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Kräfte gebündelt, Kosten reduziert

netzwerke: Kooperationsinitiative KIM optimiert personal- und Beschaffungsprozesse
Kräfte gebündelt, Kosten reduziert

Kräfte gebündelt, Kosten reduziert
Maiko Engineering und andere KIM-Partner fertigen einzelne Teile, die Komplettierung der Maschine und Vertrieb bleiben in der Hand des Auftraggebers Bild: Maiko
In Braunschweig haben sich 21 Unternehmen zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Sie bündeln ihr Know-how und ihre Erfahrungen in nahezu allen Unternehmensbereichen. Dadurch sparen sie Kosten und sichern mit Hilfe von Kooperationen ihre Auftragslage.

Was kann man tun, wenn auf einer Messe eine neue Maschine vorgestellt werden soll und die eigenen Konstruktionskapazitäten nicht reichen, um rechtzeitig fertig zu werden? Die Lanico Maschinenbau GmbH wusste in dieser Lage Rat. Denn sie ist Mitglied in der Kooperationsinitiative Maschinenbau (KIM) in Braunschweig. Kurzerhand beauftragte der Spezialmaschinenhersteller die ortsansässige Maiko Engineering GmbH mit der Konstruktion für die Dosenverschließmaschine. Maiko und andere KIM-Partner fertigten einzelne Teile, die Komplettierung der Maschine und deren Vertrieb blieb in der Hand des Auftraggebers. „Bei dieser Kooperation hat jedes Unternehmen seine Stärken eingebracht“, schwärmt Maiko-Geschäftsführer Marco Hein noch heute. „Eine echte Win-win-Situation für alle Beteiligten.“

