten eine Safety-SPS und zudem eine Antriebstechnik, die bei Abweichungen vom Geschwindigkeits- oder Positionsprofil sicher abschaltet. So werden Risiken reduziert sowie Personen- und Maschinenschäden vermieden.
Um den Energieverbrauch der Anlage zu senken, tauschten die Experten die gesamte Antriebstechnik inklusive der Motoren aus und integrierten eine Variante mit entsprechenden Servoverstärkern. Bei diesem Konzept wird die Bremsenergie einer Achse dazu genutzt, eine andere Achse anzutreiben. „Mit dieser neuen Antriebsregelung lässt sich das Regalbediengerät exakt positionieren und die Leistung steigern“, beschreibt Bernd Landgraf die Vorteile der neuen Lösung. „Zudem wird der Verschleiß der Mechanik reduziert.“ Darüber hinaus wurde das bestehende Busnet für die Kommunikation zwischen der Fördertechnik und den Regalbediengeräten durch Profisave auf der Basis von Profinet ersetzt. Dieses ist nach Ansicht der Spezialisten von Telogs eines der modernsten und sichersten Datenübertragungssysteme in der Automatisierungstechnik.
Mehr Benutzerfreundlichkeit war für das Management von Continental ein weiterer wichtiger Punkt. Um hier eine Verbesserung zu erreichen wurde die Anlage mit dem bestehenden Lagerverwaltungsrechner gekoppelt und ein neuer Materialflussrechner integriert. Dieser erfüllt gleich mehrere Aufgaben: So ersetzt er die bis dahin von der Steuerung über Protokollwandler übernommene Kommunikation mit dem Lagerverwaltungsrechner. Zudem stellt er eine Visualisierung des gesamten AKL bereit und zeigt Betriebszustände auf Daten- oder Steuerungsebene an. Über weitere Auswertungsmöglichkeiten stellt er dem Anlagenbetreiber relevante Daten für den Logistikbetrieb zur Verfügung.
„Alle Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, langfristig einen störungsfreien Betrieb zu sichern“, erläutert Jürgen Dönges, Geschäftsführer von Telogs im Nachhinein das Vorgehen. „Wir haben nicht nur auf die Kompatibilität der Bauteile geachtet, sondern auch darauf, dass diese noch mindestens zehn Jahre und länger am Markt zu haben sind.“ Dank der langfristigen Verfügbarkeit der Ersatzteile und eines reduzierten Störungsrisikos konnte Continental inzwischen die Anlagenleistung steigern. Durch die Vermeidung von Störungen sollen zudem die Reparaturkosten in den kommenden Jahren signifikant sinken. Von den Kunden hat nach eigenen Angaben keiner etwas von der Lagermodernisierung bemerkt. „Neben der neu gewonnenen Zuverlässigkeit der Anlage ist das für mich auch ein wichtiges Kriterium“, so Bernd Landgraf. (ub) •
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