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Ein Wahrzeichen vor den Toren Stuttgarts

Stahlbau: Besuchermagnet Baustelle
Ein Wahrzeichen vor den Toren Stuttgarts

Harte Arbeit und hohe Ingenieurskunst: Mit ihren geschwungenen Hallendächern und dem riesigen Parkhaus über der Autobahn hat die Neue Messe das Zeug, zu einem Wahrzeichen Stuttgarts zu werden.

Der erste Eindruck sei immer der entscheidende, heißt es. Das dürfte auch für die Neue Messe vor den Toren der baden-württembergischen Landeshauptstadt gelten. Ein Autofahrer, der die A 8 in Höhe des Stuttgarter Flughafens befährt, wird als erstes nicht die kunstvoll geschwungenen Hallendächer bemerken, sondern die beiden Trakte des riesigen Parkhauses, die einen Bogen über die Fahrbahnen spannen: Zwei überdimensionalen Fingern gleich, gerade so, als hätte der Allmächtige höchstpersönlich Hand angelegt. Die Vermutung liegt durchaus nahe: Parkhaus und Messeachse befinden sich genau genau auf einer gedachten Linie zwischen den Kirchtürmen der Fildergemeinden Echterdingen und Plieningen.

Mit göttlicher Fügung hat die Neue Messe dennoch wenig zu tun, eher mit harter Arbeit und hoher Ingenieurskunst. Der Bau des Parkhauses beispielsweise basiert auf einer raffinierten Idee: Die beiden Stahlgerüste mit einem Gesamtgewicht von rund 13 000 t wurden im so genannten Taktschiebeverfahren über der Autobahn errichtet – bei fließendem Verkehr. Alles andere als eine leichte Aufgabe, wie Stephanie Klar von der Projektgesellschaft Neue Messe zu berichten weiß: „Zunächst wurden die Fachwerkträger abschnittsweise vormontiert, auf eine Vorschubvorrichtung gesetzt und untereinander verbunden.“ Dann bewegte sich der betreffende Abschnitt eine bestimmte Strecke vorwärts – zentimeterweise, angetrieben von mehreren hydraulisch steuerbaren Litzenhebern. „Auf jeder Stütze waren je zwei Männer postiert, die den Vorschub mit Teflonplatten unterstützten und überwachten“, erzählt sie. Insgesamt ein halbes Jahr dauerte es, bis die beiden Gerüste fertiggestellt waren.
4000 Fahrzeugen wird das Parkhaus, das sogar eine eigene Autobahnauffahrt besitzt, einmal Platz bieten. Die Messebesucher müssen dann bis zum eigentlichen Ort des Geschehens nur wenige Meter zurücklegen. Treten sie aus dem Parkhaus, bietet sich ihnen ein übersichtlicher Anblick: Rechter Hand die Hochhalle mit einer Bruttoausstellungsfläche von 25 000 m², dahinter vier Standardhallen mit jeweils 10 000 m². Auf der linken Seite erhebt sich das Internationale Congresscenter (ICS), das Räumlichkeiten für Veranstaltungen mit bis zu 9300 Personen bietet. Hinter dem Kongresszentrum befinden sich drei weitere Standardhallen, so dass die Messe auf eine Gesamt-Ausstellungsfläche von rund 100 000 m² kommt – knapp doppelt soviel wie die alten Hallen auf dem Killesberg.
Mit ihren kunstvoll geschwungenen Dächern erinnern die Hallen ein wenig an asiatische Tempel. Noch im Sommer muteten sie eher wie ein überdimensionales Boxercamp an: Hunderte weiße, mit Schotter gefüllte Säcke hingen von den Dachträgern herab und erweckten den Eindruck, als sollten an diesem Ort neue Champions vom Schlage der Klitschkos gestählt werden. Bauleiter Uwe Hartmann von der Krupp Stahlbau Hannover GmbH klärt auf: „Zum einen sollten die Säcke das Dach sichern. Als die Fassade noch nicht fertig gestellt war, hätte eine Windböe große Schäden anrichten können.“ Zum anderen simulierten sie das später auf dem Dach liegende Gewicht – und gaben ihm so seine unverwechselbare Form.
Bereits heute erweist sich sich die Neue Messe als ein Besuchermagnet. Bislang haben etwa 50 000 Menschen Deutschlands größte Baustelle besichtigt, die Führungen sind bis zum Sommer kommenden Jahres ausgebucht. Wer nicht so lange warten kann, sollte am 7. Januar um 20.15 Uhr ins Erste schalten: Dann ermittelt Tatort-Kommissar Bienzle auf der Baustelle.

Marktchancen
„Mitten im Markt“ – der Slogan der Messe Stuttgart ist für das neue Domizil vor den Toren der Landeshauptstadt Programm: Das verkehrsgünstig gelegene Gelände bietet mit seiner Struktur neue Chancen für Aussteller, Besucher und Messeveranstalter.

Zahlen, Daten, Fakten

500883

  • Bauvolumen: 806 Mio. Euro
  • Beteiligte Unternehmen: etwa 1000 Firmen mit insgesamt mehr als 5000 Arbeitern
  • Bebaute Fläche: 83 ha
  • Kräne: in Spitzenzeiten über 70
  • Erdbewegungen: 1,8 Mio. m³, entspricht rund 180 000 Lkw-Ladungen
  • Betonbedarf: 600 000 m³
  • Stahlbedarf: 65 000 t, aus dieser Menge könnte man 8,5 Eiffeltürme bauen
  • Dachfläche: 86 000 m², für die befestigung des Glattblechs wurden 2,4 Millionen Nieten benötigt
  • Energieversorgung: 3 Gas-/Ölbrenner mit einer Leistung, die für 800 Einfamilienhäuser reichen würde
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