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Zulieferer berichten von angespannter Lage

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Zulieferer berichten von angespannter Lage

Zulieferer berichten von angespannter Lage
Die in Teilen sehr schwache Nachfrage führte bei den Zulieferern im Jahresverlauf zu einer kontinuierlich abnehmenden Kapazitätsauslastung. Bild: industrieblick/stock.adobe.com

Nach einem schwierigen Jahr 2023 bleibt die Lage bei den deutschen Zulieferern angespannt. Ein massives Problem für den Mittelstand seien die Standortbedingungen, heißt es von Seiten der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ). Die neu gewählte EU-Kommission müsse mit einer Industriestrategie für Wachstum sorgen und weniger regulieren.

Inhaltsverzeichnis
1. Prognosen zur konjunkturellen Entwicklung nach unten angepasst
2. Geschäftsklima tief im roten Bereich
3. Automobilzulieferer kämpfen mit sinkender Produktion
4. EU-Kommission soll valide Industriestrategie vorlegen

Am Jahresende 2023 sehen sich die deutschen Zulieferer einem deutlichen Minus bei Produktion und Umsatz gegenüber. Gab die Produktion um 4,8 % nach, so setzten die Unternehmen mit 240 Mrd. Euro rund 3,2 % weniger um als noch im Jahr zuvor.

Dieser Entwicklung unterliegen aufgrund der inflationsbedingten Lohnkostensteigerungen und einer niedrigeren Auslastung weiter steigende Erzeugerpreise. Diese nahmen nach einem zweistelligen Plus im Jahr 2022 erneut zu, wenngleich sich die Dynamik mit einem Plus von 2,9 % abgeschwächt hat.

Die in Teilen sehr schwache Nachfrage führte im Jahresverlauf zu einer kontinuierlich abnehmenden Kapazitätsauslastung: Nach durchschnittlich 81 % im Jahr 2022 lag sie im vergangenen Jahr nur noch bei 76,6 %.

Prognosen zur konjunkturellen Entwicklung nach unten angepasst

„Die deutschen Zulieferer haben ein schwieriges Jahr 2023 hinter sich und befinden sich im Frühjahr 2024 in einer kritischen Phase“, berichtet Christian Vietmeyer, Sprecher der ArGeZ.

Standen die Zeichen für das Jahr 2024 lange Zeit auf Erholung, sind die Prognosen zur konjunkturellen Entwicklung in den vergangenen Monaten sukzessive nach unten angepasst worden. Dies spiegelt sich auch in den aktuellen Daten wider. So nahm die Produktion in den ersten beiden Monaten des Jahres um 4,9 % zum Vergleichszeitraum des Vorjahres ab, während der Umsatz um rund 4,1 % niedriger ausgefallen ist.

Hinsichtlich des Fach- und Arbeitskräftemangels, der sich in den kommenden Jahren noch verschärfen wird, versuchen die mittelständischen Betriebe trotz der schwierigen Lage, die Beschäftigten zu halten. Mit rund 921.000 Beschäftigten gelang dies im Vorjahr überwiegend.

Geschäftsklima tief im roten Bereich

Die Stimmung unter den deutschen Zulieferern ist entsprechend schlecht. Das saisonbereinigte ifo-Geschäftsklima der ArGeZ-Unternehmen liegt am Ende des ersten Quartals mit minus 23,1 Punkten deutlich im negativen Bereich. Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen bezeichnet die gegenwärtige Geschäftssituation als gut.

Schlechtere Werte findet man in der jüngeren Vergangenheit nur während der Pandemie und der Weltfinanzkrise. Handelte es sich hierbei jeweils um exogene Schocks, stellt sich nach Ansicht der Interessengemeinschaft heute jedoch die Frage nach einer strukturellen Schwäche des Wirtschaftsstandortes Deutschland vor dem Hintergrund der Transformation.

Automobilzulieferer kämpfen mit sinkender Produktion

Für die mittelständischen Automobilzulieferer ist der Produktionsstandort Deutschland noch wichtiger als für die großen Abnehmer. Doch die Automobilproduktion hierzulande ist seit Jahren rückläufig, von 5,6 Mio. Pkw und Kleintransportern im Jahr 2012 auf nun allenfalls 4 Mio. Einheiten. Im ersten Quartal 2024 sind nur knapp 1 Mio. Pkw in Deutschland gebaut worden.

Gleichzeitig steigt die Produktion deutscher Autokonzerne im Ausland auf inzwischen mehr als 10 Mio. Fahrzeuge. Diese schleichende Deindustrialisierung im Automobilsektor führe gerade bei den kleineren Zulieferern zu sinkenden Abrufzahlen, weil im Ausland zunehmend lokal zugekauft werde und nicht jeder Zulieferer mit ins Ausland gehen könne, heißt es.

EU-Kommission soll valide Industriestrategie vorlegen

Von der im Juni 2024 neu zu wählenden EU-Kommission fordert die mittelständische Zulieferindustrie die zügige Vorlage und Umsetzung einer validen Industriestrategie, die Europa wieder gegenüber den USA und Asien dauerhaft wettbewerbsfähig macht. Green Deal und Nachhaltigkeitsthemen dürften die politische Agenda in Brüssel nicht mehr allein dominieren.

Es gehe jetzt darum, der Industrie Vorfahrt einzuräumen, um nicht weiter abgehängt zu werden. Zulieferer spürten bereits heute, dass ihre Finanzierung bei den Hausbanken schwieriger wird. Es dürfe aber nicht sein, dass die Politik europäischen Unternehmen den Zugang zu Finanzmitteln erschwert, während gleichzeitig die industrielle Wertschöpfung in anderen Regionen der Welt stark wächst. „Die EU-Taxonomie darf nicht kommen“, fordert Christian Vietmeyer, „denn sie führt zu einer Deindustrialisierung der EU, ohne den Klimaschutz tatsächlich zu fördern.“ (jpk)

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