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Interview mit Michael Mayer-Rosa, Head of Intelligent Robot Systems bei Delta Electronics

Interview mit Michael Mayer-Rosa, Head of Intelligent Robot Systems bei Delta Electronics
„Wir setzen bei den D-Bots auf Qualität made in Germany“

„Wir setzen bei den D-Bots auf Qualität made in Germany“
Michael Mayer-Rosa ist seit dem 1. August 2024 neuer Head of IRS (Intelligent Robot System) bei Delta. Bild: Delta

Wie Michael Mayer-Rosa beim taiwanesischen Leistungselektronik- und Automatisierungs-Konzern Delta Electronics ein Cobot Geschäft aufbaut, warum er dafür auf deutsche Komponenten setzt und welche Rolle dabei die Themen KI und Software spielen, hat er uns im Interview in der neuen Delta-Niederlassung in Stuttgart verraten.

von Armin Barnitzke, Chefredakteur Automationspraxis

Nach Stationen bei Balluff und Leuze sowie dem Robotik-Start-up Synapticon sind Sie nun zum taiwanesischen Konzern Delta Electronics gewechselt. Warum?

Ich soll als Senior Director der Industrial Automation Business Group das Automationsgeschäft in der EMEA Region voran treiben. Zudem wurde ich im August 2024 zum Global Head of Intelligent Robot Systems bei Delta ernannt. Der Bereich IRS beschäftigt sich mit der Entwicklung von Cobots, kognitiven Robotern, mobilen Robotern AMRs und anderen Zukunftstechnologien in der Robotik wie KI. Mit der erfolgreichen Markteinführung der D-Bots auf der Hannover Messe 2024 haben wir bereits einen großen Achtungserfolg erzielt. Mein Ziel ist es nun, unser Marktengagement weiter auszubauen.

Dazu haben Sie gerade einen neuen Standort mit 350 Quadratmeter Nutzfläche in Stuttgart eröffnet. Was haben Sie vor?

Schwerpunkt der Aktivitäten am neuen Standort in Stuttgart ist die Robotik-Entwicklung für den lokalen Markt und für Europa. Hier sollen neue KI- und Robotik-Lösungen entstehen, zusätzlich wird die Niederlassung auch das „Robotics Training Center“ für den Süden Deutschlands beherbergen, ein weiteres haben wir in Holland. Wir wollen nah beim Kunden sein und ihn vor Ort mit unseren einfach-bedienbaren Cobots vertraut machen. Aber wir wollen nicht nur verkaufen, sondern auch passende Lösungen für den hiesigen Markt entwickeln. Daher wird auch Forschung und Entwicklung ein Thema in Stuttgart sein. Wir freuen uns sehr, in einer der innovationsstärksten Regionen Europas nun vor Ort vertreten zu sein und wollen von hier aus die Entwicklung neuer KI- und Robotik-Lösungen vorantreiben.

Apropos Entwicklung: Stammen die neuen D-Bots Cobots eigentlich aus Taiwan?

Nein. Delta hat zwar schon länger eigene Roboter im Angebot, vor allem Scara-Roboter und kleine Industrieroboter bis 12 kg, die in unserer eigenen Elektronik-Fertigung in weltweit knapp 40 Fabriken eingesetzt werden. Aber die Cobots wollten wir nicht von Null auf ganz neu entwickeln, sondern haben bestehende Komponenten aus Deutschland und Europa verwendet, um schnell am Markt zu sein. Vorteil: Da wir für unsere D-Bots erprobte Komponenten verwenden, funktioniert alles auf Anhieb und wir müssen uns um Zertifizierungen keinen Kopf machen.

Wer liefert diese Komponenten?

Das möchte ich nicht verraten, auch um dem Wettbewerb keine Einblicke zu gewähren. Nur so viel: Es kommt quasi alles aus Europa.

Warum aus Europa?

Nun. Zum einen geht es um Vertrauen. Bei Komponenten aus China haben viele Anwender ja Angst vor versteckter Wirtschaftsspionage. Zum anderen geht es um Qualität der Komponenten, etwa der Getriebe. Bei vielen billigen chinesischen Cobots, die gerade auf den Markt drängen, leidet über die Jahre die Präzision. Wir wollen daher mit unseren Cobots nicht im unteren Segment punkten, sondern mit unserer Qualität Made in Germany in Sachen Performance zu den Top 3 Anbietern zählen.

Dennoch: Es gibt viele Cobot Anbieter am Markt: Neben dem Marktführer UR und den Chinesen auch große Player wie Kuka, Fanuc und ABB. Mit welchen Argumenten wollen Sie hier punkten?

