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Dr. Jochen Köckler, Vorstand Deutsche Messe AG, über die Hannover Messe 2023

Interview mit Dr. Jochen Köckler, Vorstand Deutsche Messe AG
Dr. Jochen Köckler, Vorstand Deutsche Messe AG, über die Hannover Messe 2023

Dr. Jochen Köckler, Vorstand Deutsche Messe AG, über die Hannover Messe 2023
„Wir sind dankbar und fokussiert, endlich das wieder machen zu können, was wir gerne machen“, sagt Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Messe AG. Bild: Deutsche Messe
Vom 17. bis 21. April öffnet die Hannover Messe wieder ihre Tore. Rund 4.000 Aussteller präsentieren in 15 Messehallen ihre Trends und Neuheiten. Im Interview mit dem Industrieanzeiger erläutert Messechef Dr. Jochen Köckler, wie sich die Messe nach der Coronapandemie aufstellt und was die Besucher auf dem Messegelände für Highlights rund um künstliche Intelligenz und Wasserstoff erwartet.

» Alexander Gölz, Chefredakteur Industrieanzeiger

Wie sehr freuen Sie sich auf die kommende Hannover Messe?

Wir freuen uns sehr, weil wir endlich wieder zum etablierten Termin im April unsere Tore öffnen. Darüber hinaus freuen wir uns, dass das Medium Messe trotz aller Alternativen eines LinkedIn-Navigators oder rein digitaler Dinge nicht nur überlebt hat, sondern sogar zeigt, dass es eine hohe Relevanz hat.

Derzeit sind rund 4.000 Aussteller bei der diesjährigen Ausgabe dabei. Vor Corona waren es noch rund 6.500. Wie erklären Sie sich diesen Schwund?

Erstmal sind wir dankbar, dass wir 4.000 Aussteller an Bord haben. Wir hatten vor elf Monaten 2.500. Das ist ja immer die Summe aus Mitausstellern und Ausstellern. Wir haben gerade aus China und Asien noch jede Menge Mitaussteller und auch Aussteller, die fehlen. Das ist das eine Defizit und wir haben auch insgesamt über die gesamte Veranstaltung weniger Gemeinschaftsstände, wo eben auch viele Mitaussteller auch noch fehlen. Von daher als Weg zurück als die weltweit wichtigste Industriemesse sind wir mit den 4.000 Ausstellern sehr zufrieden. Wir haben insgesamt 15 Hallen Hannover Messe, mit den führenden Unternehmen aus Maschinenbau, Elektro- und Digitalindustrie sowie Energiewirtschaft.

„Making the difference” ist das diesjährige Motto. Was macht aus Ihrer Sicht den Unterschied aus für die Besucher?

Das Konzept, dass wir nur über die Vernetzung eine klimaneutrale Industrie, eine Versorgungssicherheit, ein Entgegentreten des Fachkräftemangels hinbekommen. Also wir haben hier die großen Technologiekonzerne, von Microsoft über SAP, Siemens, Schneider Elektrik aber auch den fantastischen Mittelstand, hinter dem ja auch große Industrieunternehmen stecken wie etwa Beckhoff, Harting, Festo, bis hin zu Startups, Fraunhofer oder das KIT. Dieser Mix ist einzigartig auf der Hannover Messe und in dem Gesamtbild, also hochattraktiv für den Besucher, wenn er sich für einen Megatrend interessiert, was er machen kann, damit er in Zukunft Wettbewerbsfähigkeit ist. Das ist „Making the difference”, weil der Besucher kommt hierher, egal ob er eine Führungskraft oder ein Student ist. Er möchte Innovationen sehen und erleben, damit er das nutzt für seine Produktion, egal ob das die Automotive-Industrie ist oder der Logistik-Sektor. Hier bekommt er Inspiration und das zeichnet unser Format aus.

Wie stark spiegelt sich künstliche Inteligenz in den Messehallen wider?

Extrem stark. Vor vier oder fünf Jahren habe ich selber noch ein bisschen damit gefremdelt. Im Moment, da der Fachkräftemangel in aller Munde ist, ist Digitalisierung und KI als ein Element von Digitalisierung die Möglichkeit, Arbeitszeit einzusparen. Ich kann nur jeden Leser motivieren, dass er sich die Zeit nimmt nach Hannover zu kommen, weil wir über Guided Tours und über Foren Angebote machen, dass man zunächst mal die Wucht dieses Elementes versteht. Und dann das Angebot an jeden Besucher, für sich daraus die Schlüsse zu ziehen. Künstliche Intelligenz ist ein extrem wichtiges Thema, weil es jeden Besucher angeht und weil es vor allen Dingen auch eine Herausforderung trifft, die da heißt Fachkräftemangel.

Konnten Sie speziell Aussteller aus dem Bereich künstliche Intelligenz für die diesjährige Messe gewinnen?

Alles in dem Bereich der Digital Ecosystems geht letztlich darum, dass in der Epoche Industrie 4.0 Daten gesammelt wurden. Da werden wir auch das Thema Manufacturing X prominent setzen, weil dort geht es um einen dezentralen Datenraum und auf Basis dieser Daten ist dann künstliche Intelligenz möglich. Für mich ist künstliche Intelligenz die intelligente Nutzung der Daten, um den Produktionsprozess zu optimieren, zu vereinfachen und da gibt es natürlich Übergänge. Aber in dem gesamten Bereich was wir im Messebereich Digital Ecosystems haben, dreht es sich um künstliche Intelligenz. Ob es Microsoft, SAP, Amazon Webservice oder Google ist, zeigt, wie wichtig das Thema ist.

