Deutlich wie selten zuvor spiegelt die Patentbilanz des Jahres 2020 des Deutschen Patent- und Markenamts (DPMA) die technologischen Umbrüche. Zugleich zeigen die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutliche Bremsspuren beim Patentschutz. Insgesamt reichten die Erfinder im Vorjahr 62.105 Patentanmeldungen bei der Münchener Behörde ein, 5327 (-8 %) weniger als 2019. Vor allem mit Beginn des ersten Lockdowns Ende März 2020 blieben die Anmeldungen stets unterhalb der Werte der Vorjahresmonate.
Starke Patentaktivitäten gehen zwar immer noch von der Automobilindustrie aus, die den Löwenanteil unter den Top-Anmeldern stellt. Doch die Patentstatistik zeigt auch deutlich, wie der Strategiewechsel vom Verbrennungsmotor hin zu alternativen Antriebstechniken die Innovationstätigkeit der Branche prägt. So haben Erfindungen zu Batterien und Brennstoffzellen um 15,4 % zugelegt. Rückgänge verzeichneten hingegen Innovationen im Zusammenhang mit klassischen Verbrennungsmotoren: In den Technologiefeldern Transport (-16,6 %), Maschinenelemente (-18,0 %) sowie Motoren, Pumpen und Turbinen (-22,0 %) gingen jeweils signifikant weniger Anmeldungen ein als 2019. Erfindungen im Transportsektor stellen jedoch trotz der Rückgänge mit 10.758 Anmeldungen weiterhin das anmeldestärkste Technologiefeld beim Deutschen Patentamt. Auf Platz zwei lagen mit 6992 Anmeldungen elektrische Maschinen und Geräte sowie elektrische Energie (-2,9 %), gefolgt von der Messtechnik mit 4565 Anmeldungen (-9,9 %).
Vielen Bereichen der Digitalisierung hat die Pandemie einen kräftigen Schub verliehen. Dass im Vorjahr verstärkt in die Entwicklung von Zukunftstechnologien investiert wurde, zeigt auch das Technologiefeld Computertechnik beim DPMA. Mit 3080 (+17,6 %) gingen deutlich mehr Anmeldungen ein als im Vorjahr. Vor allem Erfindungen, die Künstliche Intelligenz einsetzen oder das maschinelle Lernen, kommen mehr und mehr zum Zuge. Inzwischen stellt die Elektrotechnik fast jede vierte Patentannmeldung beim DPMA. Auch die Medizintechnik hat in Folge der Pandemie rasant zugelegt und mit 2383 Anmeldungen ein Plus von 10,1 % erzielt. Erfindungen im Bereich des Infektionsschutzes stiegen um 175,8 %.
Die aktivsten Patentanmelder unter den Bundesländern sind wie in den Vorjahren Baden-Württemberg (13.033 Anmeldungen), knapp gefolgt von Bayern (12.993) sowie auf Platz drei Nordrhein-Westfalen (6 532).
Spitzenreiter unter den einreichenden Firmen ist Bosch mit 4033 Anmeldungen, gefolgt von Schaeffler (1907) und BMW (1874). Neun der Top-10-Anmelder sind Autohersteller oder Zulieferer, bei denen Innovationen angesichts des scharfen Wettbewerbs noch notwendiger werden.
Zu einem Boom hat die Corona-Pandemie bei den Markenanmeldungen geführt. Viele Online-Anbieter haben ihre Produkte und Dienstleistungen durch prägnante Marken schützen lassen. Insgesamt registrierte die Behörde 89.438 Markenanmeldungen. Das sind 10.607 mehr als im Vorjahr (+13,5 %) und so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Höher hatte die Zahl der Markenanmeldungen lediglich zu Zeiten des Internet-Booms zur Jahrtausendwende gelegen. (dk)
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