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„Mehr Vorgaben für die Betreiber“

Dekra-Spezialist Roland Lochmann über die Sicherheit von Kühltürmen
„Mehr Vorgaben für die Betreiber“

Industriebau | Verdunstungskühlanlagen können über die Luft gefährliche Keime verbreiten. Roland Lochmann, Produktmanager bei der Dekra, ist sich sicher, dass die Betreiber mit höheren Anforderungen rechnen müssen.

Verdunstungskühltürme gibt es in vielen Industriebetrieben und großen Gebäuden. Welche Risiken gehen von diesen Anlagen aus?

In der Vergangenheit gab es mehrere große Legionellen-Ausbrüche, für die Verdunstungskühlanlagen als Ursache gelten. Das hat für Schlagzeilen gesorgt, etwa in Ulm oder in Warstein. In solchen Fällen werden Erreger aus dem Kühlwasser über Aerosole in die Umgebung der Anlagen verbreitet und können von Menschen eingeatmet werden.
Wie häufig kommt so eine Übertragung vor?
Infektionen mit Legionellen werden oft nicht erkannt, sondern mit Lungenentzündung oder Grippe verwechselt. Deshalb ist es schwierig, verlässliche Zahlen über die Häufigkeit von Infektionen zu ermitteln. Selbst wenn eine Legionellose erkannt wird, ist der Zusammenhang mit einer Verdunstungskühlanlage schwer herzustellen, da die Aerosole auch über eine größere Strecke getragen werden können. Oder die Quelle kann wegen eines fehlenden Anlagenkatasters nicht ermittelt werden.
Wie kann eine Anlage verkeimen?
Günstige Bedingungen für die Vermehrung von Legionellen sind Wärme zwischen 20 und 55 °C, Nährstoffe und eine längere Verweilzeit im Wasser. Die Nähstoffe kommen zum Beispiel über Schmutzeintrag in die Anlage. Diese Bedingungen sind in Verdunstungskühlanlagen üblicherweise gegeben. Über die Wasserverdunstung werden dann Aerosole in die Umgebung abgegeben.
Wer ist für die Sicherheit von Kühltürmen verantwortlich?
Der Betreiber. Im Januar ist eine neue Richtlinienreihe erschienen. Die VDI 2047, Blatt 2, mit dem Titel „Hygiene bei Rückkühlwerken“ gibt den Betreibern jetzt wichtige Hinweise zum hygienegerechten Betrieb. Diese so genannte VDI-Kühlturmregel gilt für bestehende Verdunstungskühlanlagen, bei denen Wasser in Kontakt mit der Atmosphäre kommen kann. Die Regel gilt natürlich auch für Anlagen, die jetzt gebaut werden sollen.
Welche Maßnahmen sind grundsätzlich erforderlich?
Grundlage ist eine fachgerechte Konstruktion der Anlage einschließlich der Auswahl der Werkstoffe. Wesentlich ist, dass sauberes, unbelastetes Rohwasser verwendet und aufbereitet wird. Hinzu kommt eine regelmäßige Anlagenwartung. Trotzdem kann mit diesen Maßnahmen allein ein Risiko nicht vollständig ausgeschlossen werden.
Worauf muss sich die Industrie zukünftig einstellen?
Um das Risiko zu minimieren ist es entscheidend, dass die Anlage regelmäßig kontrolliert und das Wasser untersucht wird. An diesem Punkt setzt die von der Bundesregierung geplante Verordnung über Verdunstungskühlanlagen an. Neben der Einrichtung eines Anlagenkatasters wird die Verordnung voraussichtlich regelmäßige externe Überwachungsmaßnahmen vorschreiben. (ub) •
Industrieanzeiger
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