Fernsehen macht doch dumm: Wer als über 50-Jähriger beispielsweise mit der Tagesschau um 20 Uhr startet, danach mit Günter Jauchs Wetten-dass-Kandidaten um die 250.000-Euro-Siegprämie bangt und zum Ausklang eine beeindruckende Naturdoku verfolgt, mag seinen Bildungshorizont erweitert haben. Nach gut vier Stunden Fernsehkonsum verketten sich jedoch nicht mehr Synapsen im Gehirn, als wenn man mit den Wildecker Herzbuben vor der Glotze mitgeschunkelt hätte. Beide Vorlieben sorgen dafür, dass es geistig mit einem bergab geht. Gleich welchem Fernsehformat über 50-Jährige zugeneigt sind – mehr als 3,5 Stunden pro Tag bauen ihr verbales Gedächtnis rigoros ab. TV-bedingte Demenz nennen britische Forscher dieses Krankheitsbild. Frührentner sollten also vor den Nebenwirkungen zu langen TV-Glotzens gewarnt sein. Dass Starren auf Bewegtbilder dick, dumm und gewalttätig macht, ist seit der Kritik von Hirnforschern wie Manfred Spitzer bekannt. Um Millionen agiler Vorruheständler muss man sich ernsthaft Sorgen machen. Da sie ihren TV-Konsum auf astronomisch hohe Zeiten getrieben haben, können sie immer weniger sprachliche Botschaften erfassen und verarbeiten. Durchsagen an Bahnhöfen erreichen sie nicht mehr, was sie orientierungslos umherstreifen lässt. Die mündlich ausgesprochene Einladung von Freunden ist sofort vergessen. Wenn also nichts mehr läuft, einer läuft immer: der Fernseher. dk