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Der Riese im Osten erwacht zu neuem Leben

Russland: Investitionsgüter aus Deutschland genießen guten Ruf
Der Riese im Osten erwacht zu neuem Leben

Die hohen Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt verhelfen Russlands Wirtschaft zu einem deutlichen Aufschwung. Jetzt gehen die Unternehmen daran, ihre Ausrüstungen zu modernisieren. Gefragt sind vor allem Investitionsgüter made in Germany, die einen guten Ruf genießen.

Von unserem Redaktionsmitglied Jens-Peter Knauer jens-peter.knauer@konradin.de

Russland boomt. Nachdem das Land in den 90er Jahren eher Anlass zur Besorgnis gab, hat sich die Wirtschaft mittlerweile stabilisiert. „Das spiegelt sich insbesondere in einem kontinuierlichen Rückgang der Inflation sowie in Überschüssen im Haushalt und in der Leistungsbilanz wider“, erklärt Dr. Oliver Stönner, Leiter Emerging Markets Research bei der Commerzbank.
Eine entscheidende Rolle im Hinblick auf diese positiven Entwicklungen spielt der Ölpreis. Die Ausfuhren von Energieträgern machen mehr als die Hälfte der russischen Exporte aus. „Seit dem vergangenen Jahr sorgen jedoch auch der private Verbrauch und vor allem die Investitionen für wichtige Impulse“, berichtet Waldemar Lichter. „2003 legten die Investitionen um satte 12,5 Prozent zu, für die nächsten Jahre erwarten wir mindestens 8 bis 11 Prozent.“ Der Moskauer Korrespondent der Bundesagentur für Außenwirtschaft (Bfai) ist sich sicher, dass Industriezweige mit einer höheren Wertschöpfung an Gewicht gewinnen werden: „Ob in der Automobilbranche, in der Nahrungsmittel- oder Verpackungsindustrie – die Modernisierung kommt in Fahrt.“
Davon wird auch die deutsche Industrie nachhaltig profitieren. Deutschland ist sowohl auf der Ausfuhr- als auch auf der Einfuhrseite der weltweit wichtigste Handelspartner Russlands: Im vergangenen Jahr exportierten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 12,1 Mrd. Euro nach Russland – das ist ein Zuwachs von 6,5 % gegenüber 2002. Deutschlands Anteil am gesamten russischen Außenhandelsumsatz beträgt rund 14 %.
Auch bei den Direktinvestitionen liegt die Bundesrepublik an der Spitze. Dies gilt sowohl für das vergangene Jahr (3,7 Mrd. US-$ bis Ende September) als auch für die akkumulierten ausländischen Investitionen (19,5 Mrd. US-$). „Die deutsche Industrie hat in Russland eine starke Marktposition und genießt einen besonders guten Ruf“, bestätigt der Bfai-Experte.
Einen guten Ruf in Russland genießen auch Spritzgießmaschinen der Demag Plastics Group (DPG). Bereits 1990 gründete das Unternehmen in Moskau das Joint Venture Mannesmann Demag Plastservice. Mit dieser Tochtergesellschaft – mittlerweile mit Vertriebsbüros und Serviceniederlassungen in allen wirtschaftlich wichtigen Regionen Russlands präsent – ist die Gruppe eigenen Angaben zufolge seit Jahren Marktführer im russischen Spritzgießmaschinenmarkt.
Für die steigenden wirtschaftlichen Anforderungen in eben diesem Markt hat die DPG jetzt eine spezifische Spritzgießmaschine entwickelt. Das Modell Demag BARS mit zunächst 1500 kN Schließkraft basiert auf dem Demag-Baukasten und ist den Bedürfnissen des russischen Marktes entsprechend konfiguriert. Die Montage der Maschine erfolgt nach dem Plattformkonzept bei der OOO PKF Betar in Chistopol, einem Partnerunternehmen der Mannesmann Demag Plastservice. So kann der Kauf einer BARS als Inlandsgeschäft abgewickelt werden – ohne Devisenkontrolle und durch Zahlung in Rubel.
Trotz der positiven Entwicklungen gibt es im praktischen Russland-Geschäft immer noch zahlreiche Fallstricke. „So ist bei der Maschineneinfuhr im Zollbereich Bürokratie weiterhin an der Tagesordnung“, weiß Yvonne Bläßer, Referentin Osteuropa beim VDMA, zu berichten. „Darüber hinaus ist die vorgeschriebene Zertifizierung außerordentlich belastend, und auch die Finanzierung stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen.“ Russland sei ein bedeutender Markt mit viel Potenzial, aber es sei – bei allem kalkulierbaren Risiko – nach wie vor unternehmerischer Wagemut erforderlich. „Für den Markteintritt empfiehlt sich deshalb die Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner“, rät Yvonne Bläßer, „einem, der sich mit den Gepflogenheiten vor Ort auskennt.“

Die Föderation auf einen Blick
  • Offizieller Name: Russische Föderation
  • Fläche: 17,1 Mio. km²
  • Bevölkerung: rund 144 Millionen Einwohner, über 100 Nationalitäten, 82 % Russen, 3,8 % Tataren, 3 % Ukrainer
  • Währung: 100 Rubel = 2,90 Euro
  • Hauptstadt: Moskau (rund 8,5 Millionen Einwohner)
  • Wirtschaftswachstum: 7,3 % (2003)
  • Arbeitslosenquote: 8,6 % (2002)
  • Wichtigste Ausfuhrgüter: Erdöl, Ölprodukte, Erdgas, Kohle, Strom
  • Wichtigste Einfuhrgüter: Maschinen, Ausrüstungen, Fahrzeuge, Nahrungsmittel, chemische Produkte
  • Bfai-Experte Waldemar Lichter: „Die russische Wirtschaft zeigt derzeit eine erstaunlich robuste Dynamik. Nach glänzenden 7,3 % im vergangenen Jahr wird das BIP 2004 wieder stark um zwischen 6 % und 6,4 % wachsen. Die Prognosen für die folgenden drei Jahre sind günstig – im Schnitt wird mit einem Plus von 5 % pro Jahr gerechnet. Russland wird dabei zwar durch die hohen Rohölpreise auf dem Weltmarkt begünstigt – die Ausfuhren von Energieträgern machen immer noch mehr als die Hälfte der Exporte aus. Seit dem vergangenen Jahr sorgen jedoch auch der private Verbrauch und vor allem die Investitionen für wichtige Impulse. Im vergangenen Jahr legten die Investitionen um satte 12,5 % zu, für die nächsten Jahre werden mindestens 8 % bis 11 % erwartet. Die russische Wirtschaft diversifiziert sich immer mehr, Industriezweige mit einer höheren Wertschöpfung werden an Gewicht gewinnen. Ob in der Automobilbranche, in der Nahrungsmittel- oder Verpackungsindustrie – die Modernisierung kommt in Fahrt. Auch die Direktinvestitionen aus dem Ausland legen kräftig zu. In diesem Jahr werden sie mit 8 Mrd. US-$ doppelt so hoch sein wie 2002. Die deutschen Exporteure kann all das freuen. Das lässt ein noch besseres Geschäft mit Investitionsgütern erwarten. Und hier hat die deutsche Industrie in Russland eine starke Marktposition und einen besonders guten Ruf.“
  • Bfai-Publikationen (Auswahl):
  • Exportieren nach Russland, 2003, 132 S., 21 Euro, Bestell-Nr. 9531
  • Lohn- und Lohnnebenkosten – Russische Föderation, Ukraine, Belarus, 2003, 110 S., 30 Euro, Bestell-Nr. 9570
  • Personalmanagement – Russland, 2003, 126 S., 30 Euro, Bestell-Nr. 9830
  • Ansprechpartner im Auskunftsservice der Bfai: Herr Pauly, Tel. (0221) 2057-426, Fax -262, E-Mail: pauly@bfai.de
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