Den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern, ist das Ziel der meisten Private-Equity-Investoren. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass die Optimierung des Einkaufs dabei für immer mehr Investoren eine zentrale Rolle spielt.
„Entgegen der schlagzeilenträchtigen Polemik setzen die meisten Private-Equity-Investoren auf eine nachhaltige Unternehmensentwicklung“, sagt Fredrik Henzler, Principal bei BrainNet. „Die Herausforderung dabei liegt in der Aufgabe, die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, ohne durch Personalentlassungen und Umstrukturierungen wertvolle Mitarbeiter und den öffentlichen Rückhalt zu verlieren.“
Deshalb richten viele Investoren ihren Blick auf den Einkauf, der je nach Branche und Unternehmen für 50 bis 70 % der Kosten – und damit auch Risiken – verantwortlich ist. „Der Werthebel Beschaffung wurde lange unterschätzt, doch das Bild wandelt sich immer deutlicher“, sagt Harald Schwendner, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Honsel GmbH & Co. KG, die mit dem Einstieg des Beteiligungsunternehmens Ripplewood auch ein Optimierungsprogramm im Einkauf umgesetzt hat.
Im Fokus der meisten Private Equity Transaktionen stehen mittelständische Unternehmen, die aufgrund ihres Portfolios und ihrer Positionierung eine strategische Bedeutung für den Markt haben. Die Beteiligungsunternehmen begleiten diese Firmen in der Regel über einen längeren Zeitraum und sind überwiegend nicht an einem schnellen Ausstieg interessiert: Die Amortisationsdauer einer wertgewichtigen Anlagestrategie von Private Equity Fonds beträgt im Durchschnitt fünf bis sieben Jahre, wie BrainNet in einem aktuellen Benchmarking ermittelte.
„Will man ein Unternehmen über mehrere Jahre begleiten und weiterentwickeln, muss man auf die Akzeptanz bei Mitarbeitern, Kunden und der Öffentlichkeit bedacht sein – und das funktioniert nicht, wenn man im großen Stil Mitarbeiter entlässt oder die Bücher mit bilanziellen Tricks auf Hochglanz poliert. Unsere Investoren CVC und Nordic Capital haben das erkannt und setzen die Hebel vor allem an Prozessen und Sachkosten an“, sagt W. Boomsluiter, Leiter Einkauf bei LEAF International BV. „Der Einkauf spielt dabei die wichtigste Rolle.“
In vielen Unternehmen schlummern gerade im Einkauf erhebliche Potenziale. Gerade im Mittelstand lassen sich erhebliche Wertsteigerungen erzielen, etwa durch
- verbesserte Qualifizierung und Integration der Lieferantenbasis,
- höhere Transparenz in den Wertschöpfungsketten,
- effiziente globale Verteilung der Beschaffungsquellen,
- konsequente Nutzung der Innovationsimpulse der Lieferanten oder
- professionelle Absicherung von Rohstoffpreissteigerungen.
„Der Einkauf ist für jedes Unternehmen hochgradig ergebnisrelevant. Schnelle und nachhaltige Effekte aus Einkaufsprojekten beeinflussen das Ebit, den Cash Flow, die Innovationsfähigkeit sowie das Image eines Unternehmens positiv“, betont Henzler.
„Es ist einfacher und sinnvoller, eine Million im Einkauf zu sparen, als 15 Mitarbeiter zu entlassen. Es wird heute immer deutlicher, dass das Know-how der Mitarbeiter das wesentliche Kapital eines Unternehmens ist“, sagt auch Schwendner und betont mit Blick auf das eigene Unternehmen: „Dies gilt ganz besonders im industriellen Mittelstand, der den Fokus der Investitionspolitik der Private Equity Gesellschaften bildet.“
Dimitrij Naumov Journalist in München
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