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Für den Umbau reichen wenige Handgriffe aus

Messe Automatica: Flexible Montagetechnik für variantenreiche Produkte
Für den Umbau reichen wenige Handgriffe aus

Nicht einzelne Roboter, sondern die Wege der Werkstücke in der Montagelinie werden zukünftig programmiert. Die dadurch flexiblere Fertigung eröffnet dem Anwender Wettbewerbsvorteile.

Von unseren Redaktionsmitgliedern Uwe Böttger und Michael Corban uwe.boettger@konradin.de

Der Start ist der Automatica gelungen, der 1. Internationalen Fachmesse für Robotik + Automation. Eines der beherrschenden Themen war die Frage, wie sich Montageaufgaben heute wirtschaftlich lösen lassen. Zu finden ist der Kompromiss dabei zwischen den beiden Polen
  • manuelle Montage (mit einer hohen Flexibilität, aber nur geringem Durchsatz) sowie
  • vollautomatisierte Serienfertigung (mit zwar hohem Durchsatz, aber dafür geringer Flexibilität).
Einen Weg, beides miteinander zu verbinden, präsentierte die Freiberger Teamtechnik Maschinen und Anlagen GmbH. Sie zeigte zwei Anlagen aus ihrer Teamos-Baureihe, eine vollautomatische Montageanlage sowie eine Stand-alone-Zelle mit Handarbeitsplatz. Der Clou dabei: Binnen weniger Minuten lassen sich Prozesseinheiten aus den Anlagen lösen und gegeneinander tauschen.
Mit diesem Konzept lässt sich eine Fülle von Aufgaben lösen. Bei einem neuen Produkt kann etwa zu Beginn mit den flexiblen Handarbeitsplätzen die Fertigung aufgebaut und schrittweise automatisiert werden. Starre Anlagen lassen sich so durch flexible Konzepte ersetzen. Gleichzeitig können die Module bei Produktwechseln wieder verwertet und neu angeordnet werden.
Einen alternativen Weg zeigte die Gärtringer Faude Automatisierungstechnik GmbH mit ihrem Maschinenkonzept Flexmotion. Dahinter verbirgt sich ein System mit Stabkinematik (Tripod), so dass sich eine multifunktionale Fertigungszelle aufbauen lässt. Diese kombiniert bandsynchrone Pick-and-place-Aufgaben mit verschieden Bearbeitungen wie Umformen oder Schweißen. So kann der üblicherweise für die Handhabung verwendete Einarmroboter entfallen. Die Schwaben erreichen nach eigenen Angaben bei manchen Prozessen mit Flexmotion eine Halbierung der Taktzeiten.
Wer eine hohe Zahl von Verschraubungen erreichen will, fand bei der WSM-Automation GmbH aus Castrop-Rauxel einen „Schraubsauger“, der Muttern oder kopflastige Schrauben sicher handhabt – auch an schwer zugänglichen Stellen. Zugeführt über Rechteck-Profilschläuche erreichen die Muttern lagerichtig das Schraubermundstück, das sie mit Vakuumtechnik werkstoffunabhängig sicher hält und positioniert.
Die Halle A3 auf dem Münchner Messegelände hatten sich die großen Roboterhersteller vollständig einverleibt. Allen voran die Kuka Roboter GmbH, die auf 1200 m² Fläche dem Besucher die Zukunft der Robotik näher bringen wollte. Im Fokus stand dabei das neu entwickelte „Roboteam“. Die Augsburger haben eine Technik entwickelt, mit der Roboter miteinander kooperieren und im Teamwork effizient zusammenarbeiten sollen. Zudem hat Kuka eine neue Philosophie entwickelt: In Zukunft sollen nicht mehr die Bewegungen einzelner Roboter, sondern die des Bauteils programmiert werden.
Konkret zielt die Entwicklung auf höhere Flexibilität im Fertigungsprozess und in der Materialflussgestaltung. Zudem sollen sich modulare Produktionseinheiten schaffen lassen. Insgesamt soll eine dynamischere Produktionssteuerung erreicht werden, die die Herstellkosten senkt und das Engineering verkürzt. Die Technik basiert nach eigenen Angaben nicht auf unflexiblen Steuerungsblöcken, sondern setzt auf intelligent vernetzte, autonome Standardsteuerungen auf, die sich frei kombinieren lassen. Auf diese Weise kann der Anwender eine kooperierende Robotergruppe zusammenstellen, die auf das vorgegebene Fertigungskonzept zugeschnitten ist.
Das Roboteam ist für maximal 15 Steuerungen ausgelegt. Dabei können einzelne Roboter in mehreren Gruppen eingebunden werden. Alle Ereignisse, die das Bewegungsverhalten beeinflussen, wirken verzögerungsfrei auf die gesamte Einheit. Exakte geometrische und zeitliche Koordination aller Bahnbewegungen und Abläufe innerhalb der Gruppe sind nach Angaben des Herstellers gegeben. Dank der präzisen Synchronisation der Interpolationstakte und dem Datenaustausch in Echtzeit ist eine hohe Prozessgenauigkeit in der Fertigungslinie gesichert.
Die Isra Vision Systems AG aus Darmstadt nutzte die Automatica, um ein neu entwickeltes 3D-Verfahren vorzustellen, das mit nur einer Kamera alle sechs Freiheitsgrade eines dreidimensionalen Objekts genau bestimmen kann. Nach Ansicht von Gabriele Jansen, Division Manager bei Isra, ist die neue Technik ein Innovationsschub: „Jetzt lassen sich 3D-Bildverarbeitungssysteme für die Roboterführung wirtschaftlich einsetzen.“ Durch den Einsatz von nur einer Kamera ergeben sich erhebliche Einsparungen bei der Geräteausstattung, der Installation und der Inbetriebnahme. Zudem kommt der Anwender mit erheblich weniger Platz aus.

In Kürze

news

Robotersimulation
Speziell an mittelständische Unternehmen wendet sich Easy-Rob aus Frankfurt/M. mit seinem gleichnamigen Simulationswerkzeug. Arbeitszellen lassen sich so virtuell planen und prüfen.
Portalsystem
Reis Robotics zeigte ein Flächen-Portalsystem (siehe Seite 23). Außerdem präsentierten die Obernburger ein System für die Augmented Reality, bei der ein reales Kamerabild durch Steuerungsdaten ergänzt wird, um die Anwendung besser abzusichern.
Miniaturisierung
Die Schweizer Afag AG aus Huttwil erweitert ihren Modulbaukasten um die Minischlitten CS 8 sowie CS 12 und einen Universalgreifer der UG-Reihe mit kompakter Bauweise und hoher Leistungsdichte.
Werkstückträger
Ein komplettes Werkstückträgersystem bietet das aus Spanien stammende Unternehmen Profiteam mit Sitz in Saarbrücken an. Interessant ist vor allem ein Eckmodul, das ohne Hubeinheit die Richtung wechselt.
Wartungsanalyse
Notwendige Wartungsarbeiten wie das Fetten beweglicher Roboterteile werden nun bei Knickarmrobotern von Mitsubishi Electric Europe aus Ratingen abhängig von der individuellen Belastung angefordert.

„Wir müssen beim Kunden Entscheidungen herbeiführen“

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Nachgefragt

Olaf C.Gehrels, Präsident der Fanuc Robotics Europe, übernimmt pünktlich zur Automatica zusätzlich die Leitung der Fanuc Robotics Deutschland.
Herr Gehrels, seit dem 7. Juni 2004 sind Sie nicht nur Präsident der Fanuc Robotics Europe, sondern zudem Geschäftsführer der Fanuc Robotics Deutschland. Ein eher ungewöhnliches Datum für einen Managementwechsel.
Es war natürlich eine Entscheidung, die schon länger geplant war. Wir haben den Termin bewusst so gewählt, damit wir zur Automatica unseren Kunden die neue Mannschaft vorstellen können.
Was war der Grund für den Führungswechsel?
Der ehemalige Geschäftsführer der deutschen Niederlassung, Michael Knaf, und ich waren unterschiedlicher Auffassung, wie die Firmenstrategie umzusetzen ist. Ich war der Ansicht, dass wir zeitlich hinter unseren Möglichkeiten zurückgeblieben waren.
Was soll sich mit dem neuen Management ändern?
Wir müssen in Zukunft noch agiler werden, um beim Kunden Entscheidungen herbeizuführen. Wir haben einen großen Kundenstamm, über 750 allein in Deutschland. Diesen gilt es zu bedienen und dafür brauchen wir eine agile Mannschaft. Hinzu kommt: Wir sind in manchen Bereichen in Deutschland nicht präsent – ein Beispiel ist das Lichtbogenschweißen. Diese Baustelle tragen wir zu lange mit uns herum, das wollen wir abstellen.
Im letzten Geschäftsjahr hatte Fanuc Deutschland einen Umsatz von 41,6 Millionen Euro. Was rechnen Sie sich für das laufende Jahr aus?
Für Europa läuft das Jahr gut an. Deutschland ist ein schwieriger Markt. Trotzdem wären wir enttäuscht, wenn wir nicht um fünf Prozent zulegen könnten. Grundsätzlich blicke ich sehr optimistisch in die Zukunft. Wir sehen, dass der Roboter bei vielen Kunden Einzug hält, die vor fünf Jahren das Betriebsmittel Roboter überhaupt nicht in Betracht gezogen haben. ub
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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6.2024
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