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Messe präsentiert Oberflächentechnik als Branche der Hidden Champions

Digital Twins und neue Prozesse
Oberflächentechnik – die Branche der Hidden Champions

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Die Messe SurfaceTechnology präsentierte im Juni 2024 in Stuttgart eine Branche, die außergewöhnlich innovativ ist – obwohl sie unter Druck steht. Die in der Regel mittelständisch geprägten Unternehmen wissen modernste Technologien einzusetzen, um die Effizienz zu steigern und für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Ein Mini-Rundgang mit Kostproben.

» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie

Bei den Maschinenbauern der Oberflächentechnik ist 2023 die Produktionsleistung gesunken, nun steigen die Auftragseingänge erstmals wieder leicht. Auch die Galvanik musste stark sinkende Umsätze hinnehmen. Dies berichteten die Verbände zum Beginn der Messe SurfaceTechnology Germany 2024 am 4. Juni in Stuttgart: Viel Verdruss bereiteten den Mittelständlern ausufernde EU-Regulierungen, beklagen Guntram Preuß vom VDMA und Christoph Matheis vom ZVO. Ihr Plädoyer für Bürokratieabbau bekommt umso mehr Gewicht, als die Messe das Bild einer stark engagierten und innovativen Branche zeichnete: 240 Aussteller waren präsent gegenüber 216 im Vorjahr, der Auslandsanteil betrug 34 %.

Innovationspreis für motorisiertes Galvanikgestell

52 Fachvorträge begleiteten die Ausstellung durchgehend über die drei Tage. Der Gemeinschaftsstand der ZVO zur Galvanotechnik war mit 60 Ausstellern ausgebucht. Und das Fraunhofer IPA hat erneut den Stuttgarter Innovations-Preis „Die Oberfläche“ verliehen – die Sieger-Trophäe ging diesmal an die Holzapfel Metallveredelung GmbH für ein dreh- und kippbares Galvanikgestell, das sich mit eigenem Antrieb prozessindividuell bewegt, gesteuert durch eine SPS.

Dass die Award-gewürdigten Entwicklungen nicht die einzigen Innovationen der Branche sind, machte unser Mini-Rundgang deutlich. Auf Anregung der Messe haben Aussteller gezielt dazu eingeladen und sieben konnten wir im Schnelldurchlauf besuchen. Munk beispielsweise liefert, was überall in der Galvanik gebraucht wird: Gleichrichter-Lösungen. Das neue 19“-Modul Gamma L3+ für den Schaltschrank komme nun auf einen um vier Prozentpunkte gesteigerten Wirkungsgrad von 94 % – und lässt sich auch in Uralt-Schaltschränken durch Einschieben nutzen: nachhaltiger durch Austauschen.

Digital Twin führt Roboter zum galvanisierten Teil

Ditec nutzt einen digitalen Zwilling, um die Galvanikanlage zu bedienen. Mit Sensoren sammelt dieser Infos über den Anlagenzustand, zum Beispiel die realen Maße von Gestellen und Haken, die sich stetig verändern. Durch dieses Abbild weiß der Ditec-Roboter genau, wie er fahren und die Teile picken soll. „Das funktioniert auch, wenn man das Licht ausmacht“, sagt Firmenchef Siegfried Kahlich und sieht darin einen Schritt hin zur „Dark Galvanik“.

Softec rüstet Oberflächenveredler schon seit 30 Jahren mit ERP-Software aus, also mit Digitalisierung. Das Innovative daran ist bis heute, dass die „Omnitec“-Plattform modular auf jedes individuelle Bedürfnis eingehen kann – vom schlichten Datenerfassen beim Einzelbeschichter bis zum mächtigen System eines großen OEM. Die Tools reichen von Barcode und RFID über Smartphone und App bis zu Augmented Reality, um eine Anlage leicht durchschaubar zu machen.

Galvanikbad-Analyse – jetzt inline und vollautomatisch

Messtechnik-Spezialist Helmut Fischer hat ein neues Gerät entwickelt, um die Analyse von galvanischen Bädern zu automatisieren – „auf Anregung von Kunden“, betont Vertriebsreferent Dr. Marcus Glaum in Stuttgart. Es kann die Metallkonzentration von bis zu vier Bädern inline bestimmen, kontinuierlich und vollautomatisch. Egal ob es sich um Zink, Nickel, Zink/Nickel, Gold, Chrom, Palladium, Rhodium oder ein anderes Metall handelt. Die Röntgenfluoreszenzmethode (XRF) des „Fischerscope Xan Liquid Analyser“ liefere eine „einzigartige“ Präzision, betont Glaum. Die Durchflussmesszelle muss nicht gewechselt werden. „Das lässt sich auch nutzen, um ein Bad zu regeln.“

Edelmetall-Schätze aus alten Bädern heben

Heimerle+Meule ist 175 Jahre alt und nach eigenen Angaben die älteste Gold- und Silberscheideanstalt Deutschlands. Die Pforzheimer bieten fast alles rund um Galvanik und Edelmetalle. Sie galvanisieren selbst, vertreiben Klein-Galvanisieranlagen und liefern dafür Chemie. Den größten Brocken im Umsatz macht aber das Recycling aus. Wer seine alten Bäder entsorgen lässt, bekommt das rückgewonnene Metall zurück oder ausbezahlt. Kurz nach der Messe hat das Unternehmen den „Possehl Innovation Award“ für das beste digitale Geschäftsmodell erhalten: Kunden können ihre Recycling-Aufträge inklusive Preisfestlegung über eine Online-Plattform unkompliziert digital abwickeln.

Sandstrahlen mit 90 % weniger Energie

Eine völlig neuartige Strahltechnik kommt aus Sachsen: Die BMF GmbH verzichtet bei der patentierten Technologie auf Druckluft und senkt so den Energiebedarf um 90 %. Das funktioniert für bis zu 150 mm große Teile und sogar bis 250 mm mit der neueren „Tornado“-Maschine. „Wir lösen damit eine 150 Jahre alte Technologie ab“, sagt Ronny Bernstein.

Und wie funktioniert die „Bernstein-Technologie“? Die Maschine erzeugt eine Strahlmittel-Cloud. In ihr bewegen sich die Werkstückträger satellitenartig um die eigene Achse und um das Schleuderrad. Das Strahlergebnis lässt sich bewerten und regeln. Auf diese Weise entsteht ein selbstoptimierender Prozess, der (in geschlossenem Raum) auch in eine automatisierte Fertigung integriert werden kann.

Die grüne Alternative zum Elektropolieren

Vergleichbar innovativ ist das trockene Elektropolieren der Steros GPA aus Barcelona. „Wir kleiden einen chemischen in einen grünen Prozess ein“, erklärte Oliver Kundert in Stuttgart. Bei dieser „Dry­Lyte“-Technologie steckt der Elektrolyt in Kunststoffkugeln, die das Werkstück umgeben. Nur dort kommt es zum Abtrag, wo die festen Kugeln die Spitzen der Rauheit berühren – die Bauteil-Toleranzen bleiben erhalten. Da das Verfahren spiegelglatte Oberflächen ohne Mikrokratzer erzielt, ist es eine Alternative zu mechanischem Schleifen und Polieren – nur 5-mal schneller.

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