Hersteller zeigen virtuelle Produkte

Exoten unter den Antriebstechnikern waren noch vor einem Jahr diejenigen, die sich an das Thema Handel im Netz heranwagten. Bei Umfragen hatten sie sich zunächst bedeckt gezeigt. Diese Zurückhaltung haben die Hersteller nun aufgegeben und präsentieren sich und ihre vielfältigen Web-Auftritte in Hannover. Dabei gehen sie unterschiedliche Wege: Web-Shops entstehen als Angebote einzelner Unternehmen, als Ergebnis von Kooperationen mit mehreren Anbietern oder auf Marktplätzen, die ganze Branchen abdecken sollen und eine Vielzahl von Herstellern einschließen.

Eigene Web-Sites mit Shop betreiben beispielsweise im Getriebereich die Bocholter A. Friedr. Flender AG oder auch die italienische Bonfiglioli S.p.A. Funktionen wie Produktsuche und das Herunterladen von CAD-Daten, die den Kunden schon von elektronischen Katalogen her bekannt sind, finden sich auch in den Online-Versionen wieder. Häufig werden sie aber ergänzt durch Auswahl-Tools. Der Anwender trägt seine Anforderungen in die Eingabemasken ein und erhält dann Vorschläge für geeignete Produkte.

Eine Plattform inklusive E-Commerce-Funktion stellt die zur Mannesmann-Atecs-Gruppe gehörende Demag Cranes & Components GmbH, Wetter, vor, um die Kunden beim Entwickeln und Konstruieren zu unterstützen. Von www.demag-shop.de aus können die Besucher der Seite elektronische Dokumente bestellen oder 3D-CAD-Modelle generieren.

In diesem Sinne hat auch die Schweinfurter Rexroth Star GmbH ihren Web-Auftritt unter das Stichwort E-Engineering gestellt. Wer sich registrieren lässt, bekommt über die normalen Angebote hinaus auch Preise angezeigt, kann online bestellen und den Status der angeforderten Ware tagesaktuell abfragen. Um das Bestellen zu erleichtern, wenn ein Kunde mehrmals die gleichen Produkte benötigt, kann er die Einkaufsliste mit seinen Daten speichern. Sie wartet, anders als der temporäre Warenkorb, auch beim nächsten Besuch des Web-Shops wieder auf ihn.

Darüber hinaus sind die Schweinfurter auch im Marktplatz-Angebot vertreten, das der Frankfurter VDMA e. V. über seine Homepage ins Netz stellt. Unter www.vdma-e-market.com wachsen seit einigen Jahren nach Branchen sortierte Datenbanken. Vorreiter waren die Antriebstechniker, die schon am Entwicklungsprojekt beteiligt waren (siehe Industrieanzeiger Nr. 29/2000), direkt gefolgt von den Fluidtechnikern. Inzwischen haben sich 18 Fachverbände des Maschinenbaus der Initiative angeschlossen, darunter auch die Drucklufttechnik, Kraftmaschinen sowie Teile der Fabrikautomation. Das Credo des VDMA: „Unternehmen mit einer durchschnittlichen Größe von etwa 120 Beschäftigten haben für sich allein genommen geringe Chancen, von potenziellen Kunden über ihre Internetauftritte wahrgenommen zu werden.“ Statt dessen stehen die Daten verschiedener Hersteller unter einem gemeinsamen Dach zur Verfügung, mit einheitlichen Suchmöglichkeiten. Links führen weiter auf die Homepages oder in die Web-Shops der Anbieter, wo dann die Bestellung aufgegeben werden kann.

Mehrgleisig fährt die Herzogenauracher Ina Wälzlager Schaeffler oHG. Über ihr eigenes System Ina-Connect hatte das Unternehmen zunächst die Internet-Verbindung zu seinen Vertriebspartnern aufgenommen. Inzwischen sind die Wälzlagerhersteller neben ihrer Präsenz im System des VDMA auch auf anderen Marktplätzen vertreten. Unter www.colinx.com präsentieren sie sich gemeinsam mit SKF, Timken und Rockwell Automation. Die gleichen Unternehmen haben auch den von der schwedischen SKF-Gruppe ins Leben gerufenen Marktplatz unter www.endorsia.com übernommen, der industrielle Markenprodukte bietet. Schließlich finden sich die Herzogenauracher Antriebskomponenten auch unter www.supplyon.de im Netz, wo Zulieferer der Automobilindustrie Handel treiben.

Wenn die Entwicklung weiter so schnell voranschreitet, werden vermutlich schon bald diejenigen als Exoten gelten, deren Produkte noch nicht im Netz stehen. op

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