Zugegeben, mit zittrigen Fingern hab ichs getan und mit Schweißperlen auf der Stirn, nämlich diesen Link geklickt. Denn das Risiko war verrückt hoch, dass ein Virus dahinter lauert. Und ich spürte, dass ein Damoklesschwert über mir hängt – dass nämlich gleich der wütende IT-ler ins Büro stürzt und mir ein für allemal die Tastatur entreißt. Und doch, es ging nicht anders: klick. Denn diese Site enlivy.dev/ lockte mit „Genialität oder Wahnsinn?“ und ich konnte nicht widerstehen: Sie propagiert selbst-initiierte Crashs von aufgerufenen Produkt-Webseiten – als Marketing-Gag. Oder erwägt sie zumindest. So, dass dem User die Zornesröte ins Gesicht steigt und diese Marke für ihn unvergesslich wird.
Ähnlich wie der Künstler Banksy sein eigenes Bild nach Verkauf bei Southeby shreddern ließ – und fünf Jahre später ist es das Zehnfache wert. Oder wie Enlivy selbst beschreibt: In einer Kampagne forderte ein Smartphone-Hersteller die User auf, ihre alten Telefone zu zerstören, um dann ein neues für nur 1 Dollar zu bekommen – bis die Website abstürzte. Die User fanden das gar nicht lustig.
Empört? Ja, dachte ich mir, hähähä. Denn wir nutzen das Konzept längst selbst, nur merkt‘ s keiner. Jeder Druckfehler, den Sie hier in unseren Artikeln finden, ist ein Marketing-Gag. Und wenn Sie diese Glosse sau-blöd finden, gibt es dafür nur zwei Erklärungen: Entweder haben Sie einfach keinen Sinn für unsagbar guten Humor. Oder dies war gar keiner, sondern eben nur ein Marketing-Gääääg. (os)