Die Schaffung einer vernetzten Umgebung bildet die Grundlage der Digitalisierung und damit die Basis für Prozess- und Produktverbesserungen. Im Bereich der Unternehmensvernetzung wurden in den letzten Jahren wesentliche Herausforderungen adressiert. Früher wurden Vernetzungsanstrengungen auf dem Shopfloor von den Aufwänden für die Spezifikation und Implementierung einzelner Schnittstellen dominiert. Heute reduzieren sich diese Aufwände dank standardisierter Schnittstellen und Protokolle deutlich, teilweise fallen sie sogar komplett weg.
Dadurch konnten gleichzeitig die technologische Heterogenität in der Schnittstellenlandschaft stark reduziert und die technologischen Herausforderungen auf dem Shopfloor weitgehend gelöst werden. Dabei besteht eine zentrale Aufgabe im Management der eingesetzten Standards, insbesondere im Bereich der Beschaffung neuer IT-Systeme und Maschinen.
Darüber hinaus verschiebt sich die zentrale Herausforderung im Bereich der Integration: Denn aus der Unternehmensvernetzung an sich erwachsen nur selten nennenswerte Mehrwerte. Von zunehmender Wichtigkeit ist es deshalb, verdeckte Potenziale zu identifizieren, damit Datensammlung nicht zu einem Selbstzweck gerät. Hierzu werden andere Kompetenzen und Abteilungen im Unternehmen notwendig: Fachabteilungen und Analytics-Experten werden zunehmend relevanter, wenn es um die zielgerichtete Nutzung der im Unternehmen verfügbaren Daten geht.
Nur aus umgesetzten Anwendungsfällen entstehen echte Mehrwerte
Die Einführung von Plug&Play hat weitgehend die technologische Vernetzungsproblematik gelöst und die Integration sowohl neuer als auch bestehender Anlagen auf dem Shopfloor vereinfacht. Was auf den ersten Blick wie ein Meilenstein der digitalen Transformation erscheint, stellt in der Realität gerade einmal eine solide Grundlage für Digitalisierungsvorhaben dar. Echte Mehrwerte entstehen erst durch umgesetzte Anwendungsfälle und nicht aus der reinen, standardisierten Vernetzung unterschiedlicher Systeme oder Anlagen. Demnach führt die Lösung der Schnittstellenproblematik noch nicht zum eigentlichen Ziel. Erst wenn neue Anwendungsfälle identifiziert und umgesetzt sind, erhalten Unternehmen die gewünschten Mehrwerte. Hier stehen Unternehmen vor der übergeordneten Herausforderung, gemeinschaftlich über verschiedene Organisationseinheiten an neuen Mehrwerten zu arbeiten.
Einzelne Fachbereiche stehen bei der Schaffung von Mehrwerten vor der Herausforderung der Datenidentifikation. Sie besitzen nicht das Know-how, alle notwendigen Daten für die Umsetzung neuer, innovativer Anwendungen eigenständig zu identifizieren. Auf der anderen Seite besitzt kaum eine Unternehmens-IT das Know-how, relevante Anwendungsfälle auf dem Shopfloor zu identifizieren und damit eigenständig umzusetzen. Beide Bereiche sind in klassischen Organisationsstrukturen für sich nicht in der Lage, Anwendungsfälle mit nachhaltigen Mehrwerten eigenständig umzusetzen.
Erst gemeinsame Arbeit zwischen IT und Fachbereichen garantiert Erfolg
In der Vergangenheit wurden Anwendungsfälle von den Fachbereichen identifiziert und umgesetzt. Aufgrund der Aufwände und der vorliegenden Daten wurden dabei im Wesentlichen eher triviale Anwendungsfälle realisiert. Für diese implementierte die IT-Abteilung entsprechende Schnittstellen und übernahm Anpassungen in IT-Systemen.
Die heute verfügbaren Daten und die geringen Implementierungsaufwände führen jetzt dazu, dass neue Anwendungsfälle möglich und profitabel werden. Hinzu kommt: Die IT-Abteilung verfolgt nicht mehr lediglich klassische Aufgabenfelder, etwa der Systemintegration oder der Schnittstellenprogrammierung, sondern entwickelt sich kontinuierlich hin zu einem Erfolgspartner der Fachbereiche.
Erst die gemeinsame Arbeit zwischen Fachbereichen und IT kann den übergeordneten Unternehmenserfolg garantieren. Ein Schlüssel zum Erfolg liegt im kontinuierlichen Anforderungsmanagement in Zusammenarbeit von Fachbereichen und IT. Die dazu notwendigen neuen Organisationsstrukturen sind heute eines der zentralen Hindernisse auf dem Weg zu einer agilen und nachhaltigen Digitalisierung der produzierenden Industrie.
Aachener Modell unterstützt die Neuausrichtung der Organisationsstrukturen
Genau hier setzt das Aachener Digital-Architecture-Management-Modell (ADAM) als ganzheitlicher Ansatz an und unterstützt die Neuausrichtung der Organisationsstrukturen. Bei der Entwicklung geeigneter Organisationsstrukturen sind die vorhandenen Kompetenzen, die Unternehmensstrategie, das Geschäftsmodell und weitere Faktoren zu berücksichtigen. Es bedarf eines ganzheitlichen Blicks auf die Organisation, um diese neu zu gestalten. Nur so kann die Transformation erfolgreich gelingen und die Mehrwerte der Digitalisierung auf dem Shopfloor realisiert werden.
Das alles macht Plug&Play-Systeme nicht weniger innovativ. Denn erst die Reduktion der Implementierungsaufwände auf dem Shopfloor schafft die Grundlage für die neue Zusammenarbeit. Auch die reduzierte Schnittstellenkomplexität auf dem Shopfloor wirkt sich positiv auf die digitale Transformation innerhalb der Unternehmen aus. In der IT-Abteilung werden durch diese Entwicklung Kapazitäten frei, die für neue Aufgaben zu Verfügung stehen. Gleichzeitig werden für die Zusammenarbeit bei der Identifizierung neuer Anwendungsfälle neue IT-Kompetenzen benötigt, die so noch nicht in allen IT-Abteilungen vorhanden sind.
Kontakt:
FIR e.V. an der RWTH Aachen
Campus-Boulevard 55
52074 Aachen
Tel. +49 241 47705
www.fir.rwth-aachen.de
Im Überblick
Echte Mehrwerte entstehen erst durch umgesetzte Anwendungsfälle und nicht aus der reinen, standardisierten Vernetzung unterschiedlicher Systeme oder
Anlagen.