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Ingenieure von morgen auf der Schulbank begeistern

Erstmals Woche des Maschinenbaus in Baden-Württemberg
Ingenieure von morgen auf der Schulbank begeistern

Der VDMA Baden-Württemberg wirbt mit einer Info-Woche für den Ingenieurberuf. Der Mangel ist gravierend: Den Maschinenbau-Betrieben im Land fehlen derzeit 3000 Fachleute mit Diplom in der Tasche.

Von unserem Redaktionsmitglied Tilman Vögele-Ebering

Wie typische Pennäler wirken die 20 jungen Männer nicht. Mit ernsten Gesichtern hören sie den Ausführungen von Erich Feil zu. „Dreherei, Härterei – nach diesem Prinzip der Arbeitsteilung sind wir heutzutage nicht mehr organisiert“, erläutert der Diplom-Ingenieur. „Unsere Product Center sind schneller und näher am Kunden“, erklärt Feil. Er ist selbst Leiter eines „PC“; so werden die Produkt-Teams bei dem schwäbischen Werkzeugspezialisten Komet Präzisionswerkzeuge in Besigheim genannt. Zwei der Jungs wissen offenbar über das Thema schon gut Bescheid und diskutieren im Flüsterton Details.
Einige dieser Zwölftklässler werden wohl Ingenieure werden. Sie sind Schüler des Technischen Gymnasiums Bietigheim-Bissingen und haben sich schon tendenziell für die Welt der Technik entschieden. Vielleicht geht der eine oder andere zu einem mittelständischen Maschinenbauer. Vielleicht geht einer sogar zu Komet selbst – zumindest wenn es nach Erich J. Bannert geht, dem Personalchef des mittelständischen Stiftungsunternehmens. Er hat den Betriebsrundgang für die Schüler im Rahmen der Woche des Maschinenbaus organisiert. Das ist eine neue Initiative des VDMA Baden-Württemberg. Ziel der Aktion: jungen Leuten die Banche näherzubringen, das Image des Maschinenbaus zu verbessern, um den Ingenieurmangel zu beheben. Über 60 Firmen, Hochschulen und Institutionen machen mit.
„Wir wollen so früh wie möglich auf unsere Branche aufmerksam machen“, erklärt Bannert das Ziel, „der mittelständische Maschinenbau soll wieder interessant werden.“ Komet fehlen bei 1500 Mitarbeitern derzeit lediglich drei bis fünf Ingenieure. Bannerts Ideal-Kandidat muss viel mitbringen: Fachkenntnisse, internationale Teamfähigkeit, Problemlösungs- und Methodenwissen, interdisziplinäres Denken, mindestens Englisch. Außerdem müsse der Mann oder die Frau als würdiger Vertreter des Unternehmens auftreten können, vervollständigt der Personalchef die gestiegenen Anforderungen an den Ingenieur von heute.
Einfach wird es nicht, solche Arbeitskräfte zu finden. Im Südwesten können nach Angaben des VDMA derzeit im Maschinenbau über 3000 Stellen für Ingenieure und weitere 3000 für Facharbeiter nicht besetzt werden. Und der Bedarf an Fachleuten mit Technik-Diplom in der Tasche wird weiter wachsen, wie Ulrich P. Hermani, Geschäftsführer des VDMA Baden-Württemberg, erläutert. Ihr Anteil wächst stetig: Waren Anfang der 80er Jahre rund 7 % der Belegschaft Dipl.-Ing., sind es derzeit 13 %. Langfristig wird der Anteil bei einem Fünftel liegen.
Der VDMA will die Woche des Maschinenbaus jährlich veranstalten. Hermani verweist stolz auf 3500 Teilnehmer bei über 30 Veranstaltungen im Bundesland. Der Zuspruch sei unterschiedlich stark gewesen, räumt der VDMA-Mann ein. Er hat einen Schluss gezogen: „Wir müssen noch mehr werben.“ Das Echo sei fast durchweg positiv, hat er beobachtet. Außerdem kommen die Vorteile von mittelständischen Firmen gegenüber Großkonzernen gut an: schneller Aufstieg, internationale Projekte, kurze Wege zum Chef.
Kurzfristig schafft die Nachwuchs-Kampagne keine Abhilfe. Die Politik versucht den Weg zu gehen, zur Verfügung stehende Arbeitskräfte weiter zu qualifizieren. Der baden-württembergische Wirtschaftsminister Walter Döring hat angekündigt, dem Notstand im Musterländle mit EU-Mitteln zu Leibe zu rücken. Aus dem neuen Topf „Europäischer Sozialfonds (ESF) Ziel 3“ sollen nun bis 2006 jährlich 19 Mio. DM in die Berufliche Bildung investiert werden.
Nach dem Rundgang durch die Fertigung sitzen die Zwölftklässler und Komet-Mitarbeiter bei Cola und Mineralwasser zusammen in der Kantine. Bannert und Feil haben Ingenieure des Unternehmens aufgeboten, um Werdegang und Arbeitsalltag im technischen Beruf zu schildern. Immer wieder kommt die Zeit Anfang der 90er Jahre zur Sprache, als sich junge Leute mit einem Technischen Diplom in der Tasche nur wenig Hoffnung auf einen Job machen konnten. Aber: „Die Betriebe haben dazugelernt“, ist sich Personalchef Bannert sicher, „das kommt nie wieder.“
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