Gute Bremsen sind heute eine Selbstverständlichkeit. Dahinter stecken aber Jahrzehnte an Forschung und Entwicklungsarbeit – und stetig umfangreiche Tests an Prüfständen, damit die Bremsen effizient, einfach und sicher funktionieren.
Am Bosch-Standort im baden-württembergischen Abstatt, wo komplette Bremshydrauliken entwickelt werden, wird viel Wert auf Ingenieursleistungen „made in Germany“ gelegt. Das gilt für die Konstruktion von Bremssystemen sowie für die Prüfsysteme, mit denen die Systeme oft über Monate umfassende Tests absolvieren müssen. Auf fast 100 Prüfständen werden gewissenhaft Komponenten von der Pumpe über Magnetventile und Motor bis zum Gesamtaggregat einzeln und als Komplettsystem unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt. Regelmäßig müssen hier Prüfstände neu eingerichtet werden, durchschnittlich vier bis fünf im Jahr.
Häufige Neu-Einrichtung von Prüfständen war mit hohem Aufwand für Bosch verbunden
„Das hat für uns bisher viel Aufwand erfordert“, sagt Andreas Ballier, Projektleiter im Bereich Chassis Systems Control, Engineering Components and Hydraulic Functions bei Bosch. Denn das Neu-Einrichten war neben dem Zusammenstellen der Hardware-Komponenten auch mit komplexer Programmierarbeit verbunden. „Unsere Prüfstände werden unter anderem mit einer speicherprogrammierbaren Steuerung gesteuert. Die jeweiligen Abläufe für die neu eingerichteten Prüfstände wurden individuell programmiert – mit hohem Zeit- und Kostenaufwand.“
Heute können sich Prozess-Ingenieure auf das Wesentliche konzentrieren. Statt viel Zeit mit Detail-Programmierungen zu verlieren, greifen sie einfach auf den App-Store mit ausgereiften Applikationen zu. Das Anpassen und individuelle Zusammenstellen funktioniert schnell und effizient mit den Automation Ressource Planning (ARP)-Apps. Diese helfen, Prozesse und Konfigurationen per Drag and Drop zusammenzustellen. Etwa einen Tag braucht ein Mitarbeiter, um sich die entsprechenden Apps für die jeweiligen Aufgaben zu konfigurieren. „Auf die Idee brachte uns unser IT-Partner IMT Systeme und Services“, so Ballier. „Das Ulixes-ARP ist ein App-basiertes System, mit dem wir unsere Prozesse einfach modulieren können. Man zieht Apps einfach mit der Maus oder am Touchscreen mit dem Finger aus dem Store in den Aktiv-Bereich, gibt die gewünschten Parameter ein und kann loslegen.“
ARP-Apps von IMT ermöglichen einfache Inbetriebnahme per Drag and Drop
„Mit dem Ulixes-ARP kann man jede Sondermaschine ohne individuellen Programmieraufwand steuern“, beschreibt Rudolf Hobelsberger von IMT. „Man stellt sich seine Prozesse einfach zusammen, indem man für jede Funktion, die man benötigt, die entsprechende App auswählt und konfiguriert.“ Die Vorteile des flexiblen Systems sind vielfältig: Inbetriebnahmezeiten von Prüfständen und Sondermaschinen verkürzen sich drastisch. Änderungen können geschulte Mitarbeiter selbst vornehmen – ohne Programmierkenntnisse. Steuerung und Betrieb entlasten damit die Programmierer. Zudem bleibt das System Standard-Software mit regelmäßigen Updates stets von selbst auf dem aktuellen Stand und übernimmt mit einer eigenen App automatisch sogar die Dokumentation der zusammengestellten Anlage.
Damit der einzelne Prüfstand auch die Dinge umsetzt, die individuell benötigt werden, kann man etwa zur Steuerung oder für Schnittstellen zur Datenübergabe bereits vorhandene Apps aus dem Store verwenden. Alternativ besteht die Möglichkeit, über ein frei verfügbares Software-Development-Kit auch eigenprogrammierte Apps zu nutzen. So hat IMT speziell für einzelne Funktionen der Prüfstand-Steuerung Apps entwickelt, die auf allen Systemen eingesetzt werden können – und, wenn gewünscht, über den App-Store wiederum anderen ARP-Nutzern gegen Entgelt zur Verfügung stehen.
Bosch will ARP-Steuerung der Prüfstände in den nächsten Jahren verdoppeln
In Abstatt laufen bereits einige ARP-Steuerungen. Bis Ende des Jahres 2018 will der Technologiekonzern 15 Prüfstände mit dem neuen System betreiben. Insgesamt will man in Abstatt in den nächsten Jahren 30 bis 40 Prüfstände damit ausrüsten.