Startseite » Allgemein »

Industrialisierung erhöht Erfolgschancen der Akteure

Allgemein
Industrialisierung erhöht Erfolgschancen der Akteure

Der Wandel hin zu einer elektromobilen Gesellschaft stellt neue Anforderungen an die Akteure der automobilen Wertschöpfungskette. Für Baden-Württemberg zeigt die neue Studie BW mobil auf, dass dort alleine durch die elektrifizierten Antriebskomponenten 10 000 neue Jobs entstehen könnten.

Jürgen Jost weiß, wovon er spricht. Der beim Lackiertechnikspezialisten Dürr für Forschung und Entwicklung zuständige Bereichsleiter kennt die Vorzüge der in Baden-Württemberg vorhandenen Ingenieurskunst und die enge Vernetzung von Hochschulen, Forschung und Wirtschaft. Diese Konstellation bietet für ihn „beste Voraussetzungen, in Bereichen wie Leistungselektronik oder Motoren und Getriebe praktikable Lösungen für die Elektrifizierung des Antriebsstrangs zu erarbeiten“. Der Anlagenbauer aus Bietigheim-Bissingen ist eines von mehr als 20 Unternehmen im Südwesten mit jeweils mehr als 1000 Mitarbeitern, die Daimler und Porsche, aber auch dem Audi-Produktionsstandort zuliefern. Im Vorjahr zählte die baden-württembergische Automobilindustrie mit ihren Zulieferern fast 200 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in über 300 Unternehmen, die einen Branchenjahresumsatz von über 70 Mrd. Euro erzielten.

Bei der Transformation zur Elektromobilität müssen sich die Zulieferer auf einen tiefgreifenden Wandel vorbereiten. Durch entfallende und neue Komponenten und Technologien werden sich Wertschöpfungsanteile zwischen unterschiedlichen Akteuren neu verteilen. Laut Prof. Dr. Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft der Hochschule Nürtingen „hat die Elektrifizierung des Antriebsstrangs das Potenzial, die herrschenden Wettbewerbsverhältnisse auf dem Weltautomobilmarkt zu verändern – die deutschen Automobilhersteller stehen vor einer historischen Herausforderung.“ Das Bundesumweltministerium taxiert den Gesamtmarkt der Automobilindustrie im Jahr 2020 auf rund 1440 Mrd. Euro. Das Marktvolumen alternativer Antriebskomponenten schätzen die Marktanalysten der Beratungsfirma McKinsey bis dato auf rund 115 Mrd. Euro.
Die Konsequenzen für die Wertschöpfungskette und ihre Akteure sind mit der Umstellung auf elektrische Antriebsformen also signifikant. Die Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie Baden-Württemberg GmbH, kurz e-mobil BW, hat in ihrer aktuellen Strukturstudie BW Mobil 2011 eine Kostenabschätzung der relevanten Komponenten vorgenommen. Demnach besteht trotz voranschreitender Entwicklungsarbeit bei Batteriezellen, den Lernfortschritten bei der Herstellung und den zu erwartenden Skaleneffekten im Vergleich zu gleichwertigen Pkw mit Verbrennungsmotor im Jahr 2020 immer noch eine Differenz in den Herstellkosten von rund 4800 Euro bei einem Kompaktauto und 8500 Euro bei einem großen Fahrzeug. Gleichwohl werden Stromautos zu einer massiven Verschiebung von Umsätzen aus der Energiegewinnung hin zu nachgelagerten Wertschöpfungsstufen wie etwa Fahrzeugkomponenten führen. Überdies lässt die Herstellung der neuen Komponenten starke Kostensenkungspotenziale erwarten.
Beispiel E-Maschine: Das Kernstück des elektrifizierten Antriebsstrangs kann laut der Studie im Jahr 2020 ein erhebliches Marktvolumen generieren. Der Zuwachs beläuft sich hierbei auf rund 18,4 Mrd. Euro. Beispiel Leistungselektronik: Im Zuge der Elektrifizierung des Fahrzeugs wird hier ein Umsatzzuwachs von rund 13 Mrd. Euro prognostiziert und für die sonstige Elektronik 5,1 Mrd. Euro.
Beispiel Batterie: Die Technologie liegt mit einem Zuwachs von fast 60 Mrd. Euro im Jahr 2020 vor den Effizienztechnologien auf Platz eins der Profiteure des Trends zum energieeffizienten Automobil. Allein durch diese neuen Antriebskomponenten könnten laut der Studie in Baden-Württemberg 10 000 neue Arbeitsplätze bis 2020 entstehen. Der relativ hohe Wertanteil dieser Komponenten wie auch der hohe Automatisierunsgrad in der Herstellung würden generell gute Voraussetzungen für eine regionale Herstellung, heißt es in der Strukturstudie. Dabei gelte es, eine hohe Wertschöpfungstiefe zu erzeugen. Diese halten die Verfasser der Studie für wichtig, damit zukünftig starke Beschäftigungseffekte im Land generiert werden können.
e-mobil BW-Geschäftsführer Franz Loogen stellte auf dem Technologietag der Landesagentur in Stuttgart klar, dass „die Elektrifizierung des Antriebsstrangs im Systemzusammenhang gedacht werden muss“. Mobilität erfordere zukünftig vor allem die Kompetenzen der Branchen Automobil, Informations- und Kommunikationstechnologien, Maschinenbau und Energiewirtschaft. „Die systemische und eng verzahnte Zusammenarbeit dieser Schlüsselbranchen, wie wir sie in unserem Cluster Elektromobilität Süd-West fördern, sorgt für die marktentscheidenden Synergien, die wir zwingend für die Industrialisierung der Elektromobilität brauchen“, betonte Loogen. Dabei müsse vor allem auch das Querschnittsfeld Produktion intensiv vorangetrieben werden.
Die Experten raten den Zulieferern, sich über das Produkt zu differenzieren und sich so einen strategischen Wettbewerbsvorteil gegen ausländische Konkurrenten zu erarbeiten. Zukünftig könnten etwa eine hochwertige Leistungselektronik, leistungsstarke Batterien oder innovative Entwicklungen an der elektrischen Maschine den Ruf exzellenter Ingenieurskunst aus Baden-Württemberg im Bereich der Premiumautos sichern.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de