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Dienstleister müssen mit ihren Aufgaben wachsen

Outsourcing: Industrie sucht Logistik-Konzepte mit mehr Wert
Dienstleister müssen mit ihren Aufgaben wachsen

Logistik-Dienstleister werden Allroundtalente: Sie übernehmen immer mehr Aufgaben, die über die klassischen Angebote – Transport, Lagerhaltung, Kommissionieren und Distribution – hinausgehen, zum Beispiel in der Vorfertigung. Das Zauberwort heißt Mehrwert-Logistik.

Klaus Jopp ist freier Journalist in Hamburg

Viele Unternehmen sehen im Outsourcing und in der Konzentration auf ihre Kernkompetenzen ein geeignetes Mittel, um die Effizienz der eigenen Prozesse zu erhöhen und schlanke und flexible Strukturen zu schaffen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Helmut Baumgarten, Direktor des Instituts für Technologie und Management, Bereich Logistik, der TU Berlin. Die Fremdvergabe betrifft vor allem die Abwicklung klassischer Logistikaufgaben wie Transport, Lagerhaltung, Kommissionierung und Distribution. Aus der Übernahme dieser Leistungen ergeben sich immer häufiger Anforderungen, die weit über die herkömmlichen Funktionen der Logistik hinausgehen.
Ein Beispiel ist die BLG Logistics Group, Bremen, die über ihre Piers am Bremerhavener Kaiserhafen jährlich den Umschlag von über einer Million Fahrzeugen, rund 10 % des weltweiten Aufkommens, abwickelt. Doch das Angebot, das die Hanseaten im Sinne von Mehrwertlogistik rund ums Auto, aber auch für andere Waren, ihren Kunden offerieren, geht weit darüber hinaus: „Wir haben uns vom ehemaligen Hafendienstleister zum Full-Service-Provider entwickelt“, erklärt Heinz Bamberger, Geschäftsführer der BLG International Logistics GmbH & Co. So bestehen enge Geschäftsverbindungen mit Automobil-Konzernen wie Daimler-Chrysler, Volkswagen und Audi, für die BLG gleich einen ganzes Bündel von Dienstleistungen etabliert hat. Etwa 50000 Einheiten der Mercedes-Benz-C-Klasse werden pro Jahr nach dem Part-by-Part-Prinzip in Bremen unter BLG-Regie zusammengeführt, pro Wagen ein gewaltiges Puzzle aus rund 10000 möglichen Teilen von insgesamt 450 Lieferanten, die in East London/Südafrika zu kompletten Fahrzeugen montiert werden. Alle Rohbauteile müssen vor dem Versand gegen Korrosion geschützt, konserviert und speziell verpackt werden, so dass eine sichere Einlagerung in Container möglich wird. „Zudem übernehmen wir die Terminverfolgung, Identitätskontrolle und die Dokumentation“, berichtet Dr. Jens Niegel, Director Account Automotive bei der BLG International Logistics. „Auch die Leergutdisposition fällt in unseren Aufgabenbereich.“
Noch weiter gehen die Tätigkeiten im so genannten CKD-Geschäft, wobei das Kürzel für „Completely Knocked Down“ steht. In diesem weitgehend zerlegten Zustand werden Mercedes-Fahrzeuge nach Brasilien, Ägypten, Indonesien, Malaysia und Thailand transportiert. Für diese Bausätze, bei denen viele Karosserieteile geklebt sind, erledigt BLG auch die Härtung. Anschließend erfolgt eine komplette Konservierung in Tauchanlagen. „Wir erreichen damit eine stärkere Kundenbindung“, freut sich Bamberger. Die Kombination aus Härtungs- und Konservierungsanlagen ist weltweit einmalig.
Eine sehr weitgehende Aufgabenstellung hat auch die TNT Mehrwertlogistik GmbH in Troisdorf übernommen. „Wir haben für rund 50 Kunden aus High-Tech-Branchen, wie EDV, Telekommunikation, Bankensysteme und Medizintechnik, an 21 Standorten im gesamten Bundesgebiet Hochverfügbarkeitslager aufgebaut, in denen wir Ersatzteile der beteiligten Firmen vorhalten“, erklärt Geschäftsführer Frank Markschat. „Von diesen Knoten aus bringen wir das benötigte Equipment in der Regel innerhalb von zwei Stunden an jeden erwünschten Ort.“ Die verfügbaren Teile sind durchweg hochwertig und zeitsensibel. „Wenn zum Beispiel das Kassensystem einer Bank ausfällt oder ein ganzes Computersystem abstürzt, geht es um Minuten“, sagt Markschat. Computerunternehmen wie Compaq, Siemens oder Hewlett Packard können dadurch einen umfassenden Service bieten, der insbesondere auf die schnelle Beseitigung von Störungen zielt.
„Den eigentlichen Mehrwert generieren wir aber über die Lager, die von vielen Kunden gleichzeitig genutzt werden“, erläutert Markschat. Da TNT die Lagerkapazitäten bereithält, zahlt jeder Nutzer nur seine variablen Kosten, die als Miete für den beanspruchten Platz im Lager, die jeweiligen Transaktionen und die Transportleistungen anfallen. TNT selbst profitiert durch die hohe Zahl der Aufträge, mit denen, soweit möglich, das Schwesterunternehmen TNT Express ausgelastet wird. Besonders intensiv ist die Kooperation zwischen TNT und Compaq – beide Firmen haben ein europaweites Dienstleistungsnetz aufgebaut, das von über 100 Standorten aus einen einheitlichen Standard garantiert.
Die Sicherheit hochwertiger Konsumgüter in der Transportkette ist ein weiteres Thema, dessen Bedeutung auf der Cemat sichtbar werden dürfte. Nach Recherchen von KEP aktuell wird von 10000 Paketen mindestens eines auf dem Weg zwischen Versender und Empfänger gestohlen – rund 400 jeden Tag. Sicherheit wird folglich zu einem wichtigen Kriterium bei der Vergabe von Logistikaufträgen. Dienstleister müssen Konzepte anbieten, die neben der Kontrolle und Überwachung des Transports auch die datentechnische Integration zwischen Logistikern, Lieferanten, Verladern und Kunden realisieren.
Die Duisburger ABX Logistics Deutschland GmbH (Halle 19, Stand C06) hat das modulare internetbasierte Servicepaket www.abxtra.de entwickelt, das verschiedene logistische Produktions- und Informationssysteme miteinander vernetzt und dem Kunden per Internet zur Verfügung stellt. Nutzer können Sendungsverfolgung, Beleg-Archivierung und Bestellung der Abholfahrzeuge lückenlos online zu vollziehen. „Große Teile der logistischen Wertschöpfungskette lassen sich erstmals voll einsehen und mit Mausklick gestalten“, konstatiert Günther Zimmer, Leiter Datenverarbeitungsorganisation bei ABX. Damit wird die Sicherheit aller finanziellen und datenbasierten Transaktionen des Geschäftsverkehrs, der internen und externen Unternehmenskommunikation sowie der physischen Vorgänge in der Kette gewährleistet.
Kernstück von ABXtra ist das Barcode-System nach dem weltweit anerkannten SSCC-Standard. Über das Scannen der Colli-bezogenen Ident-Codes wird der Transport jedes einzelnen Packstücks bis zur Zustellung begleitet und kontrolliert. Die Barcodes optimieren zudem die Produktionsabläufe, wodurch sich Verlade- und Zustellzeiten verkürzen. Auftrags- und Statusdaten jedes Colli speist ABX in Echtzeit in das zentrale Tracking-and-Tracing-System ein, auf das die Kunden über das Internet Zugriff haben.
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