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Linearantriebe verleihen Stanzmaschinen Flügel

Stanzen und Schneiden: Verfahren im Wettstreit
Linearantriebe verleihen Stanzmaschinen Flügel

Zu den Hauptthemen beim Stanzen und Schneiden zählten auf der Messe Euro-Blech die Maschinen- und vor allem die Prozessoptimierung. Alle führenden Hersteller bieten mittlerweile speziell auf die Produktionseinheiten abgestimmte Peripheriesysteme an.

Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Bernhard Reichenbach

Rassige Motorräder und Automobile, ja sogar ein kompletter Hubschrauber schmückten als Blickfang die Stände diverser Aussteller auf der Messe Euro-Blech in Hannover. Die High-Tech-Produkte renommierter Hersteller wie Audi, BMW oder Daimler-Chrysler sollten auf die Leistungsfähigkeit der Maschinen und Werkzeuge aufmerksam machen, die zu ihrer Fertigung eingesetzt werden. Ein hohes Leistungsvermögen ist auch erforderlich, um dem wachsenden Kostendruck, etwa aus der Automobilindustrie, erfolgreich begegnen zu können. Die Stanz- und Schneidsysteme, die Ihnen der Industrieanzeiger nachfolgend vorstellt, versprechen erhebliche Produktivitätszuwächse.
Um aber die hohen Produktionsgeschwindigkeiten der Maschinen überhaupt umsetzen zu können, sind effiziente Peripherie-Systeme zum Be- und Entladen erforderlich. Folglich war eines der Hauptthemen der Messe die Fertigungsautomatisierung. Jeder größere Hersteller, der etwas auf sich hält, offeriert mittlerweile speziell auf die Produktionseinheiten abgestimmte Be- und Entlade-, Sortier- und Stapel- sowie Lagersysteme für Rohmaterial und Teile. Moderne Steuerungs-Hard- und -Software trägt ebenfalls dazu bei, dass selbst bei kleinen Losen eine bedienerarme Fertigung wirtschaftlich realisiert werden kann.
Stanzen
Automatisierung ist auch bei der neuen Stanz-/Scherkombination Shear Brilliance von Finn-Power, Kauhava/Finnland, ein wichtiger Aspekt: Die Einrichtung kann mit einer Komplettlösung für das Material-Handling vom Blechlager bis zum Abstapeln der Teile versehen werden. Außerdem lässt sie sich ohne weiteres in das herstellereigene Flexible Fertigungssystem Night Train integrieren. Technisch gesehen soll Shear Brilliance alle bisherigen Kombinationsmodelle in den Schatten stellen. Den Grund nennt Gebietsvertriebsleitern Sylvia Carlile-Gierisch: „Unser System verbindet erstmals Linearantriebe mit dem Stanzen und Scheren. Dies eröffnet eine neue Dimension in puncto Bearbeitungsgeschwindigkeit.“ Die maximale achssimultane Verfahrgeschwindigkeit soll 220 m/min betragen, die Maximal-Hubzahl beim Nibbeln 1100 min-1. „Bei einer X-Achsen-Länge von 6400 mm und vier Spannpratzen können in einem Arbeitsgang Bleche bis 3,5 mm Dicke ohne Nachsetzen gestanzt, umgeformt, markiert und geschnitten werden“, ergänzt Sylvia Carlile-Gierisch.
Mit einer automatisierten Stanzanlage war auch die schwedische Pullmax Ursviken AB, Göteborg, vertreten. Zu dem erstmals gezeigten System gehört neben der Stanzmaschine Pullmax 5000 eine Einrichtung für automatisches Be- und Entladen sowie das Werkzeugmagazin ETM, das die Kapazität des Standardmagazins wesentlich erhöht. Hinzu kommt das neue Rollpaletten-Hochregal-Blechlager Pullmax TS. Die Stanzmaschine selbst soll sich durch einen niedrigen Geräuschpegel sowie schnelle und einfache Einrichtung auszeichnen. „Ihr charakteristisches Merkmal ist ein spezielles Werkzeugmagazin, das sie wesentlich flexibler macht als Maschinen mit einem herkömmlichen Revolversystem“, hebt Marketingleiter Ulf Ch. Ottoson hervor. „Durch den rotierenden Stanzkopf sind alle Werkzeuge frei indexierbar.“ Der Werkzeugwechsel soll in 0,2 bis 4 s erledigt sein. Ausgelegt ist die Maschine für bis zu 6 mm dicke Platinen im Format 2500 mm x 1250 mm. Diese kann sie mit bis zu 500 Hüben/min und einer maximalen achssimultanen Verfahrgeschwindigkeit von 130 m/min bearbeiten. Die maximale Beschleunigung soll bei annähernd 2 g liegen.
Laserschneiden
Im Vorfeld der Messe wurden Stimmen laut, die besagten, dass das Stanzen aufgrund deutlicher Fortschritte in puncto Wirtschaftlichkeit dem Laserschneiden Marktanteile abnehmen könnte. Da sich aber die Entwickler in den Bereichen Laser und Lasersysteme nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern ebenfalls fleißig an der Leistungsschraube drehen, dürfte sich der Abstand zwischen den Verfahren nicht wesentlich verändern.
