Zulieferer sind austauschbar, müssen sich Preise diktieren lassen, Jahr für Jahr um mehrere Prozentpunkte billiger werden, sich gegeneinander ausspielen lassen und Entwicklungsleistungen vorfinanzieren, ohne zu wissen, ob der Auftrag überhaupt kommt – jedenfalls bis vor einigen Jahren. Inzwischen finden sich aber zunehmend systemrelevante Zulieferer, für die das nicht mehr gilt. Die Kräfteverhältnisse verschieben sich. Möglich gemacht haben das die Autobauer selbst. Lässt sich ein OEM ganze Systeme zuliefern, verzichtet er auf Know-how. Zudem zwangen teilweise brutale Preisdrückmethoden Zulieferer zu harten Rationalisierungsmaßnahmen. So musste man nicht unbedingt auf die eigene Effizienz achten.
Das schlägt jetzt zurück. Die Autobauer haben gemerkt, dass manch Zulieferer bei der Konstruktion und Herstellung von wichtigen Komponenten ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen ist. Beispiel Magna. Der Konzern beliefert bald alle großen Autokonzerne, produziert manche Fahrzeuge wie das Peugeot 308 Coupé, den Aston Martin Rapide oder bald den Gelände-Mini komplett. Und den BMW X3 hat Magna selbst entwickelt. Sollte der österreichisch-kanadische Konzern die Mehrheit bei Opel übernehmen, wird aus dem Zulieferer ein Wettbewerber. Mit Opel bekommt Magna eine Marke und – wichtiger noch – ein Vertriebssystem. Interessant dabei: Vor zwei Jahren lehnte Magna eine Minderheitsbeteiligung an Chrysler ab: „Magna hat nicht vor, mit anderen Autoherstellern zu konkurrieren.“ Was hat sich geändert? Vielleicht ist es ein persönliches Motiv des Firmengründers wie Auto-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler vermutet? Auto-Freaks wollen halt irgendwann mal eigene Autos bauen.
Unabhängig von dieser Fragestellung zeigt sich, dass sich mancher Zulieferer langsam aber stetig in der Wertschöpfungskette vorgearbeitet hat. Auch durch den Lieferanteneingang kommt man in die Bell Etage. Das kommt den Automobilbauern sogar entgegen, hat auch hier ein Umdenken stattgefunden. Gefragt sind inzwischen starke Zulieferer, die auch Risiken tragen können.
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