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Betriebe mit strategischem Einkauf haben im Wettbewerb die Nase vorn

Maschinen- und Anlagenbau beschäftigt sich verstärkt mit Beschaffungsstrategien
Betriebe mit strategischem Einkauf haben im Wettbewerb die Nase vorn

Durch die Konzentration auf Kernkompetenzen und zunehmende Abhängigkeiten zwischen den Unternehmen wächst die Bedeutung von Einkauf und Materialwirtschaft. Eine aktuelle Untersuchung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA), Frankfurt/M., zeigt, wie sich die Rolle des Einkaufs verändert.

Michael Wolf ist Referent Einkauf und Materialwirtschaft, Abt. Betriebs-wirtschaft, beim VDMA in Frankfurt/M.

Der Maschinenbau realisiert die Trends in der Materialwirtschaft. Im Abstand von vier bis fünf Jahren erhebt der Maschinenbauverband VDMA unter seinen Mitgliedsunternehmen die Kennzahlen und Informationen zur Materialwirtschaft, deren Fokus auf den längerfristigen Entwicklungen und Trends in diesem Unternehmensbereich liegt. Die aktuelle Erhebung zeigt, dass die durchschnittliche Zukaufquote im Maschinen- und Anlagenbau in den vergangenen fünf Jahren von rund 46 % auf heute 51 % gestiegen ist – ein weiterer Anstieg wird erwartet.
Die Effizienz der Materialwirtschaft wirkt sich somit entscheidend auf die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens als Ganzes, aber auch auf die Leistungsfähigkeit der Produktion sowie allen nachgelagerten Bereichen aus.
Insbesondere in konjunkturell schwierigen Phasen, die ein Ausweiten des Umsatzes im Vertrieb begrenzen, haben Unternehmen, die sich im Bereich der Materialwirtschaft und des Einkaufs optimal aufgestellt haben, einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Günstige Preise, eine optimale Bestandssteuerung und ein hohes Maß an Flexibilität sind unbestrittene Zielsetzung aller Verantwortlichen in der Materialwirtschaft.
Die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter in der Materialwirtschaft hat sich gegenüber der letzten Erhebung aus dem Jahr 1996 in der Größenordnung nicht wesentlich verändert. Ebenfalls stabil geblieben ist die Aufteilung der Mitarbeiterkapazität auf die einzelnen Funktionen, hierbei entfallen rund 24 % auf den Einkauf, 21 % auf Lagertätigkeiten und jeweils rund 10 % auf Materialdisposition und/oder Materialsteuerung sowie den Versand.
Diese scheinbare Stabilität verwundert insofern, als der Zukaufanteil seit der letzten Erhebung deutlich zugenommen hat. Die durchschnittlichen Kosten der Materialwirtschaft in Relation zu den Gesamt-kosten der Betriebe sind gleichzeitig von 5,4 % auf 4,7 % gesunken. Hierin zeigt sich eine beachtliche Effizienzverbesserung in den Unternehmen. Andererseits aber stellt sich die Frage, ob insbesondere in den strategischen Positionen die personelle Kapazität noch den anstehenden Aufgaben entspricht.
Der Wandel des Einkaufs von der nachgelagerten Bestellabteilung, die möglicherweise der Produktion unterstellt war, zur strategisch operierenden Abteilung schreitet weiter voran. Die Trennung zwischen operativen und strategischen Aufgaben wird zur Regel. Rund 90 % der befragten Unternehmen befassen sich mit Beschaffungsstrategien, ein aktives Beschaffungsmarketing wird sogar von 93 % der Unternehmen betrieben.
Als neues Instrument des Beschaffungsmarketing hat sich das Internet neben den bewährten Informationsquellen in kürzes-ter Zeit zum etablierten Standard entwickelt. Der Verzicht auf diese Informationsquelle muss heute schon als fahrlässig gelten, da fehlende Information die Verhandlungsposition des Einkäufers beeinträchtigt. Bewährte Managementmethoden, wie die ABC-Analyse, haben sich inzwischen auch in kleineren Unternehmen zunehmend durchgesetzt. Ansätze zur Kostenoptimierung, wie das Liefern ganzer Baugruppen oder Systeme, werden gegenüber der letzten offiziellen Erhebung vermehrt genutzt.
Künftige strategische Betätigungsfelder werden vor allem im Materialgruppen-management, im Supply Chain Management und in der Nutzung von Einkaufskooperationen gesehen. Hintergrund sind die klassischen Hebel des Einkaufs: Das Bündeln von Volumina zum Stärken der Marktmacht und Reduzieren der Bestände bei einer hohen Lieferbereitschaft durch besseres Abstimmen und Koordinieren über die Grenzen des Unternehmens hinweg.
Die Beschaffungsquellen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus liegen den Angaben zufolge zur Zeit nach wie vor in Deutschland und Westeuropa mit nahezu 90 % des gesamten Beschaffungsvolumens. Nur ein geringen Teil wird aus dem außer-europäischen Ausland bezogen, obwohl zwei Drittel der Befragten vom wachsenden Trend des Global Sourcing überzeugt sind.
Die Ursache dürfte in der hohen Flexibilität liegen, die der Maschinen- und Anlagenbau erbringt und demzufolge auch seinen Lieferanten abverlangen muss. Diese Flexibilität ist jedoch bei regionaler Nähe leichter zu realisieren.
Relevante Beschaffungsmärkte für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau sind außerhalb Westeuropas vor allem die osteuropäischen Reformländer, deren Kostenvorteil jedoch als abnehmend beschrieben wird. Die zur Zeit größtenKostenvorteile werden im asiatisch-pazifischen Raum gesehen, jedoch wird es wegen des erheblichen Aufwandes nur für größere Unternehmen mit entsprechenden Beschaffungsvolumina möglich sein dieses Potenzial zu erschließen. Das Nutzen von klassischen EDV-Systemen mit Materialwirtschaftsmodul hat sich weiter durchgesetzt und ist heute Standard.
Unangefochtener Marktführer in diesem Bereich mit einem Marktanteil von rund 33 % im deutschen Maschinen- und Anlagenbau ist die SAP AG, Walldorf. Die übrigen 67 % Marktanteil sind zersplittert auf diverse andere Anbieter.
Das Internet spielt hingegen zur Zeit eine noch eher untergeordnete Rolle: Als Instrument des Beschaffungsmarketings nutzen heute drei von vier befragten Unternehmen dieses Medium, zur Information, zur Suche nach neuen Lieferanten oder zum Beschaffungsmarketing über die eigene Website. Im eigentlichen Beschaffungsprozess, das heißt, in der verbindlichen Bestellung und Abwicklung, liegt der Nutzen des weltweiten Netzes allerdings noch im marginalen Bereich und beschränkt sich vorwiegend auf Materialien, die demnach nicht unmittelbar in das Produkt einfließen.
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