Zulieferer sind bei Verhandlungen mit der Automobilbranche meist in der Defensive. Den wenigen Fahrzeugherstellern und Tier-1-Zuliefereren stehen tausende von Teilelieferanten gegenüber, die häufig leicht auszutauschen sind. Sind sie dazu noch von wenigen großen Kunden abhängig, entstehen schnell existenzbedrohende Risiken. Zumal der Wechsel des Lieferanten bei erneuten Auftragsvergaben eher zunimmt. Unabhängig vom Druck auf die Preise. Einer Untersuchung der Unternehmensberatung Staufen AG und der Kanzlei Schneider, Greiwitz & Partner zufolge sind sechs von zehn Lieferanten existenziell abhängig von einzelnen Kunden.
Eigentlich nichts Neues. Diese Situation existiert schon seit vielen Jahren. Und zeigt die konjunkturelle Entwicklung nach unten, leiden besonders mittelständische und kleinere Zulieferer darunter. Dennoch hätten nur wenige Automobilzulieferer Maßnahmen ergriffen, um die Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen und Branchen zu verringern. Wiegen sich viele Unternehmen zu sehr in Sicherheit? Verlassen sie sich zu sehr auf langjährige, gewachsene Partnerschaften? Oder meinen sie, Komponenten mit viel Know-how anzubieten, die nicht so leicht austauschbar sind? Letzteres, wenn es denn tatsächlich so ist, dürfte nur auf eine Minderheit zutreffen und hilft bei wirtschaftlichen Problemen der Großen wie Peugeot/Citroën oder Opel kaum. Und verlagert sich die Produktion bei den OEMs ins Ausland zu ihren Wachstumsmärkten, entstehen – schneller als manch einem klar ist – neue Geschäftsbeziehungen. Zumal technische Entwicklungen einem immer schnelleren Wandel unterworfen sind, auch wenn die Ablösung der Verbrenner-Motoren durch Elektroantriebe länger dauern dürfte.
Für Zulieferer kann all das nur eine Konsequenz haben: Sich strategisch neu zu positionieren, zu diversifizieren, die Abhängigkeiten zu verringern, ohne jedoch bestehende Geschäftsbeziehungen zu gefährden. Und kontinuierlich innovative Produkte zu entwickeln, die ihre Position stärken. Egal, wem gegenüber.
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