Und die ergeben sich für die KIM-Mitglieder immer wieder. „Wir Geschäftsführer treffen uns etwa alle zwei Monate zum Erfahrungsaustausch“, berichtet Hein. „Dann legt jeder offen, ob und wo er Kapazitäten frei hat, sei es beim Personal oder beim Maschinenpark.“ Offenheit, Vertrauen und fairer Umgang, das sind Maxime, an die sich jedes der inzwischen 21 beteiligten Unternehmen zu halten hat. Um Interessenkonflikte zwischen einzelnen Wettbewerbern zu vermeiden, wurde eine zweite KIM-Gruppe ins Leben gerufen. Beide Initiativen haben als gemeinsames Dach einen Verein gegründet, der sich auch im Internet unter www.made-in-braunschweig.de präsentiert. In dem promovierten Ingenieur Rainer Paulmann hat die Gruppe einen Geschäftsführer gefunden, der die Kommunikation zwischen den internen Arbeitskreisen und der Öffentlichkeit steuert.
Ursprünglich hat die Kooperationsinitiative als geförderte Maßnahme zur Sicherung von Arbeitsplätzen begonnen. Ins Leben gerufen und begleitet wurde das Projekt 1999 vom Arbeitgeberverband Region Braunschweig. IG Metall und der Arbeitgeberverband Niedersachsen-Metall genehmigten in einem bundesweit erstmaligen Tarifvertrag den Verleih von Arbeitskräften.
Zu den Unternehmenspionieren zählt der Gleitlagerhersteller Zollern BHW. „Wir greifen regelmäßig und gern auf den KIM-Arbeitskräftepool zu“, berichtet Werkleiter Rainer Kupetz. Um Auftragsspitzen, Urlaubs- und Krankheitsfälle auszugleichen, hat er teilweise schon 15 bis 18 Arbeitskräfte über mehrere Monate von Partnern aus dem Netzwerk ausgeliehen. Bei einem Produktionsteam von 320 Mann ist das schon beachtlich. „Anfangs waren die Mitarbeiter und auch die Betriebsräte skeptisch“, erinnert sich Kupetz. „Sie fürchteten wohl, der Verleih bereite nur die Entlassungen vor.“ Das Gegenteil war der Fall. Die Arbeitsplätze wurden sicherer.
„Wir haben bisher immer erstklassige Leute bekommen, die ohne große Einarbeitungszeit mit den Maschinen umgehen konnten“, sagt der Zollern-Werkleiter. Ein wichtiger Vorteil gegenüber klassischem Zeitarbeitspersonal ist aus seiner Sicht dabei, dass die Leiharbeiter aus der Branche kommen – obwohl sie sonst andere Produkte herstellen. Denn die Unternehmen, die sich in einer KIM-Gruppe zusammengeschlossen haben, sind keine direkten Wettbewerber. Betriebsspionage ist deshalb kein Thema, Abwerbungen streng verboten.
Aber KIM ist längst über den reinen Arbeitskräftepool hinaus gewachsen. Herzstück des Netzwerkes sind die Arbeitskreise (AKs) zu verschiedenen Themen. Seit mehr als drei Jahres erfolgreich arbeitet der AK Einkauf. „Im Verbund erhalten wir viel bessere Konditionen als ein einzelnes Unternehmen“, erläutert Hans-Günter Thielker, der die AKs Einkauf und IT für die Braunschweigische Maschinenbauanstalt (BMA) vertritt. Zuerst werden die Bedarfe aller KIM-Unternehmen gesammelt. Auch hier ist Offenheit gefragt. „Jeder nennt seine Lieferanten und bisherigen Konditionen“, erläutert Thielker. „Derjenige, der die meisten Erfahrungen, etwa beim Einkauf von Schweißzusatzwerkstoffen hat, verhandelt im Auftrag der Gruppe mit den entsprechenden Lieferanten. Sein Verhandlungsergebnis bildet dann die Entscheidungsgrundlage.“ Welcher Lieferant das Rennen macht, wird in der Gruppe entschieden. Am Ende schließt jede Firma für sich einen eigenen Vertrag mit dem neuen Lieferanten ab. Voraussichtlich Ende 2008 wollen die Netzwerker erstmals auch Energieleistungen zusammen einkaufen. Dazu müssen aber erst einmal alle Kündigungstermine der bisherigen Verträge harmonisiert werden.
„Durch den gemeinsamen Einkauf hat BMA den KIM-Jahresbeitrag von wenigen tausend Euro bisher immer locker verdient“, sagt Thielker. Seiner Erfahrung nach profitieren kleinere Unternehmen dabei stärker als größere, weil diese oft bereits sehr gute Verträge haben. Aber der finanzielle Aspekt ist für den BMA-Vertreter ohnehin nicht das einzige Argument. „Wir hatten vorher sieben Lieferanten, jetzt sind es nur noch zwei“, berichtet er. „Das vereinfacht natürlich auch den Beschaffungsprozess, etwa bei den Lieferanten-Audits oder der internen Datenpflege.“
Prozessoptimierung ist ein Thema, das nahezu bei allen Treffen der KIM-Unternehmen eine Rolle spielt. Denn langfristig geht es darum, die internationale Wettbewerbsposition zu festigen und zu verbessern. Deshalb sehen die Mitglieder auch bei den Betriebsbesichtigungen, die zu jedem Treffen in einem anderen Unternehmen dazu gehören, ganz genau hin, was sie noch lernen können. Der Blick über den Tellerrand lohnt sich. „Gemeinsam setzten die Firmen rund 880 Millionen Euro im Jahr um“, hat KIM-Geschäftsführer Paulmann ermittelt.
Ein Plus des Netzwerks ist auch die schnelle Reaktionsfähigkeit, wenn sich Probleme abzeichnen. So zeigte sich im AK Personalplanung, dass in einigen Firmen ein Mangel an gut ausgebildeten CNC-Zerspanern drohte. „Nach Gesprächen mit der Arbeitsagentur und örtlichen Ausbildungszentren haben wir eine Qualifizierungsmaßnahme von Arbeitssuchenden initiiert, die auf den Bedarf unserer Unternehmen zugeschnitten ist“,so Rainer Paulmann. „Daran schließt sich ein gefördertes Training am Arbeitsplatz an.“
Heidi Trabert Freie Journalistin in Kaarst
Betriebsspionage kein Thema, Abwerbung streng verboten
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