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Sorgenfrei elektrisch fahren

Energieeffizienz
Sorgenfrei elektrisch fahren

PRO i SIGN | Mit einer smarten „Stromtankstelle“ will der Dienstleister Heldele im Rahmen der Netzwerkauszeichnung PRO i SIGN Zeichen setzen. Vernetzung soll der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen.

Der Elektromobilität soll die Zukunft gehören. Zumindest nach Planungen der Bundesregierung sollen bereits in fünf Jahren eine Millionen Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein, bis zum Jahr 2030 sogar sechs Millionen. Die heimischen Automobilhersteller Audi, BMW und Daimler tun einiges dafür, damit dies Realität wird. Selbst amerikanische IT-Unternehmen wie Google und angeblich auch iPhone-Hersteller Apple forschen an der CO²-freien Mobilität von morgen. Eine der Schlüsseltechnologien hierfür ist neben effizienten Energiespeichern eine flächendeckende Ladeinfrastruktur. Das mittelständische Unternehmen Heldele aus dem schwäbischen Salach hat dazu eine Lösung entwickelt.

Die 1964 von Adolf Heldele gegründete Heldele GmbH sieht die Entwicklung von innovativen Dienstleistungen – der „Dienst am Kunden“, so das Leitmotiv – als Kern des eigenen Geschäftsmodells. Doch sei es, ein eigenes, innovatives Produkt auf den Markt zu bringen, schon immer das Ziel gewesen. „Die Stromtankstelle ist das erste eigene Produkt, das wir selbst entwickelt und gefertigt haben“, erzählt der geschäftsführende Gesellschafter Wilhelm Wahl.
Mehrere Produktvarianten für unterschiedliche Anwendungen
Die „Stromtankstelle“ lädt einen Elektro-Smart oder einen Renault Zoe beispielsweise in 60 bis 90 min. vollständig auf. Für einen BMW i3 werden nach Herstellerangaben rund 4 h benötigt. Die Ladestation ist modular aufgebaut und in verschiedenen Varianten erhältlich: Mit ein oder zwei Ladepunkten bietet das Modell „Standalone“ die Möglichkeit, die Akkus von bis zu zwei Elektrofahrzeugen gleichzeitig und gleich schnell aufzuladen. Eine Version für öffentliche Parkflächen mit integriertem Display bietet Firmen, Kommunen und Städten die Möglichkeit, Werbe- und Informationsangebote anzuzeigen. Müssen mehrere Elektrofahrzeuge aufgeladen werden, ist das Modell „Multiconnect“ wirtschaftlich die beste Lösung: Das Satellitensystem verfügt über eine zentrale Steuerung, an die zwischen 8 und 128 Ladepunkte angeschlossen werden können. Die kompakte Variante „Wallbox“ schließlich eignet sich für die heimische Garage, den Carport oder die Gebäudewand.
Allen Varianten gemein sind das moderne, reduzierte Design, das sich ansprechend in die Umgebung einfügen soll, sowie eine einfache Bedienbarkeit. Die Stromtankstellen verfügen über RFID-Technik, mit der sich Nutzer ergonomisch identifizieren beziehungsweise legitimieren können. Zudem bietet Heldele eine Smartphone-App an, mit der Nutzer eine öffentliche Ladesäule für eine gewünschte Dauer reservieren und den Strom direkt über PayPal bezahlen können. Für regelmäßige Anwender gibt es außerdem ein Abo-Modell mit verschiedenen Tarifen. Dazu arbeitet der Hersteller mit den Energieversorgern zusammen.
Begonnen hatte die Entwicklung der Stromtankstelle im Jahr 2009 im Rahmen des baden-württembergischen Förderprojekts Elena. Bei diesem Projekt entwickelten mehrere Automobilzulieferer aus der Region gemeinsam Elektroantriebe, mit denen konventionelle Kleintransporter zu Hybridfahrzeugen nachgerüstet werden können. Heldele steuerte dazu die Ladetechnik bei. Die Herausforderung dabei sei gewesen, ein Auto innerhalb von ein bis zwei Stunden vollladen zu können. „Wir stellten uns die Frage: Haben wir dafür das Know-how im Haus? Was können wir machen und was nicht?“, sagt Wahl. Die Kompetenz in den Bereichen Elektrotechnik und Kommunikationstechnik war vorhanden. Bei den Punkten Design und Akzeptanz in der Öffentlichkeit dagegen war man auf externe Hilfe angewiesen.
