Dietmar Kieser dietmar.kieser@konradin.de
SAP ist kein Unternehmen wie jedes andere. Das zeigt sich auch daran, dass die Walldorfer im für die Branche zweiten schwierigen Jahr in Folge einen Rekordgewinn eingefahren haben – bei rückläufiger Umsatzentwicklung. Wenn Vorstandschef Hennig Kagermann für dieses Jahr die Strategie „Ergebnis vor Wachstum“ ausgibt, dann hat dies auch etwas mit Absicherung zu tun. Selbst Marktführer müssen ihr Augenmerk darauf richten, die Profitabilität und den Gewinn pro Aktie zu erhöhen. Während der schwache US-Dollar der starken Hauptkonkurrenz zu einem optischen Rückenwind verholfen hat, haben Währungseffekte das Wachstum des Softwaregeschäfts von SAP ausgebremst. In einer Branche, die vom Wohl und Wehe ihrer Aktionäre lebt, schützt aber die Höhe des Börsenwertes vor feindlichen Übernahmen. Indem Kagermann alles tut, um den Wert des Unternehmens zu erhöhen, hält er zwar den Betrieb dauerhaft aufrecht. Doch wenn das Wachstum einer hochprofitablen Firma wie SAP wie geplant nur noch in Niedriglohnländern generiert wird, muss der Hinweis auf die gesellschaftliche Verantwortung einer Firma erlaubt sein. Gewinnstreben ist die eine Sache, dass Deutschland nicht Gefahr läuft, zu einem Museum für Arbeit und Technik zu werden, die andere.
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