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„Innovationen nicht vernachlässigen und Kosten im Auge behalten“

Automobilexperte Prof. Dr. Dudenhöffer über den Wandel in der Zulieferbranche
„Innovationen nicht vernachlässigen und Kosten im Auge behalten“

„Innovationen nicht vernachlässigen und Kosten im Auge behalten“
Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) der FH Gelsenkirchen und Geschäftsführer des Instituts B&D-Forecast: „Zulieferer müssen über ihre Standortkosten nachdenken.“
Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen und Chef des Prognose-Instituts B&D Forecast sieht große Wachstumspotenziale für Automobilzulieferer. Der weltweite Wettbewerb wird aber noch härter werden.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Tilman Vögele-Ebering

In der nächsten Dekade sollen die Umsätze der Automobilzulieferer um 75 Prozent steigen, besagen Ihre Studien. Welche Zulieferer werden davon besonders profitieren?
Für alle, deren Produkte Elektronikbezug haben, erwarte ich starke Wachstumsraten. Immer mehr Fahrzeugkomponenten und Systeme laufen mit elektronischer Steuerung. Ein Boommarkt sind etwa Fahrerassistenzsysteme. Bei rein mechanischen Zulieferteilen wird der Wettbewerb härter. Wer dort keine Innovationen für sein Produkt liefert, wird es schwer haben.
Wie können Mittelständler da mithalten, angesichts der hohen F+E-Aufwendungen?
Die Kleineren sind nicht schlechter als die Großen. Sie sind oft quirliger, wenn es um Innovationen geht. In manchen Fällen ist gerade die Tüftlermentalität im Mittelstand ein Vorteil gegenüber den Großkonzernen. Die OEMs entwickeln gemessen am Umsatz immer weniger selbst.
Derzeit holen viele Automobilfirmen outgesourcte Tätigkeiten wieder ins Unternehmen zurück. Ist dieses Insourcing ein genereller Trend?
Das ist nur eine Phase. Der Grund ist die weltweit verhaltene Nachfrage. In solchen Zeiten sind das für die Hersteller Maßnahmen, um Kosten einzusparen, bevor sie die eigene Belegschaft in Kurzarbeit schicken müssen oder Personal abbauen.
Welche Wertschöpfung werden die OEMs in Zukunft noch selbst erbringen?
Die Automobilhersteller haben ganz klare Kernkompetenzen. Es wird keinesfalls so sein, dass ein Auto in Zukunft nur vom Zulieferer gebaut wird und die OEMs sich um nur Werbung und Vertrieb kümmern. Die OEMs besitzen das Wissen über das Zusammenspiel von Kompetenzen, die dann beispielsweise in den Fahreigenschaften münden – auch wenn sie die Fahrwerkskomponenten selbst nicht herstellen. Wenn ein Zulieferer ein Teil davon entwickelt, tut er das nicht alleine, sondern koordiniert mit dem Hersteller.
Welche Folgen hat der Trend zu den Billig-Fahrzeugen ohne teure Elektronik?
Da gibt es große Wachstumschancen, wenn man den Weltmarkt betrachtet. Es handelt sich dabei um reines Volumenwachstum. Wer dort mithalten will, benötigt einen wettbewerbsfähigen Standort, große Stückzahlen und muss die Kostenführerschaft anstreben. In den gesättigten Triade-Märkten hingegen kommt das Wertwachstum zum tragen, das im Produkt selbst steckt. Da muss sich ein Zulieferer richtig positionieren.
Wie lauten die Erfolgrezepte?
Zulieferer dürfen das Thema Innovation nicht vernachlässigen, aber auch die Kosten nicht aus den Augen verlieren. Das Automobilgeschäft ist nun mal hart; der Druck wird noch größer werden. Es wird immer so sein, dass die Hersteller verständlicherweise an den Zulieferteilen einsparen wollen. Denn die sind mit zwei Drittel der Kosten der größte Block. Zulieferer müssen zudem über ihre Standortkosten nachdenken. Sie müssen sorgfältig prüfen, wo sie besser aufgehoben sind: in Stuttgart, Polen oder China. Ganz wichtig ist, dass ein Zulieferer ständig wächst – sonst kann er aufgrund der Stückzahlen gegenüber der Konkurrenz auf der Kostenseite nicht mehr mithalten. Ein kleinerer Mittelständler ist nach fünf Jahren Null-Wachstum so gut wie tot.
Der Druck auf die Zulieferer wird noch größer werden
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