Die erste Anlaufstelle für Geschäftsführer Bernd Forstreuter war das Design Center in Stuttgart: „Dort habe ich mir Adressen von renommierten Design-Büros geben lassen, die in die engere Auswahl kommen könnten“, erzählt er. Die meisten Büros hätten den hohen Ansprüchen von Heldele aber nicht genügt: „Das waren entweder Einzelkämpfer oder sie waren auf ein Fachgebiet spezialisiert, das nicht in die Stromtankstellen-Thematik passte.
Die Wahl fiel schließlich auf die Firma Design Tech des prämierten Industriedesigners Jürgen Schmid. „Nachdem wir das erste Gespräch geführt hatten, war mir klar, dass unser Projekt bei Design Tech am besten aufgehoben ist. Durch Schmids Erfahrung im Maschinenbau war die Kompetenz vorhanden“, so Forstreuter.
Auf Vorschlag von Schmid, Vertreter eines Design-Netzwerks im PRO i SIGN-Board, veranstaltete Heldele zusammen mit mehreren Fakultäten aus den Bereichen Bauplanung und Metallbearbeitung einen Workshop, in dem die Erwartungen der Bürger und öffentlichen Auftraggeber an die Optik der Ladesäule genauso erörtert wurden, wie die Frage, welche gesetzlichen Vorschriften beachtet werden mussten. Schlichte Eleganz, die Reduzierung auf das Notwendigste und eine möglichst einfache Bedienung: Diese Vorgaben waren dem Industriedesigner besonders wichtig. Ganz nach dem Vorbild iPhone. „Herr Schmid hat uns da immer wieder in die richtige Richtung gelenkt“, sagt Forstreuter.
Vernetzung für problemfreie Langstreckenfahrten
Eine große Herausforderung sei es gewesen, die nötige Technik auf einem kleinen Raum unterzubringen. Dadurch sei eine Modularität nötig geworden, die bei herkömmlichen Schaltschränken nicht gegeben ist. Dank der Modularität reichte es aus, ein einziges Produkt mit verschiedenen Variationsmöglichkeiten zu entwickeln. Der Münchener Entwicklungsdienstleister P&Z Engineering begleitete den Design-Vorgang konstruktiv und setze die Ideen von Schmid und der Arbeitsgruppe um. Die Produktionswerkzeuge sowie die Fertigung wurden von der niederländischen Firma SPG erstellt. „So war die Prozesskette rund und in den Bereichen, die nicht zu unserem Alltagsgeschäft zählen, standen uns Partner zur Seite“, sagt Forstreuter.
Fertiggestellt wurde die Stromtankstelle 2010. Seitdem wurden nach Angaben von Heldele über 300 Stück verkauft. Als nächsten Schritt wollen die Salacher die europaweite Vernetzung aller Ladesäulen in Angriff nehmen. Die Stromtankstellen sind bereits über den europaweiten Standard Intercharge gekoppelt. Autofahrer können dadurch alle Ladestationen, die über das Hubjectlogo und den Intercharge QR-Code verfügen, mit demselben Kundenkonto nutzen Dies geschieht mit einem Kundenkonto im Abonnement oder ohne Vertrag über den QR-Code mit einer bargeldlosen Bezahlung mit Hilfe einer Kreditkarte oder Paypal. Derzeit sind über 3400 Ladepunkte in Europa im Intercharge-Verbund organisiert.
„Das Tolle ist, dass der Intercharge-Standard europaweit gültig ist. So braucht man sich – auch dank des einheitlichen Steckerformats – bei einer Durchfahrt durch ein anderes Land keine Gedanken um die Ladeinfrastruktur zu machen“, erklärt Forstreuter. Als Alleinstellungsmerkmale hebt er besonders die einfache Bedienbarkeit und die Modularität hervor: „Mit nur vier Modellen decken wir alle Gegebenheiten ab. Auch Autofahrer, die noch ältere Modelle fahren, können an der Stromtankstelle über einen Adapter tanken.“ (ah) •
Industrieanzeiger
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