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Gemeinsam abheben

Luftfahrtcluster: Arbeiten im Netzwerk
Gemeinsam abheben

Das Luftfahrtcluster in Hamburg gilt als beispielhaft: Kleine und mittlere Zulieferer profitieren auf vielfältige Weise von dem Netzwerk, beispielsweise durch Kooperationen, Förderaktivitäten oder die Zusammenarbeit mit Universitäten.

„Wir sind schon seit 2000 beim Cluster. Wir nutzen das norddeutsche Netzwerk und die Verbindungen zur Wissenschaft“, sagt Uwe Gröning, mitten im Hochbetrieb seiner Firma, die in der Cluster-Organisation der Hamburger Luftfahrtindustrie eine führende Rolle spielt. Gröning ist Geschäftsführer der Innovint Aircraft Interior GmbH, die mit 22 Mitarbeitern jährlich rund 4 Mio. Euro mit Flugzeug-Innenausstattung umsetzt. Er firmiert als 1. Vorsitzender des Verbandes der regionalen Luftfahrtzulieferer Hanse Aerospace e. V., zu der rund 150 mittlere und kleine Unternehmen mit insgesamt etwa 14 000 Mitarbeitern der Luftfahrt-Zulieferbranche gehören.Sein Verband hat Sitz und Stimme im Lenkungskreis des Luftfahrt-Clusters. Die Interessengemeinschaft besteht seit 2004.

„Der Bekanntheitsgrad unserer Firma ist durch die Cluster-Vernetzung gestiegen“, betont der Aerospace-Chef auf dem Weg zur Pariser Luftfahrt-Messe und nennt als weiteren Vorteil der Clusterverbindung, dass sich sein Betrieb am großen Luftfahrtforschungsprogramm beteiligt, das Vorhaben im Rahmen der Luftfahrt fördert.
Nach dem Pariser Ereignis ist auch die Lühmann Ingenieur AG sehr zufrieden mit der Messe. Die Firma, bei der 200 Mitarbeiter Ingenieurdienstleistungen für Luftfahrt-Kabinensysteme erbringen, ist eines der heute 19 Unternehmen der Hanseatic Engineering & Consulting Association (HECAS). Die Geschäftsführer der HECAS-Firmen, die zusammen 4500 Mitarbeiter beschäftigen, treffen sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch. Lühmann-Vorstandsmitglied Jörg Manthey betont die große Bedeutung des persönlichen Kontaktes bei der Zusammenarbeit für das Luftfahrtcluster. Im Rahmen von HECAS sind beispielsweise Weiterbildungsmöglichkeiten vermittelt, aber auch Messeauftritte mit anteiliger Kostenübernahme ermöglicht worden, wie zuletzt jener in Le Bourget bei Paris.
Auch in der Albert Mühlenberg Apparatebau GmbH & Co KG , die mit ihren 200 Mitarbeitern als Zulieferer zu Aerospace gehört, steht man der Möglichkeit, im Luftfahrtcluster Informationen und Netzwerkkontakte jedem leichter zugänglich zu machen, aufgeschlossen gegenüber. Aber es heißt auch: „Wir haben die Clusterbildung noch gar nicht genutzt.“
Genau das ist die besondere Attraktion des Clusters: Seine Angebote kann jeder annehmen, der zur Region und zur Branche gehört, aber er ist nicht dazu gezwungen. Die Bundesregierung unterstützt die Clusterpolitik als Teil einer Innovationspolitik, die Forschung und Wirtschaft enger miteinander verbinden will. Zu den von ihr markierten 17 Zukunftsfeldern gehören auch die Luftfahrttechnologien, die in der Metropolregion Hamburg nach Seattle und Toulouse im weltweit drittgrößten Standort für den zivilen Flugzeugbau angesiedelt sind.
Derzeit hat Hamburg zehn Cluster-Netzwerke entstehen lassen. Etwa 300 mittlere und kleinere Zulieferer haben sich rings um das Zentrum des Luftfahrtclusters Hamburg mit den beiden Global Players Airbus Deutschland GmbH, der Lufthansa Technik AG und dem Hamburg Airport niedergelassen. Dem Netzwerk wird in der Handelskammer Hamburg besondere Effizienz zugeschrieben. Dr. Paul Raab, zuständiger Fachreferent des Hauses, nennt als Säulen der Cluster-Arbeit in Hamburg die Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF), die Behörde für Wirtschaft und Arbeit, die Agentur für Arbeit sowie die Handels- und die Handwerkskammer.
Das Schaltwerk für die Praxis bedienen die beiden großen Luftfahrt-Unternehmen sowie die Verbände Hanse Aerospace, die HECAS und das Clustermanagement, das der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsbehörde übertragen worden ist. Dabei fungiert die Initiative Luftfahrtstandort Hamburg, die ihrerseits mehrere Organisationen zusammenfasst und zu deren Aufgaben unter anderem das Bündeln aller Förderaktivitäten und die Verbindung zur IG Metall gehören, als Clustermanagement.
Die Kooperationsaktivitäten selbst erstrecken sich auch auf die Universitäten, die durch die engen Kontakte mit der Praxis gezielter ausbilden und den Unternehmen die so dringend benötigten Fachkräfte vermitteln können.
Kern der Netzwerkaktivitäten, die vom Projektleiter der Initiative, Walter Birkhan, koordiniert werden, sind regelmäßige Fach-Veranstaltungen der Luftfahrtindustrie, die als Workshops angeboten werden. Eine der jüngsten Veranstaltungen stellte 130 Teilnehmern „Collaborative Business für Luftfahrtzulieferer“ vor. Weiß Walter Birkhan doch, dass beispielsweise die Flugzeugkabine während der Lebensdauer eines Flugzeugs mehrfach ausgetauscht werden muss und dass rund 80 % der Erstinvestition für ein Flugzeug nochmals während der Lebensdauer für die Kabine investiert wird. Dazu Birkhan: „Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, haben wir uns zum Ziel gesetzt, ein übergreifendes Kompetenzzentrum für Kabinensysteme in den Bereichen Luftfahrtindustrie, Schiff-, Automobil- und Eisenbahnbau zu entwickeln.“
Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich für die Clusterarbeiten bei luftfahrtspezifischen Technologien besonders interessante Ansätze bieten, zum Beispiel bei der Triebwerkstechnik, der Aerodynamik, der Flugzeugmechanik und eben den Kabinensystemen, deren Clusteraktivitäten am detailliertesten organisiert sind. Für alle vier Bereiche besteht ein gemeinsames Interesse an der Verbesserung der Aus- und Weiterbildung, an der Entwicklung von Logistik, Infrastruktur und der Beschaffung zusammenhängender Gewerbeflächen, Es liegt auf der Hand, dass sich dabei Forschungs-und Wissenstransfer zuerst realisieren lassen.
Hamburgs Handelskammer hat eine erste Bilanz gezogen: „Der Organisationsgrad in der Hamburger Luftfahrtindustrie ist hoch. Die Kooperationsbereitschaft spiegelt sich in der Teilnahme der Akteure an den Initiativen und Verbindungsinstitutionen. Beispielhaft: die Initiative Luftfahrtstandort Hamburg und die große Teilnehmerzahl am Luftfahrtforschungsprogramm der Stadt.“
Sollte es gelingen,die Filigran-Organisation von Cluster-Institutionen zu vereinfachen, dürften die bisherigen Ergebnisse und das gemeinsame Ziel einer erhöhten Innovation noch weitaus attraktiver und der Konjunkturanstieg noch deutlicher werden können.
Rosemarie Fiedler-Winter Journalistin in Hamburg
Gemeinsame Interessen schweißen zusammen

Marktchancen
Die Luftfahrtindustrie ist eine der wichtigsten Wachstumsbranchen. Der Standort Hamburg ist wesentlich an Entwicklung und Bau des neuen Airbus-Flaggschiffs A380, des größten Passagierflugzeugs der Welt, beteiligt. Die Stadt fördert mit speziell auf die Branche zugeschnittenen Maßnahmen und Programmen die Unternehmen der Luftfahrtindustrie.

Investieren in Hamburg
Im Rahmen eines Sonderinvestitionsprogramms stellt die Freie und Hansestadt Hamburg 23,5 Mio. Euro für den weiteren Ausbau des Luftfahrtstandortes zur Verfügung. Die Investitionen werden im „Luftfahrtcluster Hamburg/Norddeutschland“ gebündelt und verteilen sich auf die strategischen Handlungsfelder Forschung und Entwicklung, qualifizierte Fachkräfte, Kompetenzzentrum Kabine, Service und Marketing sowie internationale Kooperationen. Das von 2005 bis 2010 angelegte Programm soll die Schaffung von bis zu 4000 neuen Arbeitsplätzen in Hamburg und Umgebung anregen.
Industrieanzeiger
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