Wortschöpfungen gab es in den vergangenen Jahren viele – so einige haben wir in dieser Glosse thematisiert. Kürzlich sprang mir in diesem Zusammenhang folgende Headline einer Pressemeldung ins Auge: „Droht in Deutschland der ‚Flexit‘?“
Nun hat das nichts mit dem Schreckensthema Brexit zu tun. Dahinter steckt das Phänomen, dass Arbeitnehmer über eine Kündigung aufgrund fehlender Flexibilität im Job nachdenken. Moment, in Coronazeiten hat sich der Arbeitsmarkt doch stark gewandelt: 78 % von 506 befragten Personalverantwortlichen gaben in einer Befragung Anfang dieses Jahres an, dass in ihrem Unternehmen flexibles Arbeiten offiziell geregelt ist, und bei 83 % wurden die bereits existierenden Richtlinien infolge der Pandemie angepasst. Ebenfalls 83 % der Befragten glauben, dass ihre Mitarbeiter mit den Regelungen zum flexiblen Arbeiten auch zufrieden sind. Aber laut der Studie, die im Auftrag von Linked-in durchgeführt wurde, sehen das die befragten 2.004 Arbeitnehmenden anders: 40 % von ihnen erwägen die Flucht aus dem Job. 17 % haben die fehlende Flexibilität sogar schon einmal mit einer Kündigung quittiert.
Aber ist Flexibilität so gut? Seit den 1950-er Jahren kursiert die Managerkrankheit: Das ist eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems infolge dauernder körperlicher und psychischer Überbeanspruchung, die besonders häufig bei Menschen in verantwortlicher Stellung diagnostiziert wird. Diese arbeiten auch flexibel. Angesichts der gesundheitlichen Risiken klingt ein dogmatischer 9-to-5-Job fast verlockend.
Oder wir handhaben es wie die Flexitarier: Flexible Arbeitszeiten bei Bedarf und wenn es zu stressig wird, gibt‘s die Stechuhr. Sonst droht der (Fl)Exit. (nu)