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„Am besten spricht der Werker selbst mit säumigen Lieferanten“

Prof. Dieter Spath: Studie zu 30 Jahren Montagegeschichte belegt Bedeutung der Mitarbeiter
„Am besten spricht der Werker selbst mit säumigen Lieferanten“

„Am besten spricht der Werker selbst mit säumigen Lieferanten“
Prof. Dieter Spath vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (Bild: IAO): „Ein einzelner Mitarbeiter ist selten so flexibel, wie es heute erforderlich ist. Aber mit einem Team lässt sich das lösen.“
Laut einer IAO-Studie zur Montage können Unternehmen in drei Bereichen aus Fehlern der Vergangenheit lernen: Es gibt keinen universalen Mitarbeiter, aus der mannlosen Fabrik wird nichts, und das demokratische Unternehmen funktioniert nicht. Was das für heutige Betriebe bedeutet, erläutert Prof. Dieter Spath.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de

Professor Spath, wie lassen sich Fehlentscheidungen bei der Montageplanung vermeiden?
Da die Marktsituation in jeder Hinsicht schwer zu beurteilen ist, sollte niemand mehr mit einer stabilen Nachfrage rechnen. Vielmehr muss Flexibilität in der Produktion das oberste Gebot sein. Wer heute automatisieren will, sollte dabei auf Low-Cost-Varianten setzen und modular planen, so dass er bei steigendem oder sinkenden Absatz manuelle gegen automatisierte Stationen schnell tauschen kann – und umgekehrt.
Wenn es den universalen Werker nicht gibt: Welche Aufgaben übernimmt der Mitarbeiter?
Wir brauchen den möglichst flexiblen Mitarbeiter. In einem einzelnen Menschen wird sich das nur sehr selten finden, aber im Team lässt sich der Anspruch erfüllen. Wir meinen damit allerdings nicht Gruppenarbeit, sondern ein Team, in dem zum Beispiel auch der Instandhalter sein Wissen einbringt. Wenn der seinen Job gut macht und die Anlage läuft, muss er natürlich auch bereit sein, in der Produktion mit anzufassen.
Welche Qualifikationen sind dafür unverzichtbar?
Es muss nicht jeder alle Aufgaben gleich gut erledigen können. Aber ein Mitarbeiter sollte einen fehlenden Kollegen zu einem guten Teil ersetzen können. Wie wir heute wissen, wird auch so ein Konzept nicht ohne Führungskraft funktionieren. Die Führung sollte sich aber nicht als Meister alter Prägung sehen, sondern als Dienstleister, der dafür zu sorgen hat, dass das Team optimal arbeitet. Und die Führungskraft sollte mit dem Team in der Montage tätig sein. Eine Verbesserung wäre es auch, die Produktion nicht von oben zu steuern, sondern sie vom Team selbst regeln zu lassen. Wenn sich der Lieferant zum Beispiel verspätet, funktioniert ein Kontakt von Produktionsmann zu Produktionsmann sicher besser, als wenn der Einkäufer mit dem Vertrieb des Zulieferers telefoniert.
Welche Faktoren sollten die Planer stärker beachten, um die Montage rentabel zu machen?
Die Montageplaner müssen früher mehr Einfluss auf das Produkt nehmen. Die Computersimulation könnte ihnen dabei helfen, denn Programme für die Produktion sind heute schon so leistungsfähig wie CAD-Systeme für Produktentwickler. Ein Fügeprozess lässt sich sehr gut simulieren, ebenso das Verketten von Systemen oder der Personaleinsatz. Das wird heute aber noch wenig genutzt.
Helfen Computersimulationen beim Vergleich automatisierter und manueller Montage?
Ja. Allerdings müssen dafür viele Szenarien durchgespielt werden. Das lohnt sich nur für Produkte mit langer Lebensdauer oder hohen Stückzahlen. Und man muss bedenken: In der Vergangenheit waren Modelle für die automatisierten Lösungen häufig etwas geschönt, weil Randbedingungen zu positiv definiert waren. In der Folge wurden ganze Anlagen verschrottet, weil sie zu unflexibel waren.
Erfordert die Marktsituation radikale Wechsel bei der Montage in Deutschland?
Da die technischen Produktionsbedingungen im Osten und in Fernost kaum noch von den hiesigen abweichen, ist Flexibilität die einzige Chance, eine Abwanderung zu bremsen. Flexibel müssen wir sein in unternehmerischen Entscheidungen, in der Technik und auch bei den Entgeltsystemen, damit Mitarbeiter ihre Arbeitszeit stärker an der Nachfrage orientieren. Ich bin mir allerdings darüber im Klaren, dass der Weg dahin lang sein wird.
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