Deutliche Produktivitätssteigerungen verspricht beispielsweise die erstmals vorgestellte CO2-Laserschneidanlage Trumatic HSL 2502 C des Marktführers Trumpf GmbH + Co. KG, Ditzingen. Ebenso wie die neu entwickelte schnelle Stanzmaschine Trumatic 5000 R (der Industrieanzeiger berichtete in Heft 47/2000) gehörte sie zu den Messe-Highlights. Die mit Linearantrieben ausgerüstete Portalanlage verfügt über zwei 3-kW-CO2-Laser und zwei Schneidköpfe. Gedacht ist sie in erster Linie zum schnellen Bearbeiten von Dünnblech. „Unsere Neuentwicklung ist die weltweit produktivste 2D-Lasermaschine“, betont Rainer Hundsdörfer, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing. „Sie schneidet 1 mm dicke Tafeln mit einer Geschwindigkeit von 21 m/min.“ Bei manchen Schneidaufgaben konkurriere sie sogar mit Schnellläuferpressen. „Verglichen mit einer konventionellen Einkopfmaschine lassen sich mit unserem Doppelkopfsystem die Kosten um bis zu 40 Prozent reduzieren – trotz der Zusatzinvestition in den zweiten Laser“, führt Hundsdörfer aus. Gegenüber einer linear angetriebenen Maschine mit einem Schneidkopf betrage die Ersparnis immer noch mindestens 25 %.
Zu den Haupt-Attraktionen der Euro-Blech zählte auch das neue 2D-Laserschneidsystem L2 3015 der Salvagnini S.p.A., Sarego/Italien. Die Einrichtung im ergonomischen Pininfarina-Design verspricht – auf den ersten Blick paradox – höhere Präzision bei höherer Geschwindigkeit. Für eine gesteigerte Dynamik und Produktivität sorgen allerdings Linearmotoren in der X- und Y-Achse. „Da sich die bei Rotationsmotoren üblichen Übertragungselemente erübrigen, ist der Verschleiß geringer und die Positioniergenauigkeit höher“, erläutert Marketingleiterin Claudia Degani. „Die Beschleunigungswerte erreichen mehr als 2,5 g, die maximale achssimultane Verfahrgeschwindigkeit liegt bei 300 m/min.“ Eingestzt werden CO2-Slab-Laser von Rofin-Sinar mit 2,5 oder 3 kW Ausgangsleistung. „Deren hohe Strahlqualität erlaubt bei gleicher Leistung höhere Schnittgeschwindigkeiten als herkömmliche Strahlquellen“, so Claudia Degani. Die Anlage kann mit allen Be- und Entlade- sowie Lagersystemen des Herstellers kombiniert werden. Bedienerloser Einsatz ist Teil des Konzepts.
Plasmaschneiden
Es muss jedoch nicht immer Laser sein, um Bleche bis etwa 20 mm Dicke wirtschaftlich schneiden zu können: Das von der Esprit Automation Ltd., Nottingham/England vorgestellte 200-A-Plasmaschneidsystem Lightning HD Series soll eine laserähnliche Fertigungsqualität zu einem Bruchteil der Kosten eines Lasersystems bieten. Nach Angaben des Herstellers hält ein niedriger Wärmeeintrag den Verzug gering. Die neu entwickelten Windows/PC-basierten Steuereinheiten des Typs Paragon Pentium sollen die Bedienung der Maschine erleichtern und deren Leistungsfähigkeit erhöhen.
Mit einer Neuentwicklung war auch die Messer Cutting & Welding GmbH, Frankfurt, vertreten. Die Portalanlage Easytherm eignet sich für Autogen- und Plasmaschneidanwendungen mit dem neuen, besonders präzisen Feinstrahlplasmaverfahren. „Um möglichst exakt schneiden zu können, ist die Maschine beidseitig angetrieben“, erläutert Wolfgang H. Ernst, Fachberater Schneidsysteme. Zum Repertoire der Easytherm gehört auch das Markieren und Fasenschneiden. Erhältlich ist sie in Spurbreiten zwischen 2100 und 5000 mm. Zu ihrer Standardausrüstung gehört die neue PC-basierte Steuerung Omnicom Explorer, die aufgrund ihrer einfachen Menüführung leicht zu bedienen sein soll.
Messe Euro-Blech 2000: Rekordzahlen trotz Terminverschiebung
Die 16. Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung Euro-Blech 2000 wartete mit Rekordzahlen auf: Trotz des späten Termins Anfang Dezember lockte sie über 63 500 Besucher nach Hannover – etwa 3500 mehr als zwei Jahre zuvor. 1198 Aussteller aus 28 Ländern präsentierten ihre Neu- und Weiterentwicklungen. Das waren 74 mehr als 1998. Die Leitmesse der Branche fand bei Besuchern und Ausstellern eine überwiegend positive Resonanz. Besonders gelobt wurden Breite und Aktualität des Angebots, der hohe Fachbesucher- und Entscheider-Anteil sowie das gute Geschäftsklima, das zu zahlreichen Abschlüssen beitrug.
Industrieanzeiger
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