Ist das Konzept, die Digital Ecosystems in den Hallen 14 bis 17 mittig auf dem Gelände zu platzieren, aufgegangen oder entstehen nicht viel mehr in allen Bereichen der Technik diese Ecosysteme, sodass sie letztlich auch in allen Hallen zu finden sein müssten?

Wir brauchen immer Ordnungsprinzipien einer Messe. Wir möchten, dass der Besucher sich bestmöglich orientieren kann. Der, der ein Tagesbesucher ist, dem wollen wir bei aller Vorbereitung in der Datenbank ermöglichen, dass er relativ einfach seine Themen findet. Deshalb gibt es den Bereich der Digital Ecosystems. Aber natürlich ist in einer Halle 9 mit Siemens und Beckhoff beispielsweise auch ganz viel Digitalisierung vorhanden. Das heißt, auch beim Thema Energie ist nicht mehr die Frage, wie kann man Energie erzeugen, sondern wie kann ich Energie managen? Die Steuerung dessen passiert über Digitalisierung. Von daher sind die Übergänge mehr und mehr fließend. Wir brauchen aber eine Ordnungslogik und die Anordnung der Digital Ecosystems in der Mitte des Geländes erscheint erstmal sinnvoll. Aber es ist schon auch so, dass es in den Messehallen zunehmend Schnittmengen und Übergänge geben wird.

Wie stark spielt das Thema Nachhaltigkeit in diesem Jahr eine Rolle?

Es gibt kaum einen Entscheider, der sich damit momentan nicht befasst. Das eine Argument ist die EU-Taxonomie. Hiermit beschäftigen wir uns als Unternehmen auch. Wir werden sehr zeitnah, so wie wir am Jahresende von einem Wirtschaftsprüfer als AG geprüft werden, unsere CO2-Bilanz erstellen. Ich glaube, dass durch die Notwendigkeit, dass man die Dinge dokumentiert, man sehr schnell dahin kommt, dass man auch dort gute Ergebnisse erzielt, weil es am Ende der Kundenwunsch ist und wir haben jetzt schon erste Aussteller, die mit CO2-Budgets argumentieren. Das heißt, als Messe ist das Thema für uns wichtig, aber auch für alle Player hier. Das ist die große Klammer nicht nur der diesjährigen, sondern auch der zukünftigen Hannover Messen, weil das Hauptthema CO2-Reduktion ja nur über Technologie gelöst werden kann und das, was eben spannend ist, sind die divergierenden Zielfunktionen.

Die CMM Connected Mobile Machines and Mobility zumindest vom Stand 08.02. ist noch kein Termin angegeben für dieses Jahr. Planen Sie denn strategisch das Thema in die Hannover Messe zu integrieren?

Wir haben ja fast zehn neue Messemarken angeschoben. Das ist dann doch eher ein Konferenzformat geworden und auch aufgrund der Entwicklungsgeschwindigkeit, wir machen ja 5G-Arena, andere Dinge, innerhalb der Hannover Messe wird das Thema… das Thema ist absolut relevant. Das Thema ist sehr nah an 5G, an eben der Möglichkeit, dass man Maschinen connectet, die dann kabellos kommunizieren, agieren, aber das wird als Einzelthema nicht so weitergefahren, weil es doch einen großen Sog in die große Hannover Messe hat. Gegebenenfalls als Konferenzformat, steht aber noch nicht fest. Auch da müssen wir sehr agil sein, wie sich Dinge entwickeln, aber Stand heute gibt es noch keinen neuen Termin.

Indonesien ist das Partnerland in diesem Jahr. Was zeichnet aus Ihrer Sicht Indonesien aus als Industriestandort und was können die Messebesucher erwarten?

Indonesien ist groß, hat über 250 Millionen Menschen, die in dem wichtigen Wirtschaftsraum ASEAN, also in Asien südlich des großen Marktes China enorme Bedeutung gewinnen, weil man auch neben China weitere große Marktpartner sucht. Indonesien ist jung, die Gesellschaft ist 20 Jahre jünger als wir das sind, strebt dort auch nach Wohlstand und Nutzung von Digitalisierung und insgesamt hat Indonesien auch an den großen Themen der Hannover Messe ein Interesse. Ganz spannend: Nicht nur wir in Deutschland reden über Klimaneutralität, sondern das ist auch in Indonesien ein Thema und möchte als Gesamtvolkswirtschaft mit einer starken industriellen Basis zeitnah zu den zehn größten Volkswirtschaften der Welt gehören. Von daher ein großes, starkes Partnerland in einer strategisch sehr wichtigen Region Asiens.

Welche Rolle spielt Wasserstoff auf der diesjährigen Industriemesse?

Wer verstehen will, in welcher Geschwindigkeit und Durchschlagskraft Wasserstoff der alternative Energieträger ist, der sollte nach Hannover kommen. Wir haben über 500 Aussteller in diesem Bereich. Ich selber werde mir auch mal die Zeit nehmen und die Aussteller besuchen. Als großer Messeplatz, machen wir uns auch Gedanken, wie können wir die Amplituden in der Energieversorgung abdecken. Da interessiert es mich , wo wir technologisch aktuell beim Thema Wasserstoff stehen. Das ist in der Tat ein Grund die Messe zu besuchen und ein door opener, wenn eine Leserin oder Leser sagt ‚Ich weiß nicht, ob ich nach Hannover muss‘. Des Weiteren bieten wir viel zum Austausch in unseren Foren mit der Politik. Wir haben eine hohe Prominenz an Industrieentscheidern, an politischen Vertretern, also das, was Hannover Messe im ureigensten Kern immer war und ist. Der Austausch und Diskurs ist bei diesem Thema immens wichtig. Nicht nur in einer niedersächsischen Perspektive, sondern bundes- und europaweit.

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