Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG: „Die Industrie verbraucht etwa 45 % des Stroms in Deutschland. Die Lösungen der ausstellenden Unternehmen können einen wichtigen Beitrag leisten, deutlich energieeffizienter zu produzieren.“ Die Digitalisierung ist ein wichtiger Aspekt der Energiewende, denn durch das Zusammenspiel von Software und Maschinen entstehen erhebliche Einsparpotenziale. Die in den Hallen 11 bis 13 der Hannover Messe ausgestellten Lösungen sollen dabei helfen, Energieverbräuche auf Maschinenebene zu ermitteln, zu optimieren und damit den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. „Viele versteckte Verbräuche sind den meisten Industrieanwendern bis heute kaum bewusst“, so Köckler. Ungeregelte Motoren in Pumpen, Ventilatoren, Kompressoren und Maschinen sind in vielen Fabriken immer noch weit verbreitet, aber Effizienzsteigerungen in Sachen Energie sind kaum umsetzbar ohne intelligente Steuerungstechnik und die Symbiose von IT und Elektrotechnik.
Energiemanagement lautet das Stichwort und beschreibt den Trend, den die Industrie momentan umtreibt, denn die Zeiten des billigen Gases sind vorbei, PV-Anlagen sind Mangelware und Speicher sowieso – die Komplexität des Energiesystems tut ihr übriges. All das fordert mehr Effizienz. Mit einem ordentlichen Energiemanagement nach ISO 50001 oder 50005 werden zunächst Energieströme im Betrieb und die dazugehörigen Energieträger erfasst und analysiert, darauf aufbauend dann Verbesserungsideen erarbeitet, auf Wirtschaftlichkeit bewertet und anschließend umgesetzt. Es hilft bei Investitionsentscheidungen in die Energieeffizienz. Unter den Ausstellern zum Thema gehören u.a. BTB Transformers, Advent Technologies, Blue Walker, Aerzen, Boffetti und Aplisens.
Zuverlässige Energiedatenerfassung
Energiedatenmanagementsysteme (EDMS) sind bei Effizienzsteigerungen von entscheidender Bedeutung, denn der erste Schritt zu mehr Effizienz ist die Ermittlung des eigenen Verbrauchsprofils und dieses im Hinblick auf die Einhaltung gesetzlicher Verpflichtungen und natürlich der eigenen Kosten zu optimieren.
Einige Aussteller zeigen ihre Softwarelösungen aus diesem Bereich wie Econ Solutions aus München. In Hallo 12, Stand D35 stellt die neuste, mittlerweile vierte Version ihrer Software fürs betriebliche Energiemanagement mit vielen neuen Features vor, die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) als förderfähig bewertet wurde. Der modulare, flexible Aufbau ermöglicht die Anpassung an individuelle Rahmenbedingungen. Die Daten werden in Form von nutzereigenen Dashboards grafisch aufbereitet und liefern so unmittelbare Erkenntnisse über den Energieverbrauch. Die Software verfügt über ein Kosten- und CO2-Reporting, mit dem die erfassten Daten anderen Abteilungen zur Verfügung gestellt werden können, um beispielsweise Nachhaltigkeitsberichte damit aufzubauen oder zu füttern.
Sonderschau Energy 4.0
Ebenfalls in Halle 12 finden Messebesucher die Energy 4.0, die zentrale Sonderschau und Konferenzbühne für alle Energie-, Klima- und Nachhaltigkeitsthemen der Hannover Messe. Hier zeigen Innovationsführer ihre Lösungen und anerkannte Experten konferieren im Forum über den Wissenstand zu allen aktuellen Herausforderungen der Energiesicherheit, Klimaneutralität und Digitalisierung der Energiewende sowie des vernetzten Energiemanagements. Zu den Themen der Sonderschau gehört der versorgungssichere Ausbau von erneuerbaren Energien und Speicherkapazitäten, die ganzheitliche Dekarbonisierung industrieller und gewerblicher Prozesse, die CO2-neutrale Produktion, Smart Energy für die Industrie 4.0, dynamisches Lastmanagement, E-Mobilität und die dazugehörige Ladeinfrastruktur, der Netzausbau und der resiliente Betrieb integrierter Energiesysteme. Fokusthema dabei ist die Herausforderung der Energiesicherheit mit den Klimaschutzzielen in Einklang zu bringen.
Zu den Unternehmen, die sich an der Sonderschau beteiligen, gehört das norwegische Start-up Energynest, das ein flexibles und kosteneffizientes thermisches Energiespeichersystem (TES) für Kunden aus den Bereichen Stromerzeugung, energieintensive Fertigung und erneuerbare Energien bietet. Die thermischen Batterielösungen dekarbonisieren die Energieversorgung durch die Elektrifizierung industrieller Wärme und durch die Rückgewinnung und Wiederverwendung von Abwärme in Energie nach Bedarf. Die Norweger bieten auch großangelegte Energiespeicher für solarthermische und andere emissionsfreie Kraftwerke. Das 2011 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Billingstadt und Büros in Hamburg und Sevilla wurde von Mission Innovation auf Platz 3 der „Global Top 100 Carbon Reducing Innovations“ gewählt. Zu den weiteren Ausstellern der Energy 4.0 gehören u.a. das August-Wilhelm Scheer Institut, Bitstream, Flow Chief und Geneset Powerplants.
Während der gesamten Laufzeit der Messe finden im Forum der Energy 4.0 knapp 70 Sonderpräsentationen in Form von Vorträgen, Expertenrunden sowie Best-Practice-Beispielen statt, die Interessenten nicht nur live vor Ort mitverfolgen können, sondern auch über Livestreams auf der Webseite der Hannover Messe verfügbar sein werden.
Boomende Wasserstoffwirtschaft
Laut den Veranstaltern ist die Hannover Messe 2023 nicht nur die größte, sondern auch bedeutendste Plattform für Wasserstoff und Brennstoffzellen. Rund 500 Unternehmen präsentieren hier ihre Lösungen und Konzepte für die Erzeugung, den Transport, die Speicherung und den Verbrauch von Wasserstoff. Dieser Branchenzweig boomt international, denn die EU-Kommission möchte bis 2030 in einem stufenweisen Ansatz Elektrolyseure mit einer Leistung von mindestens 40 GW installieren und 10 Mio. t grünen Wasserstoff erzeugen. Auch im Südharz löste die Technologie einen Boom aus. Der Aussteller Maximator Hydrogen (alle 13, Stand C14), ein Hersteller moderner Wasserstoff-Tankstellen, wächst seit Jahren und peilt im fünften Geschäftsjahr einen Umsatz von 50 Mio. Euro an. Es wird gebaut und Produktionsflächen werden ständig erweitert. Der Auftragsbestand liegt mittlerweile bei über 100 Mio. Euro.
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