Anlagenbauer und Betreiber kennen die zu überwachenden Stellen in ihrer Produktion genau und optimieren darauf ihre Überwachungsmethoden. Eine neue Möglichkeit besteht darin, an gefährlichen Stellen Kameras auch nachträglich zu errichten, die der Leitwarte aus der Ferne jederzeit einen Einblick in potentiell gefährliche Situationen geben.
Sicherheit für Mensch und Umwelt spielt in der Prozessautomation eine wichtige Rolle. In den dort meist ausgedehnten Anlagen arbeiten viele Mitarbeiter allein an entfernt gelegenen Anlagenteilen. Gerät ein solcher Mitarbeiter in Gefahr, ist in der Regel keiner in der Nähe, der davon erfährt oder gar Hilfe holen könnte. Hier sind Lösungen gefragt, die dann die Leitwarte über diese Probleme automatisch informieren. Eine Möglichkeit besteht darin, an gefährlichen Stellen Kameras zu errichten, die der Leitwarte aus der Ferne jederzeit einen Einblick in potentiell gefährliche Situationen geben. In ganz anderen Fällen können solche Kameras die Arbeit deutlich erleichtern. Zum Beispiel da, wo bislang ein Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen Dinge visuell prüfen musste. Eine Kamera vor Ort, die ins ohnehin vorhandene Leitsystem integriert wird, erspart dem Mitarbeiter nicht nur viele Rundgänge, sondern auch kostbare Zeit, die er anderswo sinnvoller einsetzen kann.
Da solche Systeme Rücksicht auf bestehende Einrichtungen nehmen müssen, ist das Nachrüsten nicht immer ganz einfach. Kreativität und Expertenwissen sind gefragt. Im konkreten Anwendungsfall erstellten die Experten für Prozessautomation der Rösberg Engineering GmbH in einer Chemieanlage vor Ort eine zusätzliche Kameraüberwachung. Von der Konzepterstellung über Installation bis hin zur Inbetriebnahme lieferten die Spezialisten die Kamerasysteme „schlüsselfertig“, ohne den laufenden Betrieb der Anlage zu beeinträchtigen. In der beschriebenen Chemieanlage entschloss sich der Betreiber der Abfüllstation daher für eine optische Überwachung per Kamera. Die Experten für Prozessautomation konnten hierfür an ausgewählter Stelle außerhalb der Ex-Schutzzone zwei WLAN-Kameras anbringen.
Neben dem richtigen Montageort der Kameras sichert auch die Wahl geeigneter Objektive den guten Überblick für die Leitwarte. Ein robustes Wetterschutzgehäuse macht die Kameras zudem unabhängig von der Witterung. Die Datenübertragung war ein weiteres Problem. Es gab keine Kabeltrasse. Eine bestehende Rohrbrücke dafür auszustatten hätte einrüsten und damit Produktionsstillstand bedeutet. Funkkommunikation war daher eine sinnvolle Lösung. Die Kameras wurden nach Ausmessen der örtlichen Gegebenheiten mit WLAN-Modulen und separater Antenne versehen. Sie senden nun ihre Daten in einer Punkt zu Punkt Verbindung an einen Access Point. Von dort aus gehen die gesammelten Informationen dann übers konventionelle Netzwerk an die Leitwarte. WLAN-Kameras erhöhen in Automatisierungsanlagen aber nicht nur die Sicherheit von Mitarbeitern. Sie können zudem helfen, die Arbeit zu erleichtern und dabei auch noch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten: Manche in der Produktion entstehende Überschuss-Gase haben oft eine deutlich höhere Treibhauswirkung als das viel gescholtene Kohlendioxid. Wie sauber diese Gase verbrennen, kann man beispielsweise einer Vielzahl von Messwerten entnehmen, deren Interpretation jedoch schwierig ist und eine ganze Menge Expertenwissen voraussetzt. Eine andere Lösung ist einfacher, liefert aber ebenso zuverlässig Ergebnisse: der Blick auf die Flamme der Rauchgasfackel. Das geübte Auge kann hier schnell feststellen, ob die Verbrennung richtig läuft oder beispielsweise mehr Sauerstoff zugegeben werden muss. Neben den Messdaten konventioneller Sensoren im laufenden Betrieb erlaubt hier also der Blick bei Zündung der Fackel die Aussage „OK“ oder „Nicht OK“. Die Crux an der Sache ist jedoch, dass die Fackeln meist von der Leitwarte aus nicht sichtbar sind. Ein Mitarbeiter muss daher in regelmäßigen Abständen vor Ort Flammfarbe und -form überprüfen. Auch hier konnten WLAN-Kameras mit Blick auf die Fackeln, die ins Leitsystem integriert wurden, Abhilfe schaffen. Alle Daten der Kameras zur Tanküberwachung und der Fackel-Kamera werden in der Steuerwarte abwechselnd im 2 bis 3 Sekundenrhythmus an einem Bildschirm angezeigt. So kann das Personal bei Bedarf schnell einen Überblick über das Geschehen vor Ort erhalten. wm
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