Im Krisenjahr 2009 legten etliche Aussteller eine Pause ein. Jetzt sind sie wieder dabei, manche wollen ihre Stände vergrößern. Die Fachmesse Vision kommt in diesem Jahr wieder richtig in Schwung. Die Messe Stuttgart konnte rund 300 Firmen gewinnen und rechnet mit über 6000 Besuchern.
„Die Talsohle der Wirtschaftskrise scheint durchschritten“, vermutet Thomas Walter, Bereichsleiter Industrie & Technologie der Messe Stuttgart. „Aus dem Bereich der industriellen Bildverarbeitung gibt es positive Nachrichten über steigende Auftragseingänge.“ Die Signale kommen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, dem Kunststoff- und Gummimaschinenbau sowie der Robotik- und Elektronikindustrie. „Die Erholung spiegelt sich auch auf der Vision 2010 wider“, freut sich Walter.
Die Weltleitmesse für Bildverarbeitung findet vom 9. bis 11. November auf dem Stuttgarter Messegelände statt. Der Anmeldestand liegt über dem Vorjahr, die Stuttgarter rechnen mit über 300 Ausstellern. Alle Keyplayer sind wieder mit an Bord. Etliche Unternehmen, die im Krisenjahr 2009 pausiert hatten, haben sich wieder angemeldet. Einige davon wollen ihre Stände vergrößern. Auch der Anteil der Aussteller aus dem Ausland, der in den Vorjahren traditionell über 40 Prozent lag, befindet sich im Soll. In den Messehallen 4 und 6 werden auf 20 000 m² Aussteller aus rund 30 Ländern erwartet. Erstmals wird es einen International Pavilion geben. Hier haben bis zu zehn ausländische Unternehmen, die bisher noch nicht auf der Vision vertreten waren, die Gelegenheit, ihre Neu- und Weiterentwicklungen zu präsentieren. Nachdem die Besucherzahl im letzten Jahr leicht rückläufig war, werden in 2010 wieder mehr als 6000 Besucher erwartet.
Dieses Jahr findet die Vision zum 23. Mal statt. In den zurückliegenden Jahren hat sich die Messe zu einer internationalen Informations- und Präsentationsplattform für die Vision-Branche entwickelt. Es gibt heute kaum noch Bereiche, in denen Bildverarbeitungssysteme nicht Einzug gehalten haben. Das Spektrum der Anwenderbranchen hat sich den Marktanforderungen entsprechend erweitert, vor allem auch in Richtung nicht-industrielle Bildverarbeitung. Deshalb war auch eine Änderung des Untertitels der Vision überfällig. Dieser lautete bislang „Fachmesse für industrielle Bildverarbeitung und Identifikationstechnologien“ und wurde nun in „internationale Fachmesse für Bildverarbeitung“ umbenannt. „Damit wollen wir unterstreichen, dass die Messe mit ihrem Konzept dem Wandel der Anwenderbranchen und der Weiterentwicklung der BV-Technik gerecht wird und für die Zukunft gerüstet ist“, so Walter.
Zu den nicht-industriellen Anwendungsfeldern, die mittlerweile von der Bildverarbeitung abgedeckt werden, zählen Medizintechnik, Life Science, Sicherheitstechnik, intelligente Verkehrsleitsysteme, Kartografie, Entertainment, Sport und Werbung. Diese Märkte bergen nach Ansicht von Branchenkennern noch große Potenziale. Kernbranchen, in denen Vision-Systeme zum Einsatz kommen, sind nach wie vor die Automobil-, Glas-, Elektronik-, Kunststoff- und Halbleiterindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau, die Holzindustrie, die Pharmazie, die Druckindustrie sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie. Das Anwenderspektrum und damit die Besucherzielgruppe der Messe sind breit gefächert.
Zum Gelingen der Vision tragen renommierte Verbände bei. Hierzu zählen der VDMA industrielle Bildverarbeitung als ideeller und fachlicher Träger der Messe, die European Machine Vision Association (EMVA), der globale Bildverarbeitungsverband Automated Imaging Association (AIA), die Japanese Industrial Imaging Association (JIIA), die UK Industrial Vision Association (UKIVA) und die Imaging Association of India (IAI). Das Interesse der internationalen Vereinigungen zeigt, dass die Messe in zwei Jahrzehnten zur Weltleitmesse avanciert ist. Sie ist Schauplatz für neue Bildverarbeitungs- und Identifikationskomponenten. Dazu gehören Smart-, Matrix- und Zeilenkameras, Hochgeschwindigkeits- und Infrarotkameras, Visionsensoren, Framegrabber, Softwaretools und –Bibliotheken, Beleuchtungen, Objektive, optische Filter und Zubehör. Zu sehen sind aber auch komplette Systeme, Anwendungslösungen und Dienstleistungen. Bildverarbeitungssysteme sorgen dafür, dass Produkte effizient und in hoher Qualität gefertigt werden können.
Die Messe wird wieder von einem praxisorientierten Rahmenprogramm begleitet. Dieses wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut und bietet zahlreiche Veranstaltungen, die für Messebesucher und Aussteller gleichermaßen interessant sein dürfte. Das Rahmenprogramm demonstriert, dass die Vision verstärkt den Endanwender ansprechen möchte. Systemlösungen und Applikationen stehen daher im Vordergrund.
Zum zweiten Mal wird in diesem Jahr eine Integration Area eingerichtet, die aufgrund der positiven Resonanz in 2009 auf fast die doppelte Anzahl an Ausstellern ausgebaut werden soll. Hier können sich die Systemlöser mit ihren spezifischen Anwendungen präsentieren. Bei der Einbindung eines Bildverarbeitungssystems in eine Applikation sind zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen, die viel Erfahrungswissen voraussetzen. Auf der Integration Area hat der Besucher die Gelegenheit, direkt mit Systemintegratoren Kontakt aufzunehmen.
Mehr Anwendernähe und Transparenz soll auch der benachbarte Application Park unter dem Motto „Partners for Vision“ vermitteln, der in diesem Jahr zum dritten Mal initiiert wird. Diesmal ist er thematisch neu aufgestellt. Mehr als 30 Partnerfirmen demonstrieren live auf rund 200 m², wie Bildverarbeitungs-, Handhabungs-, Automatisierungs-, Verpackungs- und Beschriftungstechnik zusammenarbeiten und Qualitätssicherung auf hohem Niveau ermöglichen.
Die traditionellen Industrial Vision Days finden an allen drei Messetagen statt und bieten hochwertige Fachvorträge. Zu den Themenkreisen zählen der aktuelle Stand der Technik, Standardisierungsbestrebungen und praktische Lösungen. Rund 2600 Besucher haben letztes Jahr den Weg in das Forum gefunden. Dass die Themenauswahl das Interesse der Besucher trifft, ist dem VDMA Industrielle Bildverarbeitung als Organisator zu verdanken. Höhepunkt ist eine Podiumsdiskussion zu einem aktuellen Thema.
Bereits zum 18. Mal wird der Vision Award, der „Preis für angewandte Bildverarbeitung“ verliehen. Er soll Unternehmen würdigen, die ihre Energie in neue Ideen und praxisorientierte Entwicklungen stecken und so Verbesserungen hinsichtlich Qualität, Effizienz, Kosten und Komfort schaffen. Der Award wurde von der Messe Stuttgart initiiert und ist mit 5000 Euro dotiert.
Der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) geförderte Gemeinschaftsstand für Jungunternehmen wurde gegenüber dem Vorjahr auf 14 Ausstellungsplätze erweitert. Das BMWi übernimmt 80 Prozent der Stand-Kosten. Außerdem berät der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (AUMA) in Sachen Marketing. Jungen Unternehmen soll dadurch Gelegenheit gegeben werden, ihre Produkte auf der Vision vorzustellen. Für Newcomer wird auf diese Weise der erste Schritt in die Messewelt erschwinglich.
Uwe Böttger uwe.boettger@konradin.de
VISION Focus, die aktuelle Zeitung zur Messe: siehe S. 10
„Wir lassen das Krisenjahr 2009 hinter uns.“
„Kräftige Wachstumsimpulse im ersten Halbjahr 2010 leiten eine Erholung der Bildverarbeitungsbranche auf breiter Front ein“, so Olaf Munkelt, Vorsitzender des Vorstands VDMA Industrielle Bildverarbeitung, im Vorfeld der Messe Vision. „Wir lassen das Krisenjahr 2009 nun hinter uns.“
Im vergangenen Jahr musste die deutsche Bildverarbeitungsindustrie in ihrer noch jungen Geschichte erstmals einen Umsatzrückgang verkraften. Nach Abschluss der aktuellen VDMA-Marktbefragung steht nun fest, dass der Umsatz der Bildverarbeitungsindustrie in Deutschland 2009 um 21 % gefallen ist. Zuvor war ein Rückgang von 30 % erwartet worden. Stabilisierend wirkte sich im Krisenjahr 2009 das dynamische Wachstum der nicht-industriellen Anwendungen aus. Hierzu gehören unter anderem die Bereiche Sicherheitstechnik, Medizin, Verkehr, Mikroskopie, Landwirtschaft, Sport und Unterhaltung. Trotz Krise wurden in diesen Bereichen fast 25 % mehr Umsatz erzielt.
In den klassischen Anwendungen der industriellen Produktion ging der Umsatz mit Vision-Systemen hingegen um 28 % zurück. Am härtesten wurde die Automobilbranche getroffen, die immer noch den höchsten Anteil am Umsatz besitzt. Hier brach der Umsatz um 44 % ein. Als einzige industrielle Anwendung konnte die Halbleiterfertigung zulegen. Der Systemumsatz mit dieser Kundenbranche schnellte 2009 um 88 % nach oben. „Hierfür dürften vor allem die Umsätze in der Solarindustrie verantwortlich gewesen sein, denn die Bildverarbeitung spielt in der Fertigung von Photovoltaik-Produkten eine wichtige Rolle“, so Munkelt.
84 % t der Unternehmen, die sich mit Bildverarbeitung beschäftigen, haben 50 oder weniger Mitarbeiter. Trotz der geringen durchschnittlichen Betriebsgröße von 32 Mitarbeitern und den bis 2008 ununterbrochenen Wachstumserfahrungen meisterten die Betriebe den massiven Einbruch im Jahr 2009. Durch Kurzarbeit und anderen Maßnahmen konnte ein Personalabbau weitgehend vermieden werden. Die 6300 hoch qualifizierten Beschäftigten (2008 waren es 200 mehr) sind der Garant für eine erfolgreiche Aufholjagd zu den alten Rekordumsätzen.
„Die Auftragseingänge im ersten Halbjahr 2010 waren so stark, dass derzeit die Lieferketten aus dem Tritt kommen“, berichtet Munkelt. „Die plötzlich nach oben geschnellte Nachfrage lässt sich nicht so schnell befriedigen und Lieferzeiten verlängern sich teilweise drastisch.“ Vor diesem Hintergrund geht der VDMA von deutlich besseren Wachstumsaussichten aus und erhöht die Prognose für die Entwicklung des Branchenumsatzes der deutschen Bildverarbeitungsindustrie von 5 auf 10 %.
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