Natürlich mit unserer Qualität Made in Germany. Und wir wollen nah am Kunden sein. Wir wollen den Standort in Stuttgart nutzen, um Kunden einzuladen. Sie sollen mit unseren Cobots Erfahrungen zu sammeln und erfahren, wie einfach es ist unsere D-Bots zu programmieren. Wir wollen erst schulen und dann verkaufen, nicht andersrum. Nicht zuletzt können wir mit einer hohen Schutzklasse IP66 punkten. Das ist wichtig gerade bei Themen wie Maschinenbeladung. Aber uns geht es nicht um Konfrontation und Verdrängung!

Sondern…?

Der Markt ist groß genug. Ich will niemanden attackieren oder angreifen. Wir müssen nicht gegeneinander arbeiten, sondern miteinander. Möglicherweise ergeben sich auch Kooperationsmöglichkeiten: Wir hatten kürzlich Gespräche mit anderen  Anbietern von Robotern, dem eine hohe IP Schutzklasse im Portfolio fehlt, hier können wir zusammenarbeiten. Warum also nicht mit einem gemeinsamen Angebot an den Markt gehen?

Was sind mit den D-Bots ihre Zielanwendungen?

Natürlich können unsere Cobots flexibel für viele Aufgaben eingesetzt werden. Aber wir konzentrieren uns erstmal auf typische Anwendungen wie Maschinenbeladung, Logistik und Palettieren sowie aufs Schweißen.

Und adressieren Sie diese selbst oder über Partner?

Natürlich ist es ein großer Vorteil, dass wir bei Delta auch ein eigenes EMEA Solution Department haben. So können wir Projekte von A bis Z im eigenen Haus abbilden. Aber das ist natürlich nur bei großen Volumina bei Key Accounts interessant. Für Standanwendungen in KMU bauen ein Partnernetzwerk auf und parallel dazu auch ein Ökosystem aus Greifern, Sensoren und Kameras.

Wer sind diese Partner? Bestehenden Cobot-Integratoren?

Wir sprechen vor allem Robotik-Integratoren an, die ohnehin bereits mehrere Robotermarken einbauen und wollen uns dort als weitere Marke etablieren. Zudem kommen seit unserer Premiere auch jede Menge neue Systemintegratoren auf uns zu, die noch gar keine Erfahrung mit Robotern haben, aber erkannt haben, wie wichtig Robotik ist. Mit solchen Partnern macht es besonders viel Spaß. Denn diese sind hoch motiviert und bekommen richtig leuchtende Augen, wenn es Ihnen gelungen ist, bei uns zum ersten Mal einen Roboter zu programmieren.

Wie groß ist ihr Roboter-Portfolio?

Unser Cobot-Portfolio besteht aktuell aus sechs Robotern mit Nutzlasten von 6 bis 30 kg und Reichweiten bis zu 1.800 mm. Die Cobots sind kompatibel mit EtherCAT, Payton, C++ und Modbus. Bei den Traglasten und Reichweiten haben wir uns am Bedarf unserer eigenen Fabriken orientiert und am Durchschnitt am Markt.

Soll die Roboter Familie noch wachsen?

Ja. Es ist möglich, dass wir in Sachen hohe Traglast oder größere Reichweite noch nachlegen. Außerdem ist denkbar, dass wir einen mobilen Cobot entwickeln, der auf einem mobilen Roboter autonom fährt. Lassen wir uns überraschen. Unser nächstes großes Messehighlight ist die Automatica im Juni 2025 in München.

Erst kürzlich haben Sie eine Kooperation mit Nvidia verkündet. Um was geht es da genau?

Mit Nvidia erweitern wir die Simulations-Funktionen für unsere Cobots: Zum einen haben wir unsere D-Bots mit Nvidias 3D-Simulationsplattform Omniverse integriert. Zum anderen haben wir Nvidias Isaac Sim integriert: diese auf Omniverse basierende Softwareplattform bietet Entwicklern ein umfassendes Toolkit, um Roboter in einer virtuellen Umgebung zu designen, zu simulieren, zu testen und zu trainieren. Durch die Nutzung dieser Spitzentechnologien können unsere Kunden jetzt eine außergewöhnliche Simulationsgenauigkeit und kollaborative Fähigkeiten erleben, sodass sie anspruchsvolle Roboterlösungen schneller auf den Markt bringen können. Überhaupt ist das Software Ökosystem für uns sehr wichtig.

Warum?

Wir orientieren uns an Teslas Ansatz der Over the Air Updates, mit denen das Auto immer auf dem aktuellen Stand ist. Auch wir wollen unseren Kunden kontinuierlich Updates und neue Apps anbieten – in der Regel kostenlos. Mein Ansatz: Unser Cobot ist preislich vergleichbar mit anderen marktführenden Cobots, wird aber über Software-Updates stets mit neuen Funktionen versorgt. Natürlich kann der Kunde selbst entscheiden, ob er das Update haben will oder nicht.

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