Startseite » Themen » Qualitätssicherung »

„Spielregeln beruhen auf gesundem Menschenverstand“

Trumpf-Werkzeugmaschinen-Chef Dr. Mathias Kammüller sagt, wie sich Qualität weltweit sichern lässt
„Spielregeln beruhen auf gesundem Menschenverstand“

An allen Standorten weltweit müssen Trumpf-Mitarbeiter die gleiche Qualität liefern. Wie das funktioniert, erläutert Dr. Mathias Kammüller. Er ist Mitglied der Geschäftsführung und Vorsitzender des Geschäftsbereichs Werkzeugmaschinen/Elektrowerkzeuge bei der Ditzinger Trumpf GmbH & Co. KG.

Herr Dr. Kammüller, Trumpf hat Tochtergesellschaften und Niederlassungen in rund 50 Ländern. Ist es möglich, an allen Produktions- und Servicestandorten die gleiche Qualität zu produzieren?

Es ist nicht einfach, aber es ist möglich – und bei uns auch gegeben. Wir haben weltweit die gleichen Qualitätsstandards, die überall im Rahmen von internen und externen Audits überprüft werden. Zusätzlich arbeiten wir mit Kennzahlen, an denen sich alle orientieren müssen. Jeder Mitarbeiter ist selbst für die Qualität seiner Arbeit verantwortlich. Dieses Prinzip ist wichtig, weil Qualität bei uns dezentral organisiert ist, aber zentral koordiniert wird.
Welche Philosophie steckt hinter Ihren Qualitätsstandards und den Kennzahlen?
Das Fundament unseres Trumpf Qualitätsstandards TQS bilden neun Qualitätsgrundsätze, nach denen sich alle Mitarbeiter richten. Diese Spielregeln beruhen eigentlich auf gesundem Menschenverstand und beinhalten beispielsweise folgende Punkte: Einfachheit – oder als Regel ausgedrückt: Wir machen es einfach –, Sauberkeit und Ordnung, Termineinhaltung oder Eigenverantwortung. Auch die Fehlervermeidung – Wir machen es von Grund auf richtig – ist ein entscheidender Faktor. Dabei praktizieren wir eine konstruktive Fehlerkultur, in der Irrtümer als Chance gesehen werden. Indem wir die Ursachen benennen, verhindern wir, dass ein Fehler ein zweites Mal passiert. Genauso wichtig sind eindeutige Vorgaben, also Standards und klare Ziele, die den Mitarbeitern helfen ihre Aufgaben zielorientiert und strukturiert zu erledigen. Das Bewusstsein aller, immer einen Schritt weiter zu denken und die eigene Arbeit ständig zu hinterfragen, ist unsere Chance, das Unternehmen von innen heraus zu verbessern.
Wie stellen Sie anhand von Kennzahlen sicher, dass alle Mitarbeiter – in Deutschland wie in Brasilien, in Ägypten wie in China oder den USA – die gleiche Qualität liefern?
An allen Produktionsstandorten gibt es einen Qualitätsmanagementbeauftragten und Kennzahlenverantwortliche, welche die Kennzahlen aktualisieren, beobachten und kommentieren. Die Kennzahlen sind unsere Indikatoren, um zu sehen, wie gut wir unsere gesetzten Ziele erreichen. Unsere Führungskräfte besprechen diese Werte monatlich mit ihren Mitarbeitern, um gegebenenfalls Maßnahmen abzuleiten, wenn eine Kennzahl nicht wie gewünscht ausfällt. Dabei ist es wichtig, direkt mit den Mitarbeitern zu kommunizieren und die beschlossenen Maßnahmen konsistent zu verfolgen.
Wird das System in allen Ländern gleich verstanden und interpretiert?
Entscheidend für ein einheitliches Verständnis sind eindeutige Vorgaben wie die erwähnten Spielregeln. Auch eine Dokumentation, in der die tatsächlich gelebten Prozesse abgebildet werden, trägt zur erfolgreichen Umsetzung des TQS bei. Diese Dokumentation erfolgt über eine für sämtliche Mitarbeiter an allen Standorten zugängliche Intranetumgebung. Darin sind die Unternehmensprozesse in selbsterklärenden Checklisten dargestellt. Weil es trotz aller verbindlichen Standards aber natürlich Mentalitätsunterschiede gibt, haben die handelnden Personen das letzte Wort. Unsere Q-Mitarbeiter vor Ort finden Lösungen für die unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten und Herausforderungen.
Welche Werkzeuge und Hilfsmittel nutzen Sie, um Ihre Qualitätsvorgaben in die Realität umzusetzen?
Mit Hilfe von Prozessbeschreibungen und Dokumenten wie Richtlinien, Arbeitsanweisungen und Hilfsmitteln der jeweiligen Fachbereiche wird durch die erwähnte Intranetumgebung sichergestellt, dass die Standards für alle Mitarbeiter verfügbar sind. Regelmäßige Audits sorgen dafür, dass die Vorgaben auch eingehalten werden und geben objektive Hinweise zur Verbesserung der Prozesse. Daneben nützen wir eine ganze Reihe von Qualitätswerkzeugen, um auftretenden Problemen auf den Grund zu gehen und sie zu beseitigen. Dazu zählen beispielsweise einfache Dinge wie Ishikawa zur Ursachenanalyse oder aber Six Sigma als umfassende Problemlösungstechnik.
Sind auch ihre Lieferanten in dieses System eingebunden?
Selbstverständlich. Das ist schon allein wegen unserer Philosophie wichtig, nach der wir auf lokale Zulieferer zurückgreifen und die Produkte an die örtlichen Marktanforderungen anpassen. So werden beispielsweise unsere in den USA produzierten Maschinen auch mit amerikanischen Komponenten ausgestattet. Unsere Fertigungstiefe liegt im Schnitt bei gut 30 Prozent. Komponenten wie Steuerungen, Antriebe oder Führungen stellen wir nicht selbst her. In der Regel beziehen wir komplett vormontierte und funktionsgeprüfte Baugruppen, die wir direkt ohne nochmalige Prüfung montieren können. Dafür muss uns der Zulieferer im Rahmen von Erstmuster- und Abnahmeprüfungen die korrekte Funktion nachweisen und diese auch dokumentieren.
Welche Nachweise müssen die Zulieferer erbringen?
Grundsätzlich legen wir sehr viel Wert darauf, partnerschaftlich mit unseren Lieferanten zusammenzuarbeiten. Auch hier sind wieder klare Vorgaben und direkte Kommunikation wesentlich, um keinen Raum für Missverständnisse zu geben. Zudem haben wir eindeutige Prozesse zur Auswahl und Freigabe neuer Lieferanten festgelegt. Strategisch wichtige Lieferanten auditieren wir beispielsweise, bevor wir die Zusammenarbeit aufnehmen. Alle Zulieferer bekommen in bestimmten Abständen Bewertungen ihrer Leistungsfähigkeit. Und um gemeinsame Ziele und Standards festzulegen, führen wir immer wieder so genannte Lieferantentage durch.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de