Aber der Reihe nach: Steffen Autenrieth führt das 1977 gegründete Unternehmen 1A Autenrieth Kunststofftechnik in zweiter Generation. Firmensitz des Mittelständlers mit 50 Beschäftigten ist im baden-württembergischen Heroldstatt, westlich von Ulm. Von Vater Heinz übernimmt der Sohn das Unternehmen 2006 und baut es zur heutigen Größe aus. Spezialgebiet ist seit 30 Jahren die Herstellung technischer Kunststoffteile via Spritzgießtechnologie aus Thermoplasten. Wobei Kunden kaum Einzelteile ordern, sondern mehrteilige Baugruppen beziehen.
Am Ende eines Projekts, das von der Bauteil-Entwicklung, der Werkzeugbeschaffung bis hin zur Wiederverwertung des Materials ausgedienter Produkte reicht, stehen Abnehmer aus mehr als 40 verschiedenen Branchen. Autenrieth-Kunststoffteile finden sich in Gehäusen und Displays für Steuerungen etwa von Kläranlagen, oder an Regenwasserfiltersystemen an Dachrinnen genauso wie in der Brillenglas-Produktion, an Sämaschinen in der Landwirtschaft, in Laboren sowie in der Gastronomie. Und eben auch in Leitern.
Zwei Achsen sollen Leiter-Standbein flexibler machen
Deren Hersteller ist die Munk-Group aus Günzburg. Geschäftsführer Ferdinand Munk erinnert sich noch genau, wie sie den Nivello-Leiterschuh überarbeiten wollten. Beim Hersteller von Steig- und Rettungstechnik verfolgt die Geschäftsleitung das Ziel, den Nivello (immer) flexibler und sicherer zu machen. Ein wichtiges Produkt, der jährliche Absatz liegt im sechsstelligen Bereich.
Auch Steffen Autenrieth erinnert sich noch an die Vorgaben: Beim neuen Nivello sollte das bewegliche Kunststoffteil über zwei Achsen im Gelenk rotieren und damit kleinere Bodenunebenheiten besser ausgleichen. Weil Autenrieth in den vergangenen zehn Jahren mehr als 800 Spritzgießwerkzeuge für 80 Kunden in 40 Branchen konstruiert hat, fällt es den Entwicklern leicht, Know-how zu adaptieren. Denn: Intelligent gestaltete Verbindungen wie beim Leitern-Standbein Nivello gibt es auch in anderen Industrien.
Autenrieth weiß deshalb, welche Winkel wie anzupassen sind und in welcher Dimension gearbeitet werden muss, damit der Leiterschuh einfach zu montieren ist. Gleichzeitig unlösbar auch ohne den Einsatz einer Schraube verbunden bleibt und dazu noch gefällig aussieht.
Der Kunststoffverarbeiter arbeitet nach dem japanischen Poka-Yoke-Prinzip, das unabsichtliche Fehler vermeidet. Deshalb konstruiert er den Leiterschuh aus zwei spiegelverkehrten Bauteilen. Diese bilden verbunden eine eigene Hülle – und können nur auf eine Weise zusammengesteckt werden. Auch das Kunststoffgemisch wird angepasst. Es verspricht, auch bei Minusgraden – wenn andere Kunststoffe beginnen, spröde zu werden – den Temperaturen zu trotzen. Der neue Mix besteht aus Polyamid (PA6) und Polyamid GF30, einem zu 30 % mit Glasfasern verstärktem Polyamid.
Kunststoff-Gelenk muss arktische Temperaturen aushalten können
Um herauszufinden, welche Mischungen ideal wirken, analysiert Autenrieth Brechbilder des Schuhs. In Kooperation mit Materialherstellern wird ein hochkälteschlagzähes Polyamid modifiziert, das frostigsten Wetterverhältnissen gewachsen ist. Final testet die Munk Group das Material in einem Prüfstand, der den Absturz einer Leiter von einem (fahrenden) Lkw simuliert. Am Ende des Tests ist der Aluminiumholm der Leiter verbogen – der Kunststoffschuh hingegen funktioniert.
„Der neue Nivello hat den Pendeltest mit Bestnote überstanden“, sagt Geschäftsführer Munk und zeigt sich bezüglich der Zusammenarbeit mit den Kunststoffspezialisten und der Abwicklung zufrieden. Gedauert hat die Optimierung des Spritzgussteils rund drei Monate.
Leiterschuh gleicht Unebenheiten in vier Richtungen aus
Dank einer neuen Zweiachsen-Neigungstechnik im integrierten Gelenk liegt der Nivello vollflächig auf dem Boden auf und garantiert damit Standsicherheit. Er ist mit seiner neuen Konstruktion der erste Leiterschuh überhaupt, der Bodenunebenheiten in vier Richtungen ausgleicht. Außerdem lassen sich die wechselbaren Fußplatten schnell vom Anwender austauschen was der Nachhaltigkeit dient.
1A Autenrieth
Bei der 1 A Autenrieth Kunststofftechnik GmbH & Co. KG in Heroldstatt werden jährlich 25 Maschinen und drei 3D-Drucker mit 365 t Granulat gefüllt und produzieren daraus 29 Mio. Bauteile. Die Kunststoffteile gehen an rund 100 Unternehmen, die zu 95 % in Süddeutschland sitzen – fast alles Mittelständler. Autenrieth erzielt 2023 einen Jahresumsatz von 9 Mio. Euro und ist seit 2016 regelmäßiger Preisträger bei Top 100, seit 2019 ausgezeichnet bei Great-Place-to-Work.
Munk Group
Die Munk Group stellt Leitern, Rollgerüste, Podeste, Treppen und Laufsteganlagen her, die sie beispielsweise an Kraftwerke, Feuerwehren oder Flughäfen liefert. Das Seriensortiment zählt 2500 Produkte. Die Firma Munk wird seit 125 Jahren eng mit dem Begriff Sicherheitstechnik verknüpft. Die Kunden vertrauen darauf, dass die Konstruktionen aus Aluminium (75 %), Stahl (10 %), Holz (5 %) und Edelstahl (10 %) Menschen tragen.