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Niedrig-Energie-Firmensitz spart 70 Prozent Kosten

Energie: Effizient in die Zukunft
Niedrig-Energie-Firmensitz spart 70 Prozent Kosten

Wer baut, der sollte nicht nur die Baukosten im Blick haben. Wichtig sind auch die Kosten für den späteren Betrieb. Für ein neues Fertigungszentrum Oberlohn in Konstanz und einen Niedrig-Energie-Firmensitz in Kirchheim wurden deshalb zukunftsfähige Gebäudekonzepte entwickelt und umgesetzt.

Bauen für die Zukunft bedeutet Bauen mit Weitblick: Eine integrale Planung betrachtet nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch den späteren Betrieb. Denn langfristig geht es um den optimalen Betriebsablauf und um niedrige Lebenszykluskosten – viel mehr als nur um niedrige Baukosten. Und es geht um den Werterhalt der Immobilie durch flexible Nutzungsmöglichkeiten. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind die Stichworte. Als Vorreiter in dieser Hinsicht gilt das neue Fertigungszentrum Oberlohn in Konstanz, für das der Industriebauspezialist Freyler ein zukunftsfähiges Gebäudekonzept entwickelt und umgesetzt hat. Der Bauherr, Volkhardt Löhrl, wollte vor allem ein flexibles und wertstabiles Gebäude. Da insbesondere Produktionsflächen in Konstanz rar gesät sind, wurde die untere Etage komplett als Produktionshalle angelegt. Der Erstmieter war von Beginn der Planungen an bekannt: die Fluid Team Automationstechnik GmbH mit ihrer mechanischen Fertigung. Eine durchgehende etwa 800 m² große Fertigungsfläche befindet sich heute im Erdgeschoss und ist von außen durch die Metall-Fassade rechts und links des Hauptgebäudes leicht als solche erkennbar. Vertikale Fensterbänder sowie Oberlichter sorgen für ausreichend Licht in der Halle, die im Inneren dem Produktionsfluss und den Betriebsanforderungen des Mieters angepasst wurde. Eine alternative Nutzung in der Zukunft ist aber problemlos möglich – zum Beispiel durch die Höhe der Halle, große Spannweiten und ein weites Stützenraster.

Markant ist das dreigeschossige Hauptgebäude durch seinen orangefarbenen Anstrich, architektonisches Highlight ist die schräg verglaste Fassade, die nachts durch die Außenbeleuchtung noch betont wird. In den oberen Etagen sind moderne Bürowelten entstanden, zwei Stockwerke nutzt derzeit die Steuerberatungsgesellschaft Dr. Schlenker. Die stützenfrei erstellten Räume garantieren flexible Raumkonzepte und können bei Bedarf umgenutzt werden – selbst kleinere Fertigungs- und Montagebereiche sind hier denkbar. Insgesamt bietet das dreigeschossige Gebäude 1800 m² Nutzfläche. Trotz schlechtem Baugrund fand Freyler eine Lösung, das Gebäude zu unterkellern – ein besonderes Anliegen des Bauherren.
„Herr Löhrl war von Anfang an für ein energieeffizientes Gebäude“, erklärt Heico Herz, der verantwortliche Vertriebsingenieur beim Industriebauspezialisten Freyler. „Wir haben verschiedenste Möglichkeiten von der herkömmlichen Heizung über Geothermie bis hin zur Photovoltaik im Vorfeld geprüft und dem Bauherren im Vergleich mit Realisierungs- und Folgekosten als Entscheidungsgrundlage vorgelegt.“ Frühzeitig zog Freyler auch den haustechnischen Fachplaner hinzu. Aus dem integralen und interdisziplinären Planungsprozess resultierte schließlich ein stimmiges Gesamtkonzept. Beheizt wird das Gebäude heute mittels Erdwärme, über eine Wärmepumpe in Verbindung mit Erdsonden. Dieses System dient im Sommer auch zur Kühlung.
In einer Zisterne wird Regenwasser gespeichert und für die Toilettenspülung sowie die Bewässerung des Gartens genutzt. Auf dem Dach ist zudem eine Photovoltaikanlage mit einer maximalen Leistung von 15 kWh installiert. Durch das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten in Verbindung mit einer exzellenten Wärmedämmung – weit über die Vorgaben der EnEV hinaus – ist ein in energetischer Hinsicht absolut „grünes“ Gebäude entstanden. Die Nebenkosten für die Mieter sind minimal. Und die Investition von etwa 2,5 Mio. Euro sieht nicht nur Volkhard Löhrl als „sinnvolle und langfristig profitable Investition in die Zukunft“.
Auch der schwäbische Zulieferer für die Automobilindustrie und die Medizintechnik Mittelständler 2E mechatronic verbraucht in seinem neuen Produktions- und Verwaltungsgebäude 70 % weniger Energie als bei konventioneller Bauweise. Produktionsabwärme, Geothermie, Brauchwasser und Photovoltaik sind in das ökologische Gesamtkonzept eingeflossen. Vier Standorte in der näheren Umgebung kamen für den Neubau von 2E mechatronic in Betracht, Kirchheim machte schließlich im direkten Vergleich das Rennen. In einem Workshop analysierte Freyler gemeinsam mit den Bereichsleitern und dem Geschäftsführer das über Jahre gewachsene Bestandslayout, hinterfragte es kritisch und entwickelte daraus das optimale Funktionslayout. Dieses diente den Architekten als Grundlage für Planung und Konzeption.
Im Bestand gab es ursprünglich eine starke räumliche Trennung und lange Wege zwischen Produktion und Verwaltung, die aufgehoben werden sollten. „Drei Etagen über der Produktion saß damals die Verwaltung“, erklärt Geschäftsführer Uwe Remer, „unten hieß es dann nicht ganz unrichtig: Die da „oben“ haben entschieden.“ Jetzt sind die Büros direkt an die Produktion angedockt, sie schieben sich wie eine Schublade aus der Halle. Ganz bewusst gibt es nur einen Eingang für alle Mitarbeiter. Das Innere der Verwaltung strahlt mit verglasten Trennwänden Transparenz aus.
Im Hinblick auf ein möglichst energieeffizientes Gebäude machte Freyler mehrere Vorschläge und zeigte den Entscheidern entsprechende Vor- und Nachteile auf. Erster Ansatz war die Tatsache, dass ein Kunststoffverarbeiter wie 2E mechatronic sehr viel Wärme erzeugt – das Granulat muss für die Bearbeitung stark erhitzt werden. „Diese Wärme haben wir früher zum Fenster hinaus geheizt“, berichtet Uwe Remer, „heute nutzen wir sie für die Fußbodenheizung der Büros.“ Zudem wird mit der Abwärme im Winter die kalte Außenluft vorgeheizt, die in der Produktion für gleichbleibende Temperaturen sorgt.
Auf Wunsch der Bauherren sollten keine fossilen Brennstoffe für die Heizung eingesetzt werden. Die Alternative hieß Geothermie: Eine Luft-Wasser Wärmepumpe heizt im Winter und kühlt daneben noch im Sommer. „Zwar sind die Kosten für eine solche Wärmepumpe im ersten Moment höher“, erklärt der Freyler-Vertriebsingenieur Hanspeter Glemser, „bei einer langfristigen Betrachtung der Anschaffungskosten und der Betriebskosten wird sich die Anlage im Vergleich zu einem Gasbrennwertkessel aber bereits nach vier Jahren rentiert haben.“ Eine „Notheizung“ in Form eines Gasbrennwertkessels lässt sich bei extremer Kälte, Produktionsstillstand oder Wartungsarbeiten zuschalten. Eine Photovoltaikanlage und eine Regenwasser-Zisterne runden die Maßnahmen ab. Basis der energiesparenden Bauweise ist die Dämmung weit über die geforderten gesetzlichen Vorgaben hinaus. In der Produktion sorgen 10 cm starke Sandwichelemente für hervorragende Dämmwerte: Der U-Wert von 0,24 W/m²K entspricht etwa einem 40 cm dickem Mauerwerk. Das Lager wurde bewusst als Temperatur-Schleuse angelegt: Schnelllauftore garantieren, dass möglichst wenig Außenluft in die Produktion gelangt. Vom Lager wiederum gehen die Tore zur Beladung der LKWs ab. Die Verwaltung ist ein Massivbau mit einem 18 cm starken Polystyrol-Vollwärmeschutz, sämtliche Fenster sind 3-fach verglast. Damit geht das Gebäude weit über die gesetzlichen Vorgaben der Energieeinsparverordnung hinaus. Die Forderungen nach einem Niedrigenergieniveau werden um 30 % unterschritten. Im Gegensatz zu einem konventionell gebauten Gebäude wurde der Energiebedarf sogar um 70 % reduziert. wm
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