„Wo sind denn alle?“, fragte Enrico Fermi seine Kollegen, mit denen er sich gerade auf dem Weg zur Kantine des Los Alamos National Laboratory befand, wo sie gemeinsam an der Wasserstoffbombe forschten. Es ist ein Mittag im Jahr 1950 und Fermi, bedeutendster italienischer Physiker des 20. Jahrhunderts, stellte die Frage beim Betrachten eines Zeitungscartoons über angebliche UFO-Sichtungen. Dass seine unschuldige Frage als Fermi-Paradoxon in die Geschichte eingehen und mehr als 70 Jahre später immer noch Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtungen sein wird, hätte der Nobelpreisträger damals sicher nicht für möglich gehalten. Sein Gedankengang: Aufgrund der Evolution sollte es in einem 14 Mrd. Jahre alten Universum doch die ein oder andere fortgeschrittene Zivilisation geben, die technisch in der Lage wäre, fremde Planeten zu kolonialisieren oder zumindest interstellare Reisen zu unternehmen. Doch laut den Weltraumagenturen gibt es nach wie vor nicht die geringste Spur von intelligentem außerirdischem Leben.
Ein jüngst veröffentlichtes Paper, das Fermis Neugier nachgeht, sorgt für zusätzliche Ernüchterung: Es gibt nicht mal irdische Spuren intelligenten Lebens! Wenn sich auf vielen Planeten Leben entwickelt hätte, wären außerirdische Entdecker eher auf der Suche nach technologischen anstatt biologischen Spuren, so die Annahme des Astrophysikers Amri Wandel. Nachvollziehbar, denn wer will schon zig Lichtjahre durch die Leere des Alls fliegen und Ressourcen verschwenden, nur um dann mit einer Alge o.ä. zu kommunizieren? Der Mensch ist zwar vermutlich etwas intelligenter als eine Alge, jedoch sendet er erst seit den 1930er Jahren Signale in Form von Radiowellen ins All. Aufgrund der unfassbaren Distanzen haben diese bisher nur etwa 15.000 Sterne erreicht – ein Hauch von Nichts, wenn man bedenkt, dass es allein in der Milchstraße um die 400 Mrd. davon gibt. Wenn der Mensch einem Alien mal „Hallo“ sagen möchte, muss er also noch weiterforschen – aber bitte nicht an Wasserstoffbomben. (hw)