Eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate für Elektrofahrzeuge von mehr als 80 % bis zum Jahr 2017 lässt auch den Einsatz von Kunststoffen in diesen Fahrzeugen erheblich ansteigen. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Frost & Sullivan.
Der europäische und nordamerikanische Markt für Kunststoffe im Elektrofahrzeugbau hat im Jahr 2010 Umsätze von 0,5 Mio. US-Dollar erwirtschaftet. Laut der Studie sollen diese bis zum Jahr 2017 auf 73 Mio. US-Dollar anwachsen werden. Dabei berücksichtigten die Marktanalysten von Frost & Sullivan die Kunststoffe für den Einsatz in Triebwerken, Batteriegehäusen, Thermomanagement-Systemen sowie für Kabel und Drähte. „Der Einsatz von Kunststoffen in Elektrofahrzeugen wird durch den Trend zum Leichtbau positiv beeinflusst, der wiederum von der Notwendigkeit antrieben wird, die Reichweite der Elektrofahrzeuge zu steigern“, erläutert Frost & Sullivan Research-Analystin, Shree Vidhyaa Karunanidhi. „Elektrofahrzeuge zeichnen sich normalerweise durch große Batterien aus, die Einfluss auf das Gesamtgewicht des Fahrzeugs haben, und ihre Reichweite beeinflussen. Um das Batteriegewicht zu kompensieren, werden daher Metalle zunehmend durch Kunststoffe ersetzt.“
Wichtige strukturelle Komponenten wie Getriebe und Motoren werden aus Metall hergestellt. Anforderungen in Bezug auf Festigkeit und Crash-Verhalten belegen, dass Metalle für diese Einsatzbereiche das bevorzugte Material bleiben. Kunststoffe haben jedoch enormes Potenzial im Bereich kleinerer, nicht-beweglicher Komponenten zur Energierückgewinnung sowie bei Kühlleitungen, Pumpen, Ventilatoren und Gehäusen.
Der aktuelle Einsatzgrad von Kunststoffen für diese Komponenten variiert. Im Fall von Kühlleitungen und Ventilatoren werden Kunststoffe bevorzugt, während im Bereich der Energierückgewinnung (Pedal und Pumpe) und Gehäuse Kunststoffe noch selten bis mäßig zum Einsatz kommen. Durch die inhärenten Merkmale von Kunststoffen wird es nichtsdestotrotz zu einer hohen Wachstumsrate in diesen Segmenten kommen.
„Die geringeren Einsatzmöglichkeiten von Kunststoffen in Elektrofahrzeugen im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen stellt ein großes Hindernis für die Marktaussichten dar“, warnt Shree Vidhyaa. Zudem stelle die EU-Altfahrzeug-Verordnung (ELV), die die Verwendung von recyclebaren Materialien zur Folge hat, stellt eine Herausforderung für Marktteilnehmer dar. Obwohl Thermoplaste, die in diesen Fahrzeugen verwendet werden, recyclebar sind, besteht der Shredderabfall von Fahrzeugen normalerweise aus verschiedenen Arten von Kunststoff. Diese müssen zunächst sortiert werden, bevor sie wiederverwertet werden können.
Auf der einen Seite besteht also die Notwendigkeit, Autos leichter zu machen, um die Reichweite der Elektrofahrzeuge zu verbessern. Andererseits verlangt die ELV-Recycling-Richtlinie jedoch, dass Autohersteller wiederverwertbare Materialien verwenden. „Dieses Problem kann gelöst werden, indem OEMs mit Tier 1-Zulieferern zusammenarbeiten, um Recyclingtechnologien zu entwickeln“, rät Shree Vidhyaa abschließend. Dies stelle langfristig eine nachhaltige Verwendung der Kunststoffe sicher.
Quelle: Frost & Sullivan
Weitere Informationen zu dem Thema in unserem Beitrag Kunststoff verändert das Automobil
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