Die Digitalisierung ist in deutschen Industrieunternehmen angekommen. Die Branche erlebe aktuell einen radikalen Umbruch, sagte Rainer Glatz, Geschäftsführer der Fachverbände Elektrische Automation sowie Software und Digitalisierung im Verband VDMA, im Vorfeld der diesjährigen Hannover Messe. „Einige Jahre hatten Digitalisierungstechnologien wie PLM, MES oder CRM mit dem Vorurteil zu kämpfen, vor allem Kosten zu verursachen. Das ist jetzt anders. Digitalisierung wird mehr und mehr als Enabler für neue Geschäftsmodelle und für zusätzlichen Umsatz gesehen“, erklärte Glatz auf der Vor-Pressekonferenz zur Leitmesse Digital Factory.
500 Aussteller präsentieren in den Hallen der Digital Factory ihre Lösungen
Etwa 500 Aussteller werden in diesem Jahr ihre Softwarelösungen in den Hallen 6 bis 8 präsentieren. Neben Anbietern klassischer Business-IT-Systeme für Fertigungsunternehmen wie PLM, MES oder ERP sind auch IT-Riesen wie Microsoft, IBM, SAP, Amazon Web Services oder Oracle in Hannover vertreten. Im Fokus der Leitmesse stehen Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz, Machine Learning oder der digitale Zwilling. Aber auch Themen wie Cloud Computing und IT-Plattformen spielen eine wichtige Rolle. In Kombination mit Lösungsansätzen zu Industrial Security beantwortet die Messe sämtliche Softwarefragen entlang der industriellen Prozesskette – und das in allen Branchen. Und diese Themen sind laut Arno Reich, Global Director IAMD und Digital Factory von der Deutschen Messe, nicht mehr nur für große Konzerne aktuell, sondern kommen gerade im Mittelstand an.
Produktverbesserung steht in Halle 6 der Digital Factory im Fokus
In Halle 6 der Digital Factory sind vor allem Aussteller von Software für CAx und PLM zu finden, darunter beispielsweise Eplan, Siemens Industry Software oder Dassault Systèmes. Daten werden erst dann sinnvoll, wenn sie in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden: Daten aus der Konstruktion etwa mit denen aus dem Betrieb eines Produkts oder einer Maschine. Daher verliert gerade das Produkt-Lebenszyklus-Management (PLM) in Zeiten des Internets der Dinge nicht an Bedeutung, sondern gibt entscheidende Hinweise zur Verbesserung eines Produkts. Der Themenbereich Additive Manufacturing, der ebenfalls in Halle 6 angesiedelt ist, ist unter anderem durch Arburg, Eos oder den Neu-Aussteller 3D Systems vertreten.
Auch die Rolle von MES- und ERP-Systemen ändert sich: Damit können Betriebsdaten erfasst und mit Werkzeug-, Kapazitäts- und Lagerdaten verknüpft werden. Sie liefern immer mehr Daten, die sich für die vorausschauende Wartung einsetzen lassen und so ungeplante Stillstände verhindern. Wie in den vergangenen Jahren auch, sind Aussteller aus dem MES- und ERP-Umfeld vorwiegend in Halle 7 konzentriert, wie etwa MPDV, Forcam oder PSI Software. Mit dabei sind 2018 unter anderem Oracle und Fujitsu, der Softwarehersteller SAP wird sich laut eigenen Aussagen in diesem Umfeld größer präsentieren.
IT-Sicherheit spielt in der Industrie 4.0 eine wichtige Rolle
„Die Digital Factory zeigt im Zusammenspiel mit der Automation, was eine integrierte Industrie braucht, um sich zu vernetzen und zu kooperieren“, betonte Reich. Das Lösungsspektrum der Hannoveraner Leitmesse umfasst Software für virtuelle Produktentwicklung, für Fertigungsplanung und -steuerung sowie für vorausschauende Analysten. Einen besonderen Schwerpunkt bildet zudem das Thema IT-Sicherheit. In Halle 6 hat der Veranstalter den neuen Ausstellungsbereich Industrial Security geschaffen, der als zentrale Anlaufstelle für Anwender und Produktentwickler aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der industriellen Automation gedacht ist. Der Ausstellungsbereich umfasst Individualaussteller, einen Gemeinschaftsstand und das Forum Industrial Security. Von Security by Design über die Authentifizierung und Verschlüsselung bis hin zu Kopierschutz und Zutrittskontrolle zeigen die Spezialisten, was vor Cyberangriffen und Betriebsausfällen schützt. Neben den bekannten IT-Größen stellen auch Technologieanbieter aus China wie Huawei und Haier ihre Konzepte vor, mit denen sich Datenmengen in der digitalen Fabrik sicher verteilen lassen.
Rahmenprogramm komplettiert Ausstellungsangebot der Digital Factory
Neben den Lösungen der Aussteller wird die Leitmesse durch ein umfangreiches Rahmenprogramm abgerundet (siehe Kasten). Wie in den Jahren zuvor findet die MES-Tagung im Convention Center statt. In diesem Jahr stehen unter dem Motto „Connected Manufacturing – Digital Production“ Beispiele für den Einsatz von MES im Mittelpunkt. Im Anschluss an die Tagung führen die Guided Tours „MES Solutions“ Besucher zu MES-Austellern, die ihre Softwarelösungen für die Prozessindustrie und die diskrete Fertigung vorstellen. Auch im Forum Automation in Halle 14 spielen 2018 Aspekte der IT eine wichtige Rolle: So thematisieren Experten im Forum unter anderem Innovationen der Industrial IT und eine Podiumsdiskussion beleuchtet das Thema Cybersicherheit im industriellen Umfeld.
Das etablierte Forum Industrie 4.0 wird erneut in Halle 8 organisiert. Und im vierten Additive-Manufacturing-Symposium berichten Fachleute aus der Industrie über aktuelle Trends und Erfahrungen mit dem 3D-Druck. (nu)
Rahmenprogramm:
- Additive Manufacturing Symposium am 24. April, von 10:00 bis 16:15 Uhr im Pavillon P36, Technology Academy; Anwendungsbeispiele zu Vielfalt und Stärken der Fertigungsverfahren im 3D-Druck sowie deren Nutzung im Maschinenbau
- CAE-Forum vom 24. bis 28. April in Halle 6; Fachvorträge zu numerischer Simulation, additiver Fertigung und 3D-Visualisierung
- Forum Industrial Security – sicher in die digitale Zukunft vom 23. bis 27. April in Halle 6, Stand D02; Forum mit Lösungsansätzen und Best-Practice-Beispielen zu Security by Design, Industrie-4.0-Diensten, OPC UA Security, Know-how-Schutz und der Datenschutz-Grundverordnung
- Forum Industrie 4.0 meets the Industrial Internet vom 23. bis 27. April in Halle 8, Stand D17; Vorträge und Diskussionen rund um Industrie 4.0, ergänzt durch Praxisbeispiele in der Smart Factory KL
- Internationale MES-Tagung: Connected Manufacturing – Digital Production am 26. April von 10:30 bis 18:30 Uhr im Convention Center (CC), Saal 3A; Praxisbeispiele von Unternehmen der Prozessindustrie und der diskreten Fertigung zur Verbesserung der Produktion mit werksnaher Software