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Die Dauerplage mit der Globalisierung

Italiens Werkzeugmaschinenbranche hat Strukturprobleme
Die Dauerplage mit der Globalisierung

Im Einzelfall überaus kreativ, im Betriebsformat jedoch beschränkt, tut Italiens Werkzeugmaschinenbau sich international schwer. Sonderlösungen seien bei der Globalisierung kaum hilfreich, klagt der Branchenverband Ucimu.

Die aktuellen Daten seien die besten seit sechs Jahren, teilt der Ucimu – der Verband italienischer Hersteller von Werkzeugmaschinen, Robotik und Automationssystemen – erfreut mit. Die im ersten Halbjahr 2006 verbuchten Aufträge hätten 21,6 % über der Vergleichsspanne 2005 gelegen. Der Binnenmarkt habe dabei um 26,4 %, das Ausland 15,9 % stärker geordert. Gleichwohl verdecke das Zahlenmaterial ein Kernproblem der Branche.

Die beschränkte Größe der italienischen Betriebe wird zunehmend als Hemmnis bei der Internationalisierung verstanden. Ihnen fehlt die personelle und finanzielle Basis. Deutsche und japanische Hersteller sind in der Regel dreimal größer, investieren stärker in Forschung und Entwicklung und es fällt ihnen leichter, auf fernen Märkten Fuß zu fassen. Für das Engineering breiter Standardserien sind die italienischen Budgets meist zu dürr. Zwar konnten oft inhabergeführte Betriebe Dank ihrer geringen Fertigungstiefe in Krisen besser mit dem Markt atmen als Großkonzerne, jedoch müssen sie mehr denn je hinnehmen, dass die kapitalkräftige ausländische Konkurrenz sie in Nischen drängt.
Konkurse bleiben dabei nicht aus. Wurden 2004 noch 450 italienische Werkzeugmaschinenbauer gezählt, waren es im vergangenen Jahr 420. Ende 2006 dürften es nur mehr 400 sein. Vor allem die kleineren Firmen sind betroffen. Dabei prägen gerade sie nach wie vor das Bild der Branche.
Unabhängig vom Betriebsformat sei der Export für Deutschland wie Italien derzeit der stärkste Wachstumstreiber, erklärt Gerhard Hein, Chefstatistiker im Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW) in Frankfurt/M. Für die Deutschen habe das Auslandsgeschäft 2004 um 11 %, 2005 um über 12 % zugenommen. Italiens Exporte seien in den gleichen Zeiträumen um mehr als 12 % und um 15 % angestiegen. Allerdings habe der deutsche Maschinenexport 2005 gut doppelt so hoch gelegen als der italienische, nämlich bei 5,13 Mrd. Euro, ohne Teile und Zubehör, gegenüber 2,25 Mrd. In den schnell wachsenden US-Markt hätten die Deutschen mit 599 Mio. gegenüber 188 Mio. Euro dreimal mehr exportiert als die italienischen Kollegen, in die VR China mit 692 Mio. gegenüber 178 Mio. gar knapp viermal so viel.
„Der strukturelle Unterschied zwischen der italienischen und deutschen Branche ist gewaltig“, kommentiert VDW-Mann Hein das Unbehagen des Schwesterverbands südlich der Alpen. „Vor allem kleinere Betriebe müssen einen Riesenspagat machen, um die zur Auslandsmarkterschließung nötigen Ressourcen für Entwicklung, Verkaufspräsenz und Service bereitzustellen.“ Auch bei erfolgreich im asiatischen Wirtschaftsraum oder in den USA platzierten Projekten ist nicht immer klar, ob und wie die italienischen Hersteller auf ihre Kosten kommen. Erst wenn die Maschinen in Betrieb genommen sind, zeigt sich, ob die Kalkulation für Service und Gewährleistung greift. Mit Blick auf die rasant globalisierende Automobilindustrie ergeben sich gegenüber dem großformatigen Wettbewerb weitere Nachteile. So lag der Kaufanteil der Kfz-Branche am 2005er Produktionswert der deutschen Branche bei 53 %. Für die Italiener waren es lediglich 19 %.
Dipl.-Ing. Wolfgang Filì Journalist in Köln
Industrieanzeiger
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