Frau Schall, war es eine schwere Entscheidung, die kommende Fachmesse Motek als Präsenzveranstaltung stattfinden zu lassen?
Nein, das war überhaupt nicht schwer, die Motek zusammen mit der Bondexpo in diesem Jahr endlich wieder als Präsenzveranstaltung ankündigen zu können. Ganz im Gegenteil. Aussteller und Fachbesucher warten ungeduldig darauf, sich wieder persönlich und auf Augenhöhe austauschen zu können. Die Branche scharrt mit den Hufen!
Wann haben Sie sich dazu entschlossen?
Wir sind fortwährend jedes Jahr dazu entschlossen. Leider wurden wir 2020 durch die damals aktuelle, bekannte Situation ausgebremst und mussten uns der Lage fügen, so wie alle anderen auch. Wir haben aber gleich im Herbst 2020 schon damit begonnen, die Motek und Bondexpo 2021 mit vollem Elan und Zuversicht vorzubereiten. Und jetzt ist es soweit.
Was war am Ende ausschlaggebend für diese Entscheidung?
Ausschlaggebend ist die Tatsache, dass für den B-to-B-Geschäftsaustausch eine Präsenzmesse die geeignete Plattform schlechthin ist. Dafür gibt es keinen virtuellen Ersatz. In den Branchen der industriellen Produktion geht es um keine Katalogware, sondern um komplexe Anlagen und Lösungen, um großvolumige Investitionen, um zukunftsfähige Abläufe, um unternehmerische Grundsatzentscheidungen. Die werden nicht nach einem Webinar oder einer virtuellen Produktschau getroffen, sondern von Angesicht zu Angesicht. Darauf warten alle. Wir als Messeveranstalter sehen uns als Dienstleister der Aussteller und Fachbesucher und wollen alles Machbare ermöglichen, um diesen nötigen Austausch wieder stattfinden zu lassen.
Wie viele Aussteller könnten es am Ende werden und wie würde dann die Motek dastehen im Vergleich zu den letzten Präsenzmessen?
Aktuell sind wir sehr zufrieden mit den Buchungen im Vergleich zum Zeitraum 2019. Das stimmt uns zuversichtlich und ist zugleich ein Beweis dafür, wie sehr sich die Herstellerfirmen wieder den persönlichen Geschäftskontakt wünschen. Natürlich werden vorerst die bisher gewohnten Ausstellerzahlen nicht erreicht, aber darum geht es auch nicht. Es zählen jetzt keine Rekorde in Zahlen, sondern es zählt die Qualität. Aussteller und Fachbesucher gewinnen in diesem Messeherbst Raum und Zeit für den Messebesuch im wahren Wortsinn. Das ist eine neue Qualität des Messebesuchs.
Wie haben die Aussteller darauf reagiert, dass die Motek jetzt live und in Farbe stattfindet? Welche Bedeutung hat eine reale Motek für die Branche?
Natürlich freuen sich alle auf eine reale Motek, ganz in echt und in Farbe, wenn Sie das so nennen wollen. Zum einen, weil sich Aussteller und Fachbesucher, Hersteller und Kunden, Interessierte und Gäste endlich wieder persönlich treffen wollen, nach mehr als eineinhalb Jahren. Alle haben ausgiebig telefoniert, gemailt, gezoomt – alles gut und schön. Aber der geschäftliche Austausch auf Augenhöhe ist nicht virtuell zu ersetzen. Wir brauchen das echte Miteinander, das ist die Basis für das Business. Die Welt der Produktion ist im Wandel, Abläufe und Herausforderungen sind anders geworden, als sie es noch vor zwei, drei Jahren waren. Neue Technologien wollen und müssen sich den Herausforderungen der Zukunft stellen und die Komplexität aller Vorgänge ist doch gigantisch. Das alles können wir nur im vertrauensvollen, realen Fachaustausch angehen. Lösungsalternativen und die Variantenübersicht können nur Präsenzmessen bieten. Die Motek als Branchen-Highlight für die Welt der industriellen Automatisierung hat deshalb in diesem Jahr als Präsenzveranstaltung eine ganz besondere Bedeutung.
Sind durch die Pandemie neue (digitale) Messe-Formate entstanden, welche die Motek als Präsenzmesse jetzt zusätzlich unterstützen oder erweitern? Falls ja, welche sind das und wie funktionieren die?
Die etablierten Fachmessen werden in alter Stärke zurückkehren, davon sind wir fest überzeugt. Denn für komplexe industrielle Anforderungen und Lösungen ist der direkte fachliche Austausch durch nichts zu ersetzen. Zugleich werden virtuelle Marktplätze, die in vielerlei Formen in den vergangenen eineinhalb Jahren entstanden sind, fortbestehen und weiter gepflegt. Es werden auch virtuelle Kommunikationselemente verstärkt eingesetzt, begleitend und ergänzend zur Präsenzmesse Das können zum Beispiel Videos, Interviews, Gesprächsforen, Produktvorstellungen und Rundgänge für Gäste sein, die nicht persönlich anreisen können. Insoweit werden sich das reale Zusammentreffen und der virtuelle Informationsaustauch künftig sinnvoll und vernünftig ergänzen.
Wie sieht das Hygienekonzept auf der Motek aus?
Das Hygienekonzept der Motek ist das Hygienekonzept der Messe Stuttgart, das ausführlich auf der Webseite der Messe Stuttgart zusammengefasst ist. Hier ist alles sehr dezidiert dargelegt, was hinsichtlich Hygiene, Vorsorge und Sicherheit relevant ist. Das Konzept fußt auf allen geltenden, behördlichen Vorgaben. Wir als Messeveranstalter schließen uns diesem Konzept in vollem Umfang an und unterstützen es, denn unsere Aussteller und Fachbesucher sind uns wichtig. Wir wollen, dass sich alle Beteiligten unbesorgt persönlich treffen und geschäftlich austauschen können, denn das ist jetzt dringend nötig.
Hat sich das Hygienekonzept auf das Hallenlayout ausgewirkt? Zum Beispiel breitere Gänge und größere Abstände zwischen den Ständen? Gibt es eine Obergrenze für das Standpersonal? Dürfen maximal x Mitarbeiter des Ausstellers auf dem Stand sein? Gilt ähnliches für die Messebesucher? Dürfen maximal x Messebesucher auf dem Messegelände beziehungsweise in einer Halle sein?
Gangbreiten, Abstände, Wegeführung, Hygiene- und Schutzmaßnehmen – das Hygienekonzept behandelt all diese Aspekte im Einzelnen. Und natürlich wird es im Ergebnis zumindest in diesem Herbst kein Bild eines überfüllten Standes oder einer überfüllten Halle geben. Das ist doch klar und auch wichtig und richtig. Wie bereits dargelegt: Im Messeherbst 2021 zählen nicht die Zahlen, sondern die Qualität des Austausches.
Gibt es den einen großen Trend auf der Motek, der alles überragt?
Der Trend der Motek ist der Trend, den die industrielle Produktion insgesamt bewegt: Fortschritt der Digitalisierung und Automatisierung der Produkte und der Abläufe, Weiterentwicklung der Software in der Montage, Integration und Vernetzung, nachhaltige und energieeffiziente Produktion, Produktindividualisierung. All das sind die großen Trends und zugleich die großen Herausforderungen. Wir dürfen gespannt sein, mit welchen Themen uns die Motek und Bondexpo den Weg in die Zukunft weist.
Kontakt:
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…buchten auf der Motek 2019 einen Stand. So viele werden es diesmal nicht, aber aktuell zählen keine Rekordzahlen, sondern die persönliche Begegnung.