Im bodenständigen Werkzeugmaschinenbau gilt Haas als Überflieger. Das US-Unternehmen hebt sich nicht nur bei der Umsatzentwicklung vom Wettbewerb ab, sondern auch im Vertrieb. Europachef Hall erklärt, wieso.
Von Chefreporter Wolfgang Filì chefreporter@fili.net
Mr. Hall, Haas nennt seine Preise für Bearbeitungszentren, Dreh- und Rundtaktmaschinen seit Neuestem auch auf der Europa-Website. Wollen Sie die Konkurrenz schlau machen?
Erstes Ziel ist, dem Kunden die Anschaffung seiner Werkzeugmaschine zu erleichtern. Früher wurden unsere Preise individuell verhandelt, und der Käufer wusste letztlich nie, ob er ein gutes oder schlechtes Geschäft gemacht hat. Unsere Preislisten sind bereits in anderen Märkten verfügbar gemacht worden – dies nun auch in Europa zu tun, ist nur folgerichtig.
Für viele Standardmaschinenbauer bleiben die Preise Geheimsache. Was ermuntert Haas zur Offenlegung?
Transparenz ist genauso Teil unseres Erfolgs wie guter Service und Support. Wir haben in den vergangenen drei Jahren ein Europa-weites Netz von 38 Vertreibern aufgebaut, die bis 2006 vollwertige Haas-Factory-Outlets sein werden – diese so genannten HFOs gehören zu einem in den Staaten bewährten Geschäftsmodell, mit dem wir sowohl unsere Standards sicherstellen als auch den Kauf der Werkzeugmaschinen von allen Geheimnissen und Unsicherheiten befreien. Es ist ein Modell für das 21. Jahrhundert.
Trotz flauer Konjunktur will Haas den Umsatz auf eine Milliarde Dollar verdoppeln. Was ist der Anlass zum Optimismus?
Seit 2002 sind Absatz und Ertrag über 100 Prozent gestiegen. Im Kern resultiert dies aus dem Ausbau der Position in den Staaten. Dort ist Haas Marktführer. Um den Umsatz in den kommenden fünf Jahren weltweit auf eine Milliarde Dollar zu steigern, investieren wir groß in die Übersee-Märkte, also auch in Europa. Obwohl der Werkzeugmaschinenverbrauch hier 2004 nur 1,7 Prozent zugenommen hat, konnte Haas trotz des Anstiegs der Importzölle ein Umsatzwachstum um 37 Prozent erzielen. Insoweit liegt unser Ziel für 2010 im Bereich des Möglichen.
Bei welchen Maschinen legt Haas derzeit am kräftigsten zu, und womit wollen Sie in Europa wachsen?
2004 konnten wir in den Staaten über 5000 Maschinen verkaufen, haben damit für das gesamte Programm einen Anteil von knapp 38 Prozent sowie bei den vertikalen Bearbeitungszentren von 50 Prozent. Offiziellen Quellen zufolge ist der europäische Markt viermal so groß wie derjenige der USA. Sie können sicher sein, dass wir den Wert der Gelegenheit, der wir gegenüber stehen, nicht unterschätzen.
Erfolgsstory Haas
1984 gegründet, ist die US-amerikanische Haas Automation Inc., Oxnard, der größte Werkzeugmaschinenbauer Nordamerikas. Präsident und Namensgeber Gene Haas, der schon als Schüler in einem Metallbetrieb sein Budget aufgebessert hatte, war nach dem Wirtschaftsstudium der Branche treu geblieben, hatte 1978 eine eigene Fertigung für High-Tech-Teile aufgemacht und 1983 zur Verbesserung der Produktivität einen Drehtisch entwickelt. Ab 1984 folgten weitere Lösungen und wurden vom Markt sogleich aufgesaugt. 1987 debütierte Haas mit dem Bearbeitungszentrum VF-1 als Maschinenanbieter. Der Konzern zählt heute weltweit 1000 Mitarbeiter, vertreibt sein Programm vor allem über das Internet und konnte im März 2005 die 50 000. Werkzeugmaschine ausliefern.
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