Auf den ersten Blick schien die VDMA-Meldung die Unkenrufe aus Politik und Wirtschaftspresse zu bestätigen: Der Auftragseingang des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus ist im Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 10 % gesunken! Doch VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers sagte auch, das Ergebnis der Betriebe sei so heterogen wie die Branche selbst. Er berichtete von Bereichen, die um bis zu 50 % gewachsen seien, während das Bestellvolumen anderer um 15 % sank. Zu den Verlierern gehören die Verfahrenstechnik sowie Holz- und Textilmaschinenhersteller. Die Kunden letzterer sitzen aber vorwiegend in China. Und alle drei Teilbranchen arbeiteten davor auf einem sehr hohen Auslastungsniveau.
Besonders erfolgreich war laut Wiechers im vergangenen Jahr der Werkzeugmaschinenbau. Für 2012 rechnet dessen Verband VDW mit einem weiteren Zuwachs des Produktionsvolumens im einstelligen Bereich. Einer leichten Beruhigung im Lauf des Jahres werden laut den Frankfurtern 2013 weitere Zuwächse folgen. Auch der Fachverband Präzisionswerkzeuge im VDMA prognostizierte vor kurzem für 2012 ein Wachstum von 7 % – wohlgemerkt auf der Basis des besten Jahres, das die Branche bislang erlebte.
Diese Einschätzungen decken sich mit unserem Eindruck. In vielen Gesprächen mit Maschinenbauern, Werkzeugherstellern oder Teilefertigern ist der Optimismus zu spüren. Fast alle schöpfen ihre Kapazitäten voll aus. Mancher hat die Grenzen des Zumutbaren bereits überschritten. Zumindest für jene, die nicht schon während der Krise auf Wachstum setzten, könnte ein moderater Rückgang der Aufträge die Chance sein, durchzuatmen, die eigenen Prozesse zu optimieren, Kapazitäten auszubauen und sich auf die Zukunft vorzubereiten.
Nach den beiden letzten Jahren wären moderate Zuwächse, ja selbst eine Stagnation auf dem aktuellen Hoch, ein großer Erfolg und sicher keine Vorboten der nächsten Krise. Die wird kommen, aber es gibt derzeit keinen Grund, sie herbeizureden.
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