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Das Geld steckt im Auftragsmanagement

Automation: Rationalisieren im Werkzeugbau
Das Geld steckt im Auftragsmanagement

High Tech allein macht den Kohl nicht fett. Obwohl der deutsche Werkzeugbau mehr als jeder andere Industriezweig in seine Fertigungstechnik investiert, besteht Nachholbedarf vor allem beim Management der Auftragsabwicklung. Neue Konzepte könnten weiterhelfen.

Die Branche hat ein gleich zweifaches Problem: Zum einem zählt der Werkzeugbau zu den best gerüsteten Industrien der Republik und gibt bei einer Investitionsquote von 4,4 % knapp doppelt so viel Geld für neue Sachanlagen aus wie der Rest der im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) organisierten Betriebe. Tut er’s nicht, drohen Mittelmaß und Wettbewerbsnachteile. Immerhin wurde 2006 die Hälfte der 4 Mrd. Euro Branchenumsatz im Ausland gemacht.

Zum andern, so berichtet Alfred Graf Zedtwitz vom Fachverband Werkzeugbau im VDMA, beschäftigen die Unternehmen erheblich mehr spezialisierte Fachkräfte als jeder andere Industriesektor. „Die Personalkosten liegen im Durchschnitt bei 45, in Einzelfällen sogar deutlich höher als 50 Prozent des Umsatzes.“ Die Branche ist äußerst arbeitsintensiv. Zum Vergleich: 2005 wog der Personalkostenblock im allgemeinen Maschinenbau 36 % und in der Automobilindustrie sogar nur 15 %.
Insoweit steht Rationalisierung auf der Tagesordnung der deutschen Special Tooler. Strittig sind indes die Mittel zum Zweck. Während Werkzeugmaschinenbauer wie die Soltauer Röders GmbH neben dem Einsatz von Fertigungstechnologie der jüngsten Generation auch die Automation dieser Maschinen empfiehlt, propagieren Softwarehäuser wie die Nürnberger Zwicker-Systems GmbH eine bessere, schlagkräftige Organisation der Abläufe.
Letzterer Ansatz findet gerade bei kleineren Betrieben Anklang. „Der größte Automationsfaktor ist stets noch der Mensch“, unterstreicht Willi Schmid vom Verband deutscher Werkzeug- und Formenbauer e.V. (VDWF). Hinter jeder als mannarm oder bedienerlos ausgewiesenen Schicht steckten Fachkräfte, die solch eine Betriebsart überhaupt erst möglich machten. So bedeuteten 22 ununterbrochene Produktionsstunden für ein großes Fräszentrum zwei bis acht Menschen, die alle Abläufe rund um wie auch in der Maschine regeln müssten. Dabei sei nicht berücksichtigt, wie viel Manpower die Reorganisation der Abläufe bei Auftragsänderung oder Engpässen der Unterlieferanten koste.
Rationalisierung und Automation haben für die Betriebe oft völlig verschiedene Inhalte. So haben 80 % der 5000 vom VDMA gezählten Betriebe weniger als 20 Mitarbeiter. Lediglich 1 % dieser Hersteller von Stanz-, Schnitt- und Umformwerkzeugen, Spritz- sowie Druckgießformen beschäftigen mehr als 100 Menschen. „Ausnahme sind die unternehmensinternen Betriebe der Automobilindustrie und anderer produzierender Großunternehmen“, ergänzt VDMA-Mann Graf Zedtwitz. Letztere Einheiten hätten teils sogar über 1000 Mitarbeiter. Obwohl sie oft mit identischer Fertigungs-High-Tech produzieren, haben solche Großbetriebe mit dem Jobmanagement von Unternehmen des Typs Vater und Sohn nicht das Geringste zu tun.
Gleichwohl – und hier greift die gemeinsame Stellgröße – sind die Aufträge bei beiden in der Regel großvolumig und zeitaufwendig. Der Anteil eines einzelnen Projekts am Gesamtumsatz ist hoch. Das Geld steckt insoweit vor allem in der schlüssigen Organisation der Aufträge.
Konzepte wie der so genannte Moldshop of the Future von Zwicker-Systems könnten hier weiter helfen. Gemeinsam mit dem Hamburger Werkzeugmaschinenbauer Makino GmbH – Hersteller von Zerspanungs- und Erodiersystemen – stellt der Softwarespezialist auf die optimierte Nutzung von Zeit, Material und Personal ab. Gleichzeitig sollen die üblichen Qualitätsstandards eingehalten und Kosten gespart werden. Die Werkzeugmaschinen sind hier komplett eingebunden in eine digitale Jobmanagement-Software, deren Vorteil darin liegt, dass mit ihr vorab geplant, auch äußerst kurzfristig umdisponiert und die Produktionsprozesse in Echtzeit fein getuned werden können. „Die kontinuierliche Verfügbarkeit und Verarbeitbarkeit aktueller Maschinendaten machen es dem Bediener möglich, die Maschine online zu überwachen und auch auf unvorhergesehene Abweichungen im Produktionsprozess rechtzeitig und zügig zu reagieren“, erläutert Hans-Georg Zwicker, der Geschäftsführer von Zwicker-Systems. So sei der Informationsfluss auch innerhalb chaotischer – also unvorhersehbaren Wechselfällen ausgesetzter – Produktionsprozesse gesichert und jederzeit aktuell.
Die Software ist damit Schaltstelle zwischen der physischen Welt der Werkzeugmaschinen und der virtuellen Welt der Informationstechnik. Möglicherweise sind solche Automationsansätze unter dem Strich der konsequentere Weg zu mehr Effizienz. Allein in Maschinentechnik investiert hat der Werkzeugbau die vergangenen Jahre genug.
Wolfgang Filì Journalist in Köln
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