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„Deutschland ist überreif für neue Arbeitsplätze“

Maschinenbau-Gipfel: Arbeitsplatzfrage im Brennpunkt
„Deutschland ist überreif für neue Arbeitsplätze“

„Deutschland ist überreif für neue Arbeitsplätze“
Um den anstehenden Innovationswettbewerb gewinnen zu können, muss in Deutschland das Interesse an technischen Berufen geweckt werden Bild: Bosch Rexroth
Um abgewanderte Arbeitsplätze durch neue im Land des Exportweltmeisters zu schaffen, braucht es mehr als nur der Kreativität der Unternehmen. Die Politik ist gefordert, so der Tenor auf dem 2. Maschinenbau-Gipfel. Doch die hat nach Meinung der Akteure versagt.

„Innovationen, Innovationen und nochmals Innovationen.“ Ohne Umschweife kommt das Fazit von Dr. Thomas Linder auf der Podiumsdiskussion zum Thema „Arbeit in Deutschland halten“, die im Rahmen des 2. Maschinenbau-Gipfels in Berlin stattgefunden hat. Damit verbunden sind für den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Reutlinger Groz-Beckert KG Investitionen in Personal, Abläufe und Strukturen. Da die Auslandsniederlassung nach Ansicht von Linder „keine leichte Lösung“ ist, plädiert er dafür, „den Heimatstandort stark zu halten“.

Auf die Fahnen geschrieben hat sich dies auch Bernhard Schreier, Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen AG. 90 % des Umsatzes erzielt das Unternehmen im Ausland, dennoch beschäftigen die Heidelberger zwei Drittel ihrer Arbeitnehmer in Deutschland. Trotz des Baus einer Fabrik in China, schafft der Druckmaschinenbauer mehr Arbeitsplätze im In- als im Ausland. 400 kommen laut Schreier in diesem Jahr hier zu Lande dazu. „Die Präzisionsmaschinen, die die Welt von uns erwartet, werden hier gebaut“, macht er klar. Denn Hochtechnologie könne nicht einfach irgendwo auf der grünen Wiese entstehen.
An der „Verlagerung der hiesigen Wertschöpfung in den High-End-Bereich“, wie bei Heidelberger Druck, geht für den Firmenchef kein Weg vorbei. Deutschland hat hier aber ein Defizit. Schreier macht dies daran fest, dass zu wenig „neue“ Arbeitsplätze entstehen würden. „Unser Land ist überreif für solche Arbeitsplätze“, stellt er fest, „doch um erfolgreich sein zu können, brauchen wir andere Rahmenbedingungen.“
Eine Forderung, die auch VDMA-Präsident Dr. Dieter Brucklacher stellt. Während die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer ihre Hausaufgaben gut gemacht hätten, „hat diese Regierung bislang wenig bist nichts getan, um die günstige Situation zu nutzen oder die Rahmenbedingungen der deutschen Unternehmen langfristig zu fördern, damit wir unsere Spitzenposition halten können“. Die Branche werde zwar in diesem Jahr 10 000 neue Vollzeitmitarbeiter einstellen. Allerdings wären weitere Neueinstellungen möglich, wenn, ja wenn die Politik endlich mitzöge – sei es beim Kündigungsschutz, beim Schaffen eines rechtlichen Rahmens für betriebliche Bündnisse, bei einem wettbewerbsfähigen Steuerrecht oder bei der Unternehmensbesteuerung.
Noch habe Deutschland „einen Qualifikationsvorteil und ist deshalb im internationalen Wettbewerb im Vorteil“, hebt Prof. Dr. Günther Schuh, Direktor des Aachener WZL, hervor. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, gelte es, diesen Vorteil und weitere Stärken wie Innovation, Kreativität und Produktivität zu erhalten. Bereits 1 % weniger Produktivitätsfortschritt bedeute den Verlust von 60 000 Arbeitsplätzen. Schuh geht davon aus, dass Deutschland massiv Arbeitsplätze abbauen wird. „Dass wir 25 Prozent unserer Beschäftigten verlieren werden, darf uns nicht egal sein“, appelliert er an die Verantwortlichen in der Politik – und zeigt Handlungsfelder auf, um Wachstum zu generieren (siehe Kasten). „Die anstehenden Herausforderungen von morgen“, mahnt Prof. Schuh, „bedürfen einer Antwort der Politik – heute.“ dk

5 Handlungsfelder für Wachstum
Qualifikationsoffensive
Deutschland hat eine signifikante Facharbeiterlücke. Gefordert ist eine flexible, modulare Ausbildung.
Niedriglohnsektor
Die Produktion braucht den Niedriglohnsektor (15 % Niedriglöhner) für Tätigkeiten mit geringem Anforderungsprofil.
Global Footprint
Der Unternehmenstyp Global Footprint Champion wählt den für jede betriebliche Funktion optimalen Standort und nutzt Ressourcen effizient im globalen Netzwerk. Vor der Verlagerung kalkuliert er ganzheitlich.
F+E-Netzwerke
Unternehmen müssen sich verstärkt in F+E-Netzwerken organisieren, unterstützt durch entsprechende Regierungsprogramme.
Freihandelszone
Weiteres Wachstum erfordert eine transatlantische Freihandelszone.
Quelle: Prof. Schuh, WZL/IPT Aachen
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