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Smartphone auf vier Rädern

Trends der Mobilitätsindustrie führen zu radikalen Umbrüchen
Smartphone auf vier Rädern

Dass die Zukunft der Mobilität elektrisch ist, daran zweifelt keiner mehr. Nicht nur die Präsentationen auf den großen Autoshows rund um den Erdball sprechen eine deutliche Sprache, auch die Börsenkurse zeigen den Trend auf. Wertvollste Unternehmen der Welt sind derzeit Apple und Google und beeinflussen das Geschäft mit der Mobilität maßgeblich. Sind deutsche Autobauer und Zulieferer fit für das Smartphone auf Rädern?

Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs und die Digitalisierung ändern das Spiel für die Mobilitätsindustrie in den kommenden Jahren. Der damit verbundene Trend zum automatisierten Fahren und die Vernetzung von Wegeketten in der IT-Cloud führen zu radikalen Umbrüchen. Die Zukunft ist automatisiert, vernetzt und elektrisch!

Es bleibt die Frage, wann und wie die Mobilität der Zukunft aus den Showrooms endlich auf unseren Straßen ankommt – und ob deutsche Hersteller davon profitieren werden. Ob Kaufprämie, die Förderung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur oder die Abschaffung steuerlicher Privilegien für Dieselfahrzeuge, die Meinungen über die beste Strategie gehen auseinander. Einig ist man sich nur, dass Deutschlands Schlüssel-industrie den Wettbewerb um künftige Marktanteile nicht verlieren darf.
„Nach intensiven Jahren der Forschung müssen unsere Unternehmen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen aus den Laboren auf den Markt kommen, damit wir weiterhin weltweit führender Anbieter ökologisch sinnvoller und ökonomisch erfolgreicher Mobilitätslösungen bleiben“, gibt der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann die Marschrichtung vor. 2015 entfielen in Deutschland nur 0,7 % aller Neuzulassungen auf Elektrofahrzeuge – viel zu wenig angesichts der ambitionierten Ziele der Bundesregierung und zusammen mit dem VW-Abgasskandal ein Menetekel für Deutschlands automobile Zukunft.
Denn die deutschen Autobauer geraten zunehmend unter Druck, um die strengen Stickoxid- und CO2-Vorgaben der Europäischen Kommission bei den Flottenverbräuchen einhalten zu können. Auch die Feinstaubemissionen konventioneller Fahrzeuge sind ein Thema. Im Januar hatte die Stadt Stuttgart nach wiederholten Überschreitungen der Grenzwerte ein erstes freiwilliges Fahrverbot ausgerufen.
Automobilland unter Strom
Nie zuvor in der Geschichte des Automobils mussten sich die Entwicklungsingenieure mit so vielen neuen Technologien gleichzeitig auseinandersetzen. Lagen 2010 weltweit die Ausgaben für Investitionen in der Automobilindustrie noch bei 15,3 Milliarden Euro, so stiegen die Investitionen in Forschungszentren, Fabriken und andere Bereiche laut einer Studie des Beratungs-unternehmens Ernst & Young 2015 auf 52 Milliarden Euro. Dass davon über 40 % in Deutschland investiert werden, interpretieren Branchenkenner als positives Zeichen für den Produktionsstandort Deutschland und als Beleg für das langfristig steigende Engagement bei der Elektrifizierung des Antriebstrangs und beim automatisierten Fahren.
Gerade das Autoland Baden-Württemberg macht (e-)mobil. Allein 700 Millionen Euro steckt die Porsche AG in das Elektromobilitätsprojekt „Mission E“ am Stammsitz Stuttgart-Zuffenhausen. Auch Automobil-zulieferer Bosch investiert kräftig, 400 Millionen fließen jährlich in die Elektromobilität. Bosch hat zudem das amerikanische Start-up-Unternehmen Seeo Inc. übernommen. Mit dem Kauf verfügt Bosch nun über wichtiges Know-how im Bereich neuartiger Festkörperzellen. „Bosch setzt sein Wissen und hohe Finanzmittel ein, um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen“, bekräftigt Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner seinen Kurs.
Erfolgreich im Netzwerk
Baden-Württemberg gehört in Deutschland zu den Regionen mit der höchsten Dichte an Forschungs- und Demonstrationsprojekten zur Elektromobilität. Das ist kein Zufall. Schon früh hat das Bundesland beschlossen, das wichtige Thema strategisch anzugehen. Konsequent folgte mit der Gründung der e-mobil BW GmbH der Aufbau einer eigenen Landesagentur für Elektro-mobilität und Brennstoffzellentechnologie. Diese treibt seit 2010 das Thema systematisch voran und nimmt vor allem die vielen kleinen und mittleren Unternehmen in den Blick.
Eine wichtige Rolle spielt dabei der von der e-mobil BW koordinierte Cluster Elektromobilität Süd-West. Von der Bundesregierung zum nationalen Spitzencluster gekürt, forschen aktuell 20 Projekte an unterschiedlichsten Themen vom induktiven Laden, über effiziente Batteriefertigung bis hin zum automatisierten Fahren. „Der Cluster hat Baden-Württemberg gestärkt, weil wir als Gesamtbild aufgetreten sind und alte Rivalitäten abgelegt haben“, betont Professorin Dr. Gisela Lanza, Leiterin des Instituts für Produktionstechnik am Karlsruher Institut für Technologie.
Auch für neue Allianzen bereitet der Cluster das Feld. Mit der Arbeitsgruppe „intelligent move“ suchen Unternehmen – von global agierenden Automobilherstellern und Zulieferern über Mobilfunkanbieter bis zum sprichwörtlichen Start-up – gemeinsam nach innovativen Lösungen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen.
Langer Innovationszyklus birgt Risiko
Eine aktuelle Studie des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) prognostiziert, dass 2030 über 70 % der Fahrzeuge weltweit über eine elektrische Antriebskomponente verfügen könnten und das globale Marktvolumen für die dazugehörigen Komponenten bis dahin um 340 Milliarden Euro wachsen werde. Die gute Nachricht dabei: Der Automobilstandort Baden-Württemberg hätte durch seine gute Wissensbasis bei Greentech-Innovationen in Industrie und Forschung das Potenzial, um von dieser Marktentwicklung zu profitieren und bis zu 18 000 neue Jobs zu schaffen.
Die Studie thematisiert aber auch, dass sich dieses Potenzial im Gegensatz zu anderen Benchmark-Regionen bisher nur unterdurchschnittlich in Produktion und den Verkauf von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben niedergeschlagen hat. Die Forscher sehen in dieser Ausgangslage ein Risiko, dass kleine und mittlere Unternehmen von der Entwicklung abgehängt werden und dass Lieferanten nachgelagerter Wertschöpfungsstufen entweder zu spät in die neue Technologie einsteigen oder sich ihr frühzeitiges Engagement nicht in wirtschaft-lichen Erfolg niederschlägt und ihnen der Atem ausgeht.
Diese Ausgangssituation lässt sich auch auf die zunehmende Digitalisierung der Mobilität übertragen. Denn auch hier dürften laut Expertenmeinungen die Zuwächse bei der Wertschöpfung durch IT-Leistungen sogar noch größer ausfallen als bei den Antriebskomponenten. Der Branchenverband Bitkom träumt schon von einem Silicon-Ländle und lobt das exzellente Know-how der Unternehmen im Südwesten. Zu wissen, wie das Smartphone auf Rädern funktioniert, ist zwar wichtig, aber die Innovationen müssen auch den Weg in den Massenmarkt finden, damit deutsche Unternehmen eine neue Spitzenstellung im weltweiten Wettbewerb erreichen.

Marktanteil von Elektroautos